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This volume brings together the most recent research on European aristocracies in the first half of the twentieth century. An international array of social and political historians analyses the aristocracies of eleven countries at a particularly testing time: the interwar years. After the First World War aristocrats were confronted with revolutions, republics, and an influx of 'Bolshevist' ideas. Debates about a new order in which aristocrats would play a leading part took place in all countries after 1918. The Mussolini model, in particular, seemed an ideal solution and had an impact on…mehr

Produktbeschreibung
This volume brings together the most recent research on European aristocracies in the first half of the twentieth century. An international array of social and political historians analyses the aristocracies of eleven countries at a particularly testing time: the interwar years. After the First World War aristocrats were confronted with revolutions, republics, and an influx of 'Bolshevist' ideas. Debates about a new order in which aristocrats would play a leading part took place in all countries after 1918. The Mussolini model, in particular, seemed an ideal solution and had an impact on aristocrats all over Europe. Here the exchange of ideas between networks of related aristocratic families played a part in spreading pro-fascist ideas. Anti-Semitism, anti-Bolshevism, and a belief in charismatic leadership also led to admiration of leaders such as Horthy and Franco. In all countries radical right-wing movements tried to recruit aristocrats as symbolic if not strategic figureheads. Is it possible, therefore, to speak of a last flourishing of the aristocracy in countries where fascist or authoritarian regimes were successful? Or are we falling for a left-wing conspiracy theory by overestimating the aristocracy's political prowess and failing to see that they often stood as a conservative bulwark against the radical right? The book shows that if radical right-wing parties could not offer new avenues to power centres, aristocrats, despite a natural predisposition, were not tempted to join, or soon lost interest. Yet their flirtations and short-term entanglements with these movements show that they played a destructive role in the great crisis years of parliamentarism.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2008

Politische Affinitäten?
Der europäische Adel und die radikale Rechte in der Zwischenkriegszeit

Der Adel wurde von der deutschen Geschichtsforschung lange Zeit stiefmütterlich behandelt. Während zumindest in England und Italien innovative Studien zur Adelslandschaft im 19. Jahrhundert erschienen sind, galt die deutsche Geschichte schlichtweg als bürgerlich geprägt. Diese historiographische Schieflage wird hier seit etwa zehn Jahren korrigiert, in vielen europäischen Ländern sieht es aber immer noch weitgehend düster aus. Noch weniger wissen wir - trotz einzelner Fallstudien und zahlreicher biographischer Schriften - über den europäischen Adel im 20. Jahrhundert. Daran vermag auch der von Karina Urbach herausgegebene Band wenig zu ändern.

Die elf Beiträge befassen sich mit den politischen Gesinnungen der europäischen Aristokratie. Die Hoffnung auf eine vergleichende Perspektive erfüllt nicht einmal die Einleitung. Allein der Beitrag von Eckart Conze zum deutschen Adel verweist auf ein zentrales Leitkonzept, das implizit auch in den anderen Beiträgen enthalten ist: Wie reagierte der Adel auf die tiefgreifenden Krisenjahre seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und vor allem auf den Zusammenbruch von Regierungssystemen nach 1918? Völlig zu Recht mahnt Conze an, dass man nicht einzelne Adelsbiographien heranziehen dürfe, um anhand dieses Materials zu generalisieren. Doch genau dies geschieht in allen Beiträgen, was sich nur vor dem Hintergrund des derzeitigen desolaten Forschungsstandes erklären lässt.

Was für Ergebnisse werden aber geboten? Zunächst versuchen alle Autoren, ihren Gegenstand abzustecken, gemäß dem Diktum Dominic Lievens, dass jeder weiß, was mit Adel gemeint ist, solange er kein Buch darüber schreiben muss. Aufgezeigt werden für alle Staaten regional und häufig auch konfessionell stark zersplitterte Adelslandschaften, die jeweils verschiedene Adelsqualitäten umfassen. Mehrheitlich widmen sich die Beiträge dem Hochadel, was sich auf die vorläufigen Ergebnisse auswirkt, denn Unterschiede in Rang und Reichtum bestimmten nicht zuletzt auch politische Affinitäten. Die bislang vorherrschende These, dass sich vor allem verarmter und deklassierter Adel dem Rechtsradikalismus zuwandte, kann trotz berechtigter Fragezeichen nicht revidiert werden.

Sympathisierte die Aristokratie aufgrund der Erschütterungen ihrer politischen und wirtschaftlichen Positionen teilweise mit rechtsradikalen Bewegungen, so waren in diese Richtung weisende Allianzen doch meist von kurzer Dauer, denn Ziele und Werte stimmten nur bedingt überein. Häufig kam es zu ideologischen Spannungen, auch wenn bezüglich eines mehr oder weniger ausgeprägten Antisemitismus Konsens herrschen mochte. Vor allem die in ihren Positionen bedrohten jüngeren Adligen schlossen sich rechtsradikalen Bewegungen an, in der Hoffnung, einer neuen nationalen Elite anzugehören. Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Engagement des europäischen Adels in rechtsextremen Bewegungen eher begrenzt war. Ausnahmen finden sich natürlich: etwa in Rumänien, wo der Adel die Legion des Erzengels Michael ideologisch stark beeinflusste. Aber selbst hier verfolgte der Großteil der Aristokratie im Endeffekt ganz andere politische Interessen.

Massenparteien oder totalitäre Staaten stießen die Aristokraten ab; die niederländischen Vertreter störte wiederum der bürgerliche Charakter der rechtsradikalen Bewegung. Adlige verfolgten regressive Utopien, in denen - abgesehen von England - ständestaatliche Konzepte favorisiert wurden. Konstatieren lässt sich weiterhin, dass die Adligen dort am wenigsten für rechtsradikale Organisationen empfänglich waren, wo ihre Machtposition am wenigsten erschüttert worden war (England) oder wo sie sich schon vor langer Zeit hatten umorientieren müssen (Frankreich). Stephan Malinowski schildert überzeugend, dass sich die französische Aristokratie seit 1789 den politischen Spielregeln des französischen Modells anpasste. Mehrheitlich waren die europäischen Aristokraten Monarchisten, mit Ausnahme Spaniens: Hier versöhnte sich der Adel mit dem Franco-System, das seine politischen und ideologischen Ziele erfüllte, wohingegen der im Exil lebende Thronprätendent Don Juan im Falle einer Machtübernahme demokratische Reformen versprach. Demokratie und vor allem die Gefahr eines drohenden Bolschewismus waren für den Adel jedoch europaweit Schreckgespenster. In wirtschaftlicher und politischer Hinsicht vielfach unter Druck stehend, behauptete er geschickt sein soziales und kulturelles Prestige. Familientraditionen, Ehrenkodex und Religion bestimmten und bestimmen noch heute seinen Wertehimmel.

GABRIELE B. CLEMENS

Karina Urbach (Herausgeberin): European Aristocracies and the Radical Right, 1918-1939. Oxford University Press, Oxford 2007. 245 S., 107,99 [Euro].

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