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Die Bibliothekarin und Künstlerin Eva Hutchinson, 40, ist nicht auf Veränderungen aus. Doch genau die blühen ihr eines Freitags, am 13. Juni, als Hutch, mit dem sie seit 10 Jahren verheiratet ist, seinen Koffer packt und, ohne eine neue Freundin, in die Nacht hinausstapft auf der Suche nach jener Lebensfreude, die er in ihrer Ehe nicht mehr findet. Nichts mehr bleibt so, wie es war...

Produktbeschreibung
Die Bibliothekarin und Künstlerin Eva Hutchinson, 40, ist nicht auf Veränderungen aus. Doch genau die blühen ihr eines Freitags, am 13. Juni, als Hutch, mit dem sie seit 10 Jahren verheiratet ist, seinen Koffer packt und, ohne eine neue Freundin, in die Nacht hinausstapft auf der Suche nach jener Lebensfreude, die er in ihrer Ehe nicht mehr findet. Nichts mehr bleibt so, wie es war...
Autorenporträt
Valerie Wilson Wesley, geboren 1947, studierte Philosophie und Journalistik und arbeitete später als Chefredakteurin bei der Zeitschrift 'Essence'. Sie ist die Erfinderin der ersten schwarzen Privatdetektivin, Tamara Hayle.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.01.2002

Es wandert ein Koffer durch die Nacht
Valerie Wilson-Lesley beschreibt das Leben der arrivierten Schwarzen in New Jersey
An einem Freitag, dem dreizehnten, packt Lucas Hutchinson, genannt Hutch, seinen Koffer und wandert hinaus in die heiße Nacht von New Jersey. In solchen Fällen hat der Mann der fassungslosen Ehefrau eine Erklärung abzugeben. Das Ergebnis ist ein kümmerlicher Satz, der sich jedoch in der Folgezeit für alle Beteiligten als Leitgedanke erweisen wird: „Es herrscht keine Freude zwischen uns”. Für Eva und alle Familienmitglieder beginnt ein Jahr der Zweifel, Irrungen und Leidenschaften, an deren Ende alle sich selbst und einander ein bisschen besser kennen werden.
Valerie Wilson-Wesley ist die Erfinderin der ersten schwarzen Privatdetektivin der Literatur; jetzt hat sie sich an einen Liebesroman gewagt. Ihre Stärke ist die Einfühlung in ihre Figuren, das Auffangen feiner Gefühlsregungen und ihr blitzschnelles Umschlagen ins Gegenteil. Sie hat überzeugende Charaktere erschaffen, die voller Abgründe sind und dennoch zart sein können.
Die Höhen und Tiefen in der Ehe von Hutch und Eva kennen wir; die Kinder Charley und Steven könnten unsere Kinder sein. Aber Eva, Hutch, Charley, Steven und alle anderen in dieser Geschichte sind Schwarze, und das muss sich der Leser ins Gedächtnis rufen. Rassenprobleme sind nicht Valerie Wilson- Wesleys Thema, nur wenige Sätze am Rande deuten darauf hin, dass dieses Leben nicht selbstverständlich war: „Als Schwarzer muss man eine Menge durchmachen, bevor man zu sich selbst finden kann”, sagt Hutch einmal zu seinem Sohn, aber um was er da gerungen hat, wird verschwiegen. Diese Menschen sind ganz normale Amerikaner der Mittelschicht. Gebildet und leidlich erfolgreich, in ihren hübschen Häusern am Stadtrand wohnend. Die Einrichtung stammt von Ikea, das Essen ist französisch und griechisch; sie tragen Lederjacken, Businessanzüge und die nicht ganz billige Mode aus den bekannten Kaufhäusern – durch nichts unterscheiden sie sich von ihren weißen Nachbarn. Das ist, gesellschaftlich gesehen, ein Fortschritt, für die Literatur jedoch mag es ein Verlust sein.„Wir verbringen die Hälfte unseres Lebens damit, den Weißen das Gegenteil von dem zu beweisen, was sie sich über uns zusammenlügen”, hat Valerie Wilson-West einmal gesagt. Diesen Kreis durchbricht sie in diesem Buch nur, wenn sie von der Liebe spricht.
MARGRIT IRGANG
VALERIE WILSON–WESLEY: Es wird alles anders bleiben. Roman. Aus dem Amerikanischen von Gertraude Krüger. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 422 Seiten, 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.2002

Klopse in Tränenfonds
Valerie Wilson Wesleys Drohschrieb "Es wird alles anders bleiben"

Hutch und Eva sind ein schwarzes amerikanisches Mittelklasse-Ehepaar in den besten Jahren, und damit wäre eigentlich auch schon alles zu Valery Wilson Wesleys neuem Roman gesagt. Eines Nachts, Freitag, den 13., gegen zwei Uhr morgens, packt die Midlife- und Mitternachtskrise Hutch am Schopf und zerrt ihn aus den Kissen. Er verläßt das warme Ehebett, sucht seine sieben Sachen zusammen und verläßt seine Eva: "Es herrscht keine Freude zwischen uns." Es dauert exakt ein Jahr und vierhundert Seiten, bis er wieder zu seiner Frau unter die Decke schlüpft und zum süßen Geigenklang des Happy-Ends in den hoffentlich ewigen Schlaf aller überflüssigen Prosahelden fällt.

Zwischen Ehekrise und Happy-End hat der Herrgott die Soap-Literatur gesetzt. Hutch ist Bauunternehmer und kommt ohne treusorgende Frau erwartungsgemäß schlecht zurecht. Sein sorgfältig eingerüstetes Leben fällt nach seinem kurzen Akt des Aufbegehrens in sich zusammen. Eva ist im tiefen Innern Künstlerin und findet in der Auszeit vom Ehealltag zu ihrer wahren Berufung zurück. Neben dem Allerweltsschicksal der Eheleute hakt Wilson Wesley noch einige Nebenschauplätze rührseliger Seelendramolette ab: Hutchs Sohn aus erster Ehe hat sein Coming-out. Der Vater wird lernen, damit umzugehen. Evas Tochter aus erster Beziehung möchte Comedy-Star statt Star-Anwältin werden. Die Mutter wird lernen, damit umzugehen. Hutch fängt ein Verhältnis mit der Frau seines besten Freundes an. Bester Freund, Eva und die Kinder werden lernen, damit umzugehen. Eva fängt ein Verhältnis mit dem Ex-Liebhaber ihrer Tochter an. Hutch und Evas Tochter werden lernen, wozu mittlerweile kein Leser mehr bereit sein wird: auch noch mit diesem Humbug umzugehen.

Wilson Wesleys fadenscheiniges Klischee-Patchwork wird auch nicht dadurch aufgewertet, daß sie ihre Figuren immer wieder auf ihre eigene Banalität verweisen läßt: "Mein ganzes Leben ist ein Klischee." Das Buch besteht zu fünfzig Prozent aus Sätzen, die man im Freibad auf Frottee-Handtüchern lesen kann: "Glück heißt, sich über jeden Tag neu zu freuen." Seine Psychologie neigt zu latenter Putzigkeit. In die Augen ihrer Figuren zaubert Wilson Wesley lustige Krähenfüßchen, und wenn die Traurigkeit kommt, zieht sich das Lächeln aus den krähenfüßigen Augenwinkeln zurück in einen verborgenen "Seelenwinkel". Nicht einmal die Katzenpsychologie weiß die Autorin glaubhaft darzustellen: "Die Katze wollte ihm gleich mit der Zunge das Gesicht ablecken." So verhalten sich nur Hunde oder Waschbären.

Zwischen den Zeilen dieses Textes fließt ein gewaltiger Strom von Tränen, in dem ungezählte Klöße herumschwimmen, die alle zwanzig Seiten an die Textoberfläche steigen und sich im Hals der Figuren festsetzen. Hinzu kommt die regelmäßige Turnstunde im Brustkasten: "Die Harmonie war wiederhergestellt, und sein Herz machte einen freudigen Sprung." Das Gefühl des sprichwörtlichen "Schlages in die Magengrube" ist ebenfalls chronisch. Mehr Worte findet Wesley Wilson auch schon nicht für das Gefühlsspektrum ihrer Figuren, die Bandbreite ihrer Gesichtsausdrücke entspricht derjenigen des frühen Pac-Man.

Es ist immer wieder verblüffend, mit welcher Unverfrorenheit ein Groschenroman reinsten Rosenwassers als höhere Kunst auf dem Literaturmarkt positioniert wird. Der deutsche Sprachraum kennt so viele schreibende Talkmasterinnen, Autorinnen, die Prosecco trinken, und Schriftstellerinnen, bei deren nächsten Männern und Büchern alles anders bleiben wird, daß man sich diesen Import getrost hätte sparen können.

STEPHAN MAUS

Valerie Wilson Wesley: "Es wird alles anders bleiben". Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 422 S., geb., 22,90 .

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