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Bernard Lewis is recognized around the globe as one of the leading authorities on Islam. Hailed as "the world's foremost Islamic scholar" (Wall Street Journal ), as "a towering figure among experts on the culture and religion of the Muslim world" (Baltimore Sun ), and as "the doyen of Middle Eastern studies" (New York Times ), Lewis is nothing less than a national treasure, a trusted voice that politicians, journalists, historians, and the general public have all turned to for insight into the Middle East. Now, Lewis has brought together writings on religion and government in the Middle East,…mehr

Produktbeschreibung
Bernard Lewis is recognized around the globe as one of the leading authorities on Islam. Hailed as "the world's foremost Islamic scholar" (Wall Street Journal ), as "a towering figure among experts on the culture and religion of the Muslim world" (Baltimore Sun ), and as "the doyen of Middle Eastern studies" (New York Times ), Lewis is nothing less than a national treasure, a trusted voice that politicians, journalists, historians, and the general public have all turned to for
insight into the Middle East.
Now, Lewis has brought together writings on religion and government in the Middle East, so different than in the Western world. The collection includes previously unpublished writings, English originals of articles published before only in foreign languages, and an introduction to the book by Lewis.
Acclaim for What Went Wrong?
A New York Times Bestseller
"Replete with the exceptional historical insight that one has come to expect from the world's foremost Islamic scholar."
--Karen Elliott House, Wall Street Journal
Lewis has done us all--Muslim and non-Muslim alike--a remarkable service.... The book's great strength, and its claim upon our attention, [is that] it offers a long view in the midst of so much short-term and confusing punditry on television, in the op-ed pages, on campuses and in strategic studies think tanks."
--Paul Kennedy, The New York Times Book Review
Acclaim for From Babel to Dragomans
"Lewis has long been considered the West's leading interpreter of Mideast culture and history, and this collection only solidifies his reputation."--National Review
"For more than four decades, Lewis has been one of the most respected scholars and prolific writers on the history and politics of the Middle East. In this compilation of more than 50 journal articles and essays, he displays the full range of his eloquence, knowledge, and insight regarding this pivotal and volatile region."--Booklist
Autorenporträt
Bernard Lewis is Cleveland E. Dodge Professor of Near Eastern Studies at Princeton University. His most recent books include From Babel to Dragomans: Interpreting the Middle East, The Crisis of Islam: Holy War and Unholy Terror, and What Went Wrong?, two of which were national bestsellers.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2010

Der Ungläubige als ultimativer Feind

Wie steht es mit der Gewaltentrennung zwischen Glauben und Macht in Mittelost? Ist das Erbe des Kalifen demokratiefähig? Antworten von Bernard Lewis, dem Nestor der angloamerikanischen Islamkunde.

Des Kaisers", antworteten sie auf seine Frage, wessen Bild und Name auf dem Silberling seien. "Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, aber gebt Gott, was Gott gehört." So spricht Jesus zu Pharisäern laut Matthäus darüber, ob es rechtens sei, Rom Steuern zu zahlen. Und dies sei das Prinzip zweier Autoritäten im Christentum, leitet Bernard Lewis sein neues Buch über Glauben und Macht in Mittelost ein. Kaiser und Gott hüteten je ihre Bereiche nach eigenen Regeln. Das Duale von Staat und Kirche treffe aber nicht auf den Islam zu. Dort sei die Trennung bis vor kurzem sinnlos gewesen, denn die Religion erwuchs aus der Einheit von Glauben und Macht.

Drei verwandte Religionen in Mittelost höben sich hierin ab, sagt der Nestor der angloamerikanischen Islamkunde. Moses führte sein Volk ins Gelobte Land, durfte es aber nicht betreten. Christus starb am Kreuz. Sein Gefolge blieb lange eine verfolgte Minorität im Streit um Staat und Rom. Allein Mohammed einte die Widerparte, da er als Religionsstifter zum Haupt seines Staates aufstieg, der zum Reich wuchs. Er war ein schlagender Rebell und erfolgreicher Unternehmer unter der Glutsonne Arabiens im Wüstenraum, den periodisch Streit laxer Städter und sittentreuer Nomaden aufrührte.

Die Kaiserregel führte zur Trennung von Staat und Kirche, das Kalifenerbe zur Einheit von Macht und Glauben. Die Kerndifferenz hebt die judäo-christliche Tradition von der islamischen Tradition ab. Dies beleuchtet der Princetoner Gelehrte in 13 Kapiteln. Meist nach dem Millennium notiert und in Teilen publiziert, geht es um Europa und den Islam sowie um Islam und Judentum. Lewis prüft, ob Islam und liberale Demokratie kompatibel sind. Dabei greift er, der gern auch im Internet surft, schon einmal auf die Websites der Taliban zurück, um die Rolle der Frau, Demokratie und Religion besser auszuloten.

Ein gediegenes Buch, da der Historiker alles im Fluss der Geschichte auflöst und am Beispiel erhellt. Der Leser mag staunen, denn Lewis bleibt sich hierbei treu: Er lässt jene Differenz nicht ins Unendliche gedeihen. Er konfrontiert uns mit der Ansicht, die er nach dem Begründer der modernen Islamforschung formuliert. Carl Heinrich Becker hatte vor einhundert Jahren behauptet, die wahre Trennlinie verlaufe nicht zwischen Christentum und Islam, sondern zwischen der judäo-christlichen und der fernöstlichen Tradition. Was Wunder, Buddha und Konfuzius lebten und lehrten ziemlich anders als Moses, Jesus und Mohammed.

Indes gibt uns Bernard Lewis einiges mehr zu denken. In seiner wohlabwägenden Art behauptet er, dass Christentum und Islam miteinander in Konflikt gerieten: nicht, weil sie viel zu unterschiedlich seien, sondern weil sie derart viel eint. Der Leser mag es sich mit Lessing als drei Söhne des Urvaters Abraham vorstellen, die im Wettstreit um die besten Lebensumstände und Weisheiten ringen sollten, damit alle mehr am Glück teilhaben. Da sie sich ähneln, raufen sie viel. Der Jüngste muss gegen zwei angehen. Wie können sie es friedlich tun?

Versöhnliche Töne lesen heute manche vielleicht nicht so gern. Auch nicht, dass Lewis, der vor 30 Jahren selbst noch die Formel "Kollision der Zivilisationen" benutzt und dem Samuel Huntington dafür gar Anerkennung gezollt hat, diesen Ausdruck "clash" nicht mag. Der Gelehrte greift lieber 235 Jahre zurück. Denn er will den Begriff "große Debatte" beleben, den der englische Historiker Edward Gibbon in der Geschichte Roms benutzt hat.

Dieser Meinungsstreit zwischen Christentum und Islam rühre hauptsächlich daher, dass beide eine gemeinsame Geschichte, ähnlichen Hintergrund und gleiche Glaubenssätze hätten. Fochten sie im Mittelalter ihre Disputationen aus, erklärt Lewis weiter, so konnten sie sich gut miteinander verständigen. Und im Alltag? Beschimpfte etwa ein Christ einen Muslim oder umgekehrt, er sei ein Ungläubiger und werde in der Hölle brennen, wussten alle genau, worum es da ging. Zwar fielen beider Paradiese etwas verschieden aus, nicht jedoch ihr dämonisches Totenreich mit dem jenseitigen Fegefeuer am Tage des Jüngsten Gerichts.

Leicht sei indes der Versuch, die Religionen und Kontinente aufgrund von geteilten Vorurteilen gegeneinander auszuspielen. Indes einten die westlichen und mittelöstlichen Traditionen die Einsicht, eine miserable Regierung als eine Tyrannei zu bezeichnen. Hier könnten beide Seiten gemeinsam im Ringen um Freiheit und Gerechtigkeit vorgehen. Es sei an der Zeit, vereint Ignoranz, Armut und Terror zu bekämpfen. Jeder habe davon den Nutzen.

Alles prima, mag der Leser denken. Wenn da nicht diese kriegerische Realität mit den tödlichen Zwisten wäre: Die Welt quält sich zusammen. Lewis gibt eine kurze Umschau zu den jüngsten beiden Jahrhunderten, die zu umreißen sich lohnt. In Phase eins zogen Europa und seine Kinder als Siedler über Amerika und Australien in alle Erdwinkel aus. So erlebte Mittelost, wie das Britische Empire Indiens Nordwesten schluckte, Russen den Kaukasus eroberten und Franzosen in Nordafrika einfielen. Muslimische Bruderschaften wehrten sich am effektivsten. Ahmad Brelwi in Indien, Shamil in Dagestan und Abd al-Qadir in Algerien führten den islamischen Widerstand gegen das imperiale Ausgreifen an.

Dann galten Akzeptanz und Anpassen. Muslime lernten die Sprachen und Normen ihrer Meister. Sie übernahmen kulturelle Muster. Bis jetzt bezeuge dies die assimilierende Macht der amerikanischen Popkultur: Big Mac versus kleinen Fladen. Lewis setzt die zweite Phase am Ende des 19. Jahrhunderts an. Erstmals tauchte das Wort Panislamismus auf, alsbald verkürzt zu Islamismus. Dies war der politische Islam, der auf die höhere Einheit der Muslime gegen Europas Hegemonie abzielte. Die mittelöstliche Staatswerdung spaltete den Panislam auf: zum einen in ein staatlich gefördertes und außenpolitisches Werkzeug (57 Staaten der Organisation Islamische Konferenz suchen als islamischer Weltblock ihresgleichen); zum anderen in eine oppositionelle Mobilisationskraft des Radikalismus gegen Imperien und Mächtige.

Anfang des 20. Jahrhunderts begannen auch Muslime in Mittelost die konstitutionelle und parlamentarische Staatsform als Erfolgsformel zu testen. Revolutionen in Iran und im Osmanischen Reich und die Siege der Westmächte im Weltkrieg erhärteten es. Noch gab es Versuche, islamistische Militanz in Kolonien zu schüren. Jedoch festigten sich die säkulare Türkei und die Sowjetmacht im Kaukasus sowie in Turkestan. Nun begann die dritte, säkulare Phase eines mittelöstlichen Nationalismus. Doch sie hielt nicht sehr lange an.

Seit den zwanziger Jahren schwappten Nationalismus und Sozialismus aus Europa herüber. Sie bildeten gar neue Mischungen im nationalen Sozialismus und militanten Islamismus. Letzteren blockierten starke Kräfte seit den fünfziger Jahren. Denn Ägyptens Präsident Abd el Nasser und der Schah von Iran hatten zwar wenig gemein. Doch sahen sie im radikalen Islam eine Gefahr. Sie verfolgten ihn oder suchten ihn zu kontrollieren. Bald scheiterte der Schah daran. Ihn fegte Chomeinis islamische Revolution hinweg. Am Nil sind zwar noch Abd el Nassers Nachfolger an der Macht, jedoch werden sie durch eigene Islamisten bedroht.

Inzwischen hat sich ein radikaler Islam über enge islamische Räume hinaus globalisiert. Seine Träger zielten auf die Apostaten und Verräter in den eigenen Reihen ab, dann auf den ultimativen Feind: Räume der Ungläubigen. Lewis meint, die Chancen auf Demokratie seien in Mittelost nicht gut. Tiefe wirtschaftliche Probleme lasten auf den Ländern. Und wenn dort islamistische Regimes regieren wie die Taliban, vergrößern sie das Elend. Ob nun traditionelle und liberale Autokratien, Diktaturen, postsowjetische Republiken oder islamische Regimes, nirgends habe der Reigen zur breiteren Partizipation und Wohlfahrt geführt.

Trifft das Kalifenerbe mit der relativen Einheit von Glauben und Macht zu, muss in den Demokratien viel überdacht werden. Denn die Migration trägt auch dies Erbe überallhin. Wo die Kaiserregel zur Gewaltentrennung führte, wurde zum Beispiel der Glauben als Privatsache auch außenpolitisch umgangen. Indes zollte Amerika, das Staat und Kirche trennt, zur Jahrtausendwende einen blutigen Tribut dafür, dass es universelle und nichtstaatliche Akteure des Islams übersehen hat. War es richtig, das Kalifenerbe in der Weltpolitik so zu ignorieren? Nun fällt die Administration wieder dahin zurück, obzwar sie global deutlich Islampolitik betreibt. Aber die wird nicht erklärt, Islam soll unerwähnt bleiben. Bernard Lewis regt uns an, die Erben von Kaiser und Kalif besser zu verstehen.

WOLFGANG G. SCHWANITZ

Bernard Lewis: "Faith and Power". Religion and Politics in the Middle East. Oxford University Press, New York 2010. 208 S., geb., 24,95 $.

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