Produktdetails
  • Verlag: Hanser Fachbuch
  • ISBN-13: 9783446194267
  • ISBN-10: 3446194266
  • Artikelnr.: 24085947
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.1999

Gar nicht so exotische Exoten
Ein Buch über "Fachfremde" im Management

Ulrich Hirsch: Exoten im Management. Ein aktuelles Personalkonzept für lernende Organisationen. Hanser Verlag, München/Wien 1998, 268 Seiten, 78 DM.

"Es kann auch ein Ägyptologe sein." Die These, die Ulrich Hirsch in seinem Buch "Exoten im Management" verficht, scheint gewagt. Menschen ohne betriebswirtschaftlichen, juristischen oder ingenieurwissenschaftlichen Ausbildungshintergrund sind schließlich rar in den bekannten Management-Etagen dieser Republik.

Daß dies nicht so sein muß (und auch nicht unbedingt gut ist), dafür liefert Hirsch dann allerdings fundierte Argumente. Das Denken in Unternehmen verlaufe heute immer mehr in festgefahrenen "Managementkonzepten", die sich deduktiv um eine Kernaussage bildeten. Daß Hirsch dieses Denken in "Unternehmensphilosophien" ablehnt, ist begrüßenswert. Obwohl es den Großteil der entsprechenden Beratungsliteratur prägt, leistet es doch eher Geringes für den Unternehmenserfolg. Erfolgreiches Management, schreibt Hirsch, äußere sich vielmehr in einem umfassenden Verständnis von Unternehmen als ständig lernende Organisationen. Das in Analogie zu evolutionären Theorien der Naturwissenschaften eingeforderte "systemische" Denken setze voraus, daß der unternehmerisch Tätige Zusammenhänge umfassend erkenne und Offenheit zum Prinzip erhebe. Die Reduktion auf rein ökonomisches Wissen wäre hier nur verengend. Nicht nur Zahlen, sondern Ziele zählten. Und das sei weniger abhängig von dem, was man studiert habe, sondern wie gut man lerne.

Hirsch belegt seine Thesen auch empirisch durch Gespräche mit unternehmerisch tätigen "Fachfremden", zum Beispiel mit dem Chemie-Nobelpreisträger Manfred Eigen und mit dem früheren Postminister Christian Schwarz-Schilling, einem promovierten Sinologen. Hirsch resümiert am Ende: Letztlich sei die Persönlichkeit wichtiger als antrainiertes Wissen und klassische Karriereverläufe. So gesehen wäre es ein Schritt zu mehr Rationalität, wenn Unternehmen die "Exoten" nicht mehr ganz so sehr als exotisch empfänden. DETMAR DÖRING

(Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Königswinter)

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