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Erwin ist ein Nasenbär und lebt auf einer Insel in der Nähe von Sansibar. Er spielt Tröte, schöner als alle anderen, und braucht dazu noch nicht einmal ein Instrument, denn seine Tröte ist die eigene Nase. Manchmal spielt er allein vor sich hin, doch am besten lässt es sich in der Combo musizieren, mit den Dschungel-Kings. Da sitzt der Orang Utang an den Drums, Marimba spielt Horsti, die Hyäne und Alligator Alex entlockt dem Akkordeon Töne.
Sie merken es schon: Nach Olaf, dem Elch, hat Volker Kriegel mit dem jazzenden Nasenbären Erwin eine neue hinreißende Figur geschaffen. Wir erleben die
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Produktbeschreibung
Erwin ist ein Nasenbär und lebt auf einer Insel in der Nähe von Sansibar. Er spielt Tröte, schöner als alle anderen, und braucht dazu noch nicht einmal ein Instrument, denn seine Tröte ist die eigene Nase. Manchmal spielt er allein vor sich hin, doch am besten lässt es sich in der Combo musizieren, mit den Dschungel-Kings. Da sitzt der Orang Utang an den Drums, Marimba spielt Horsti, die Hyäne und Alligator Alex entlockt dem Akkordeon Töne.

Sie merken es schon: Nach Olaf, dem Elch, hat Volker Kriegel mit dem jazzenden Nasenbären Erwin eine neue hinreißende Figur geschaffen. Wir erleben die musikalische Karriere Erwins, der natürlich auch Klassisches und Tanzbares spielen kann, von den Anfängen an, sehen den Nasenbären im Frack vor einem Galakonzert und erleben die Geburtsstunde des Magic Music Circus, den der fabelhafte Erwin zu großen Höhen führen wird.

Der Nasenbär auf Welttournee: lassen Sie sich dieses märchenhafte Abenteuer nicht entgehen.
Autorenporträt
Volker Kriegel, 1943 in Darmstadt geboren und 2003 verstorben, war ein vielseitiger Künstler: Jazzgitarrist, Komponist, Dokumentarfilmer, Rundfunkautor, Cartoonist und Illustrator.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.05.2002

Der Rüssel als
Glückstrompete
Ein musikalischer Nasenbär
bläst sich durch die große Welt
Charles Darwin sprach vom „survival of the fittest”. In der Herrschaft der Chance über die Form meinte er das Prinzip der Naturgeschichte gefunden zu haben. Sonderbar nur, dass es selbst im Tierreich zahlreiche Gestalten gibt, die diesem Dogma nicht zu gehorchen scheinen. Der Elch ist ein solches Tier. Denn eigentlich im dichten, dunklen Wald zu Hause, wirkt das ausladende Geweih des männlichen Tieres, als müsse es sich zwischen den vielen Bäumen fortwährend stoßen. Der Nasenbär ist ein weiteres Tier dieser scheinbar nur mangelhaft angepassten Art. Denn so nützlich ihm der lange Rüssel beim Herbeischnüffeln von Kleingetier sein mag, so lästig dürfte ihm der lange, bei jeder Bewegung vor dem Gesicht herumschlenkernde Schlauch bei jeder anderen Beschäftigung sein. Das scheinbar Unzweckmäßige an diesen Tieren macht sich bei uns, die wir doch in Chancen zu denken gelernt haben, als natürlich gegebener Überschuß an Eigensinn, wenn nicht gar an Unsinn bemerkbar. Wir bemerken an ihm etwas, wofür weder die Gestaltungslehre noch die Ästhetik ein Wort hat: Wir wollen es nach Lothar Müller das Naturkomische nennen.
Volker Kriegel, der Wiesbadener Gitarrist, Zeichner und Autor hat das Naturkomische mit Olaf, dem Elch, für sich entdeckt und das gutmütige Riesentier zum Helden von zwei Geschichten gemacht, die man, wie alle guten Werke dieser Art, erweiterte Kinderbücher nennen müsste: Sie gründen auf der kindlichen Neigung zur Identifikation ebenso wie auf der erwachsenen Neigung zur abgründigen, anspielungsreichen Pointe, sie sind wie große Anzüge, in die Kinder hineinwachsen können, bis sie Erwachsene sind. Mit Erwin, dem musizierenden Nasenbären, setzt Volker Kriegel seine Leidenschaft für das Naturkomische nun fort.
Erwin mit der Tröte ist eine wunderbare Geschichte voller Tücke, in der sich das evolutionsgeschichtliche Handikap des Nasenbärs, eben jener lange Rüssel in ein Glücksinstrument verwandelt. Erwins große Nase ist die Erfüllung der alten Phantasie vom Virtuosen, dieser möge mit seinem Gerät verschmelzen, auch körperlich eins werden mit seinem Instrument. Und Blech- und Holzblasinstrumente fügen sich diesem Traum ganz besonders, ist in ihnen doch das Atmen, die erste aller vitalen Funktionen, die Grundlage eines jeden Tons. Nur gibt es unter den Musikinstrumenten keines, das gleichzeitig Saxophon, Trompete und Flöte wäre. Volker Kriegel hat seinem Nasenbären daher eine „Tröte” beigegeben.
Die Geschichte von Erwin mit der Tröte ist ein Märchen, in dem es fast nur Glücksmomente gibt. Der Nasenbär lebt auf Sansibar, dort beherrscht er mit seiner Band, den Dschungel Kings, ein unendlich großes Repertoire, Bebop und Rockn’Roll, karibische und klassische Musik. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Ein vorbeireisender Forscher mit Tonbandgerät hört durch einen Zufall den allein übenden Erwin, geht zwischen „Torellis Trötensonate” und einer verschärften Bebop-Nummer in die Knie, entpuppt sich als Impresario und entführt den Nasenbären in die große Welt. Aber der Dschungel ist am Ende doch schöner, und Erwin kehrt nach kleinem Unglück zurück zu Rosa und der Combo. Ein klarer Fall von guter Atemtechnik, möchte man sagen. Und ein Triumph des Naturkomischen über das Erhabene.
THOMAS
STEINFELD
VOLKER KRIEGEL: Erwin mit der Tröte. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002. 62 Seiten, 14,95 Euro.
Illustration aus Volker Kriegel: Erwin mit der
Tröte
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2002

Nasenbär im Rampenlicht
Perfide und zauberhaft: Volker Kriegels neues Musik-Märchen

Dieses Buch beginnt mit einer faustdicken Lüge, und zur Rache wird diese Rezension mit einer faustdicken Lüge schließen. Zuerst aber die Buchlüge: "Man hatte ja schon des öfteren von musikalischen Nasenbären gehört." Hatte man das? Wir noch nie. Von musikalischen Schriftstellern haben wir schon des öfteren gehört. Zum Beispiel von Volker Kriegel, der erst als Jazzmusiker, dann als Illustrator und Kinderbuchautor reüssierte. Von ihm stammt der zitierte Satz, er steht auf der ersten Textseite seines neuen Buchs "Erwin mit der Tröte". Erwin, das wird man sich jetzt wohl denken können, auch wenn man noch nie etwas von musikalischen Nasenbären gehört hat, ist eben das: ein musikalischer Nasenbär.

Tatsächlich ertappten wir uns, den zitierten Satz einfach abzunicken: Musikalischer Nasenbär? Klar, schon des öfteren gehört. Denn ein Exemplar dieser Spezies schmückt den Umschlag des Buches, und wir waren sofort gefangen und gewonnen. Wie dieser Bär mit der trötenförmigen Nase da einherschreitet im Dschungel! Über eine Lichtung geht er, als stünde er im Zentrum eines Scheinwerfers. Natürlich ist das eine prophetische Szene, denn genauso wird es Erwin ergehen. Er macht Karriere, seine virtuose Spieltechnik begeistert die Welt, er füllt die größten Säle. Aber zurück zum Bild. Um Erwin herum bevölkern bunte Vögel den Urwald, und jeder dieser Vögel erinnert an das wunderbare Titelbild zu "Flauberts Papagei" von Julian Barnes. Alles wirkt also tiefvertraut und damit auch der Bär. Und schon ist man geneigt anzunehmen, daß man schon des öfteren von musikalischen Nasenbären gehört hat. So funktioniert die Unterwanderung des Gedächtnisses mittels Bild und Text. Perfide.

Und die zauberhaften Illustrationen sorgen dafür, daß das auch munter weitergeht. Die Geschichte kennt man eigentlich: die Aufsteigerstory vom unbekannten Musikus in Sansibar, der zum Startrompeter an der Mailänder Scala wird. Selbstverständlich geht das nicht gut, denn im Urwald ist es viel schöner als in der Scala. Doch da gibt es diesen Professor Higgins - nein, nicht den aus "My Fair Lady", aber ganz wie der versucht auch unser Higgins, ein unbedarftes Gemüt zu seinem Geschöpf zurechtzukneten. Daß Erwin das mit sich nicht machen läßt, ist klar; daß er zurück zu seiner alten Combo in den Dschungel geht, auch. Viel weniger klar aber ist, warum diese abgedroschene Geschichte sich so toll liest.

Das liegt an den Bildern. Nehmen wir etwa den Blick in die Scala, auf einer doppelseitigen Illustration: In den Logen und im Parkett jubeln die Menschen - und jeder jubelt anders, jeden muß man deshalb einzeln ansehen. Oder nehmen wir die Nachtveduten, die den einsamen Erwin auf seiner Welttournee vor wechselnden Hotelfenstern zeigen. Überall leuchtet die gleiche Skyline, ob in Rom, Paris oder Frankfurt. Nur der Mond nimmt stetig zu. Oder auch das wieder doppelseitige Bild, das einen Albtraum von Erwin illustriert: Da zeichnet Kriegel plötzlich Monster, wie sein großer britischer Kollege Ronald Searle es sonst gerne tut. Da kommen also nicht nur Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf ihre Kosten, sondern auch die begeisterten Graphikfreunde, von denen man ja nie so recht weiß, zu welcher der ersten Gruppen sie gehören.

Nicht zuletzt ist das Buch ein Genuß für alle Musikfreunde, denn wie Kriegel seine eigenen diesbezüglichen Vorlieben in Text und Zeichnungen verwebt, das spricht von solcher Liebe zum Metier, daß man miteinstimmen möchte in den Lobgesang. Charlie Parker, Piazzolla, Bach - das sind nur einige der Gewährsleute, und im imaginären Trötenkomponisten Torelli ist auch Antonio Corelli gut aufgehoben. Dazu bekommt Simon Rattle einen Auftritt, Ludwig Güttler feiert sein Debüt im Bilderbuch, und selbst diese Zeitung darf mit einer Schlagzeile die Meisterschaft von Erwin beglaubigen. Wir glauben es jedoch auch so, denn ein Mann wie Volker Kriegel kann nicht lügen.

ANDREAS PLATTHAUS.

Volker Kriegel: "Erwin mit der Tröte". Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002. 64 S., geb., 14,95 . Ab 8 J. und für Erwachsene.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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