Produktdetails
  • Verlag: Artemis
  • ISBN-13: 9783760801933
  • Artikelnr.: 25579266
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2013

Im Zweifelsfall auf die Eule setzen
Celestino Piattis berühmtes Bilderbuch ist zum fünfzigsten Geburtstag wieder da

Dieses Buch erscheint alle Jubeljahrzehnte neu. Erstmals 1963, dann noch einmal 1993 (da lebte sein Illustrator Celestino Piatti noch), und jetzt zum fünfzigsten Geburtstag wieder. Wobei der Text schon 118 Jahre alt ist: 1895 veröffentlichte der damals zweiunddreißigjährige niederländische Zeichner Theo van Hoijtema sein Bilderbuch "Uilen-Geluk", ganz im naturalistisch-überbordenden Illustrationsstil jener Zeit. Damit hätte man in den sechziger Jahren, nach dem Zivilisationsbruch zweier Weltkriege, keinen Beifall mehr gefunden. Aber die Fabel von zwei selbstgenügsamen Eulen, die aus der verlässlichen Schönheit der Natur ihre Zufriedenheit ziehen, passte dafür umso besser in die Epoche, zumal in der neutralen Schweiz, die sich auf ihre Selbstgenügsamkeit einiges zugutehält. Und Schweizer war auch Celestino Piatti, der sich nun daranmachte, dem "Eulenglück" ein neues Erscheinungsbild zu geben.

Und wie er das tat! Das "Eulenglück" machte Furore wie in den zweiundsiebzig Jahren zuvor noch nie. Erst in der deutschen Übersetzung durch Erwin Burckhardt und mit Piattis Zeichnungen trat es seinen Siegeszug um die Welt an. Ganz nebenbei trug es auch bei zum wachsenden Ruhm des 1922 geborenen Piatti, der seit 1961 als Hausgraphiker des Deutschen Taschenbuchverlags (dtv) zum prägenden Buchgestalter wurde. Dass man ihn nicht allein auf diese massenwirksame Präsenz seiner Arbeiten reduzierte, verdankte sich entscheidend dem Eulenbuch.

Es war das erste Bilderbuch, das Piatti illustrierte - sechs weitere sollten noch folgen. Nicht viel gegenüber der vertausendfachten Zahl an anderen Büchern, für die Piatti bis zu seinem Tod 2007 tätig wurde. Aber dem "Eulenglück" verdankt er die geniale Formfindung der Piatti-Eule, jenes fast kugeligen, konturstarken Wesens mit Augen, die noch größer sind als in der Natur. Kein anderer seiner zahlreichen Bildeinfälle wurde so bekannt.

Und tatsächlich sind diese Bilder heute noch so eindrucksvoll, wie sie es vor fünfzig oder von zwanzig Jahren waren - obwohl Piattis tiefschwarze Konturen und der gedeckte Farbauftrag an Kirchenfenster denken lassen und die Stilisierung seiner Vogel-Menagerie im "Eulenglück" den Look der sechziger Jahre perfekt widerspiegelt. Der wurde aber auch entscheidend durch Piattis Graphik geprägt. Die Geschichte vom hedonistischen Federvieh, das immer nur nach mehr strebt und darüber das vergisst, was nur die beiden weisen Eulen zu genießen wissen, ist von erhabener Schlichtheit, aber genau deshalb auch von schlichter Erhabenheit. Sie ist ein Bilderbuchklassiker und ein Segen, dass sie nun wieder verfügbar ist.

apl

Celestino Piatti: "Eulenglück".

Nach der holländischen Erstausgabe von Theo van Hoijtema übersetzt und herausgegeben von Erwin Burckhardt. NordSüd Verlag, Zürich 2013. 32 S., Abb., geb., 14,95 [Euro]. Ab 6 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dass Celestino Piattis berühmtes Bilderbuch "Eulenglück" nun zum wiederholten Male neu erschienen ist, ist für Rezensent Andreas Platthaus schlichtweg ein "Segen". Die Fabel um zwei selbstgenügsame Eulen, die sich an der Schönheit der Natur erfreuen, wurde zwar bereits im Jahre 1895 von dem niederländischen Zeichner Theo van Hoijtema veröffentlicht, berichtet der Kritiker. Erst die liebevollen Illustrationen Piattis verhalfen diesem wunderbaren Werk aber zum Durchbruch. Und so ergötzt sich Platthaus einmal mehr an den beeindruckenden, im Stil der sechziger Jahre gehaltenen Bildern und preist das Buch als Werk von ebenso "erhabener Schlichtheit" wie "schlichter Erhabenheit".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Gefühl, Handwerk und Phantasie waren in hoher Konzentration die Ingredienzien Piattis Lebensarbeit.« NZZ