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Jonathan Rosen erzählt die erste Liebesgeschichte der Welt - die Geschcihte von Adam und Eva. Diesmal allerdings spielt sie in New York, und ihre beiden Hauptfiguren heißen Joseph und Ruth. Ruth ist Josephs einzige Leidenschaft. Eines Tages entdeckt er, daß sie etwas zu verbergen hat. Fasziniert und erschrocken zugleich beginnt er, die geheime Seite ihres Lebens zu erforschen.

Produktbeschreibung
Jonathan Rosen erzählt die erste Liebesgeschichte der Welt - die Geschcihte von Adam und Eva. Diesmal allerdings spielt sie in New York, und ihre beiden Hauptfiguren heißen Joseph und Ruth. Ruth ist Josephs einzige Leidenschaft. Eines Tages entdeckt er, daß sie etwas zu verbergen hat. Fasziniert und erschrocken zugleich beginnt er, die geheime Seite ihres Lebens zu erforschen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.1998

Joseph beim Hühnchendinner
Zum Aufstoßen: Jonathan Rosens Roman "Evas Apfel"

Spätestens seit dem Augenaufschlag, mit dem Englands Königin der Herzen sich im Fernsehinterview zu ihrer Bulimie bekannte, hatten wir den Eindruck, daß es sich bei diesem Leiden nicht einfach um eine Eßstörung handelte, sondern um eine Pikanterie, ein geheimnisumwittertes Laster, dessen Enthüllungsfaktor gleich hinter dem des standeswidrigen Verkehrs mit einem Reitlehrer anzusiedeln sei. Jonathan Rosen, Feuilletonchef der auf Jiddisch erscheinenden New Yorker Tageszeitung "Forward", gibt in seinem ersten Roman diesem Argwohn Nahrung, ja, er mästet ihn geradezu. Unter dem irreführend appetitlichen Titel "Evas Apfel" schildert er eine Spurensuche, die so obsessiv ist, als sollten Ehebruch, Steuerbetrug und Mord in Tateinheit aufgedeckt werden, und die doch nichts anderes ans Licht bringen will als die sorgfältig getarnte Eßneurose einer jungen Frau.

Der Detektiv, zugleich Erzähler der Geschichte, hört auf den Namen Joseph. Damit gibt er sich als treusorgenden Ernährer und Beschützer zu erkennen, der sexuell kurzgehalten wird. Seine künstlerisch ambitionierte Freundin Ruth, mit der er in Manhattan ein Appartement und einen Kater teilt, hat erlesenere Lustquellen entdeckt. In ihrem Tagebuch zitiert sie eine Leidens- oder auch Genußgenossin: "Wie Sex", sogar "besser als Sex" sei das Gaumenkitzeln, das der Bulimiker sich anstelle des Digestifs gönnt, um die soeben verspeiste Mahlzeit in die Kanalisation zu befördern. Ein Hinweis auf das Triebleben der amerikanischen Mittelschicht im Zeitalter von Aids und Neopuritanismus, den Mr. Rosen sich wohl nicht gänzlich aus den Fingern gesogen hat.

Es fängt damit an, daß Joseph nach einem Hühnchendinner mit Ruth und deren Mama seiner Liebsten einen Kuß raubt und gallige Bitternis auf ihren Lippen schmeckt, während im Hintergrund die Wasserspülung rauscht. Hat sich da jemand klammheimlich übergeben? Schon brechen die Dämme der Diskretion: Joseph schnüffelt, spioniert und vertieft sich in die wissenschaftliche Theorie der Eßstörungen, um der gertenschlanken Gefährtin auf die Schliche zu kommen, die einerseits ständig Hunger hat, andererseits mit auffallender Disziplin ihr Gewicht hält.

Ruth ist kein unbeschriebenes Blatt, was die verkrampfte Einstellung zum täglichen Brot betrifft. Sie kann auf eine Karriere als Anorektikerin zurückblicken, deren familiäre Ursachen sie dem Freund schon früh anvertraut hat. "Bald lagen wir nur noch Seite an Seite, vertieft in lange entblößende Gespräche. Anstatt mit Sex lockte sie mich mit Informationen. Und je mehr ich aus ihr herauskitzelte, desto näher kamen wir uns." Nun, da diese Phase abgeschlossen ist, das Liebesleben sich jedoch weiterhin mager gestaltet, liegt Joseph viel daran, die seelisch Verwundete des Eß-und-Brech-Zwangs zu überführen, weil er hofft, auf diesem Wege in ihr Innerstes vorzudringen, das Geheimnis ihrer erotischen Zurückhaltung zu ergründen. Natürlich tritt dabei zutage, daß seine eigene Meise mindestens so groß ist wie die seiner Freundin. Auch bei ihm bleibt alles in der Familie: Er hat, was jedenfalls auf einen funktionierenden Gefühlshaushalt hindeutet, den Selbstmord seiner Schwester nicht verdaut.

Jonathan Rosens Roman ist, um in der passenden Metaphorik zu bleiben, alles andere als literarische Gourmetkost. Er hat weder Pointe noch doppelten Boden, schwelgt vielmehr in populärpsychologischen Ein- und Auslassungen über das Wesen einer Wohlstandsgesellschaft, in der attraktive, gebildete junge Frauen im Zwiespalt zwischen Körperkult und Körperfeindlichkeit die Nahrungsaufnahme verweigern. Figuren, Szenen und Konstellationen besitzen durchaus komisches Potential, etwa Ruth und Joseph beim Scrabble mit unanständigen Wörtern. Aber da sich der Autor offenbar nicht entscheiden konnte, ob er eine Psycho-Satire oder eine Fallstudie für Betroffene schreiben wollte, bleiben solche Ansätze in kunstloser Geschwätzigkeit stecken, und es mutet beinahe wie Blasphemie an, dem schwach gewürzten Lesefutter ein Zitat aus Kafkas "Hungerkünstler" voranzustellen.

Von unfreiwilliger Komik ist hingegen die Beschreibung der russischen Einwanderer, die Joseph an einem Sprachinstitut unterrichtet, denn hier werden wir allen Ernstes mit Iwan-Klischees aus dem Kalten Krieg abgespeist. Joseph dagegen gelangt am Ende zu der Erkenntnis: "Ich hatte mir Ruth als lebendiges Spiegelbild für meine eigenen Probleme gesucht, so, wie das Essen zum Spielfeld der ihren wurde." Aus dem Munde Woody Allens hätten wir uns diesen Satz gerade noch gefallen lassen, aus der Feder von Jonathan Rosen wirkt er wie kalter Kaffee nach einem mediokren Menü. Wo, bitte, geht es hier zu den Waschräumen? KRISTINA MAIDT-ZINKE

Jonathan Rosen: "Evas Apfel". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Mechthild Küpper. Alexander Fest Verlag, Berlin 1997. 314 S., geb., 44,- DM.

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