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Ein Farmer namens Holland auf einem großen Besitz in New South Wales verkündet, daß derjenige die Hand seiner Tochter Ellen erringt, der alle Varianten des Eukalyptus auf seinem Land korrekt benennen kann. Aber Ellen begegnet einem jungen Mann, der ihr von vielen rätselhaften Dingen dieser Welt erzählt, nur nicht von Eukalyptusbäumen. Ein poetischer Roman aus den Weiten Australiens.

Produktbeschreibung
Ein Farmer namens Holland auf einem großen Besitz in New South Wales verkündet, daß derjenige die Hand seiner Tochter Ellen erringt, der alle Varianten des Eukalyptus auf seinem Land korrekt benennen kann. Aber Ellen begegnet einem jungen Mann, der ihr von vielen rätselhaften Dingen dieser Welt erzählt, nur nicht von Eukalyptusbäumen. Ein poetischer Roman aus den Weiten Australiens.
Autorenporträt
Murray Bail was born in Adelaide in 1941, and now lives in Sydney. His first novel, Homesickness, won the National Book Award for Australian Literature and the Melbourne Age Book of the Year Award. His subsequent novel, Holden's Performance, won the Vance Palmer Prize for Fiction. His non-fiction includes an acclaimed monograph on the work of the painter Ian Fairweather.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.1998

Leben ohne Gummibaum
Aufforsten in Australien: Murray Bails Roman "Eukalyptus"

Anfangs ist dieses Buch eine wahre Stolperstrecke für Sprachempfindliche. Denn auf Schritt und Tritt legen sich einem Gummibäume in den Weg. Australien - denn da trägt sich zu, was erzählt wird - ist, wie man weiß, die Heimat der Eukalyptusbäume, die dort auch "gum trees" genannt werden. Hunderte von Arten findet man dort, aber mit den Gummibäumen in deutschen Wohnzimmern hat keine von ihnen auch nur irgend etwas zu tun. Und sie haben schon gar nichts mit Gummi zu tun, denn Gummi heißt im Englischen bekanntlich "rubber".

Nun hat sich jedoch Murray Bail, ein mit hohen Literaturpreisen seines Landes ausgezeichneter australischer Schriftsteller, ausgerechnet diese "gum trees" als das Leitmotiv für seinen Roman "Eukalyptus" erwählt. Daß er sich dabei nicht um die Sprachnöte seiner deutschen Übersetzerin Sorgen machte, kann man ihm wirklich nicht verübeln. Aber wenn sich nun seine deutschen Leser ihren Weg durch einen dichten Wald voller Rot-, Blau-, Zucker-, Geister- oder Lachsgummibäume bahnen, "Gummibaumplantagen" besuchen oder sogar "Gummisaft" lecken müssen, dann werden sie ganz sicher nicht mehr von jenem zarten Hauch des Eukalyptus umfangen, der den australischen "Busch" durchwebt, und das besonders, wenn die Sonnenstrahlen auf dem Blätterdach liegen. Sie wandern auf falscher Fährte.

Sympathien verdient die Übersetzerin allerdings, denn es gibt kein deutsches Wort, das jene Düfte und immergrünen Gestalten evozieren könnte, die sich mit den wirklichen "gum trees" verbinden. Gerade um sie jedoch ist es Bail zu tun. Wo andere Briefmarken und Telefonkarten sammeln, sammelt sein Mister Holland die heimischen Bäume und pflanzt Exemplare davon auf einen Flecken Land irgendwo westlich von Sydney, bis er an die fünfhundert verschiedene von ihnen zusammenhat. Was botanisch ein verdienstvolles Unternehmen sein mag und grün Gesinnte sicher enthusiasmiert, wäre kein episch besonders aufregender Vorwurf, wenn dieser Holland nicht noch eine Tochter von ausgezeichneter Schönheit besäße. Sie aber soll, so entscheidet der Vater, dem zur Frau gegeben werden, der jeden Eukalyptusbaum auf seinem Land richtig benennen kann.

Wir geraten also aus Geographie und Botanik unversehens ins Märchen. "Es war einmal ein Mann - warum eigentlich nicht? Kein besonders origineller Anfang, aber doch einer, der sich im Laufe der Zeit bewährt hat." Tagaus, tagein werden sich nun die Prinzen beim König der Eukalyptusbäume und seiner Prinzessin im australischen "Outback" einfinden, geduldig ihre Prüfung ablegen und am Ende vor der Fülle der Namen kläglich scheitern. Nicht nur ihnen, sondern auch der Leserschaft wird dabei viel zugemutet, weiß man doch, daß inzwischen andere Wege zu Herz und Hand von jungen Frauen zu führen pflegen als dergleichen Examen von Vaters Gnaden.

In der Tat: Ellen, die Tochter, gewiß keine Feministin, wird sich den Lebensgefährten nicht vorschreiben lassen, sondern ihn sich selbst aussuchen. Nicht der vertrocknete Mr. Cave, der eines Tages alle fünfhundert Bäume benennen kann, darf die Buschprinzessin heimführen, sondern der Fremde, dem sie in der Einsamkeit der Landschaft begegnet ist und der so viele faszinierende Geschichten erzählen kann. An die Stelle der Baumnamen, des Wissens von der Natur, so respektabel es sein mag, tritt die Poesie, die von menschlichen Erfahrungen berichtet.

Bail hat die Annäherung der beiden, des Fremden und der Schönen, zu einem zarten Faden ausgesponnen, der sich - nicht immer leicht verfolgbar - durch das Gewebe dieses Romans zieht. Von Liebe und Tod, von Glück und Scheitern, Hoffnung und Enttäuschung, von sexuellem Erwachen und Ausleben, von Vätern und Töchtern ist in den kleinen Erzählungen, den fragmentarischen Geschichten und Episoden die Rede. Dabei wird ein beziehungsreiches Spiel mit den lateinischen Namen der Bäume entwickelt, denn in ihnen, so heißt es, sei "genügend Stoff enthalten, um eine ganze Sammlung von spannenden Geschichten über Krieg und andere Fälle von extremem (das heißt normalem) männlichen Verhalten" freizusetzen. Und wenn sich die väterliche Bedingung mit Hilfe von Aluminiumschildern dann doch zu erfüllen scheint, so ist das nur eine kleine Ironie der Wirklichkeit, die sich das Märchen aneignet.

Fragen läßt sich dennoch, ob Bails Wald voller Eukalyptusbäume nicht nur als Kulisse, sondern auch als Leitmotiv eines Kunstwerks überzeugt oder ob er lediglich ein Kunststück darstellt. Die Nötigung für australische Autoren, innerhalb der großen Gemeinschaft englischsprachiger Literaturen nach einer besonderen, eigenen Identität zu suchen, ist beträchtlich. Einschneidende oder gar sensationelle Ereignisse der nationalen Geschichte stehen in Australien kaum zur Verfügung. Die landschaftlichen Eigenheiten des Kontinents, das wüste Land im Inneren und die bewaldete, dünnbesiedelte Küste, sind metaphorisch von Autoren wie Patrick White oder David Malouf auf so bedeutende Weise erschlossen worden, daß Originalität hier schwer zu finden ist. Auch die Geschichte der weißen Besiedlung einschließlich des brutalen Umgangs mit den Eingeborenen hat bereits vielfältige Gestalt in der Literatur angenommen.

Bails Eukalyptusmärchen trägt also deutlich den Willen zu einer eigenen "Australizität", einer lokalen Identität zur Schau und bleibt damit wie alle von einer besonderen Absicht getragenen Kunstanstrengungen tatsächlich der Gefahr des Künstlichen ausgesetzt. Aber bei alldem geht es Bail nicht nur um Bäume, sondern um Menschen, und das ist schließlich der eigentliche, rechte Gegenstand aller Kunst. GERHARD SCHULZ

Murray Bail: "Eukalyptus". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Höbel. Berlin Verlag, Berlin 1998. 287 S., geb., 39,80 DM.

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There is such delight in Eucalyptus, such strange and sly and swerving humour. Murray Bail is the warmest and quick witted of storytellers. You will never forget what is at the heart of this book: one of the great and most surprising courtships in literature