Erwachsenenbildung und Lebenslauf - zwei pädagogische Fachbegriffe, deren Verknüpfung eine neue Sichtweise der Entwicklung des Menschen in der Pädagogik signalisiert. Die Pädagogik der letzten Jahrzehnte hatte sich primär der Frage zugewandt, wie Kindern und Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenenstatus beim Mündigwerden geholfen und wie Erwachsenen ein Mehr an Bildung zuteil werden kann. Seit einigen Jahren vollzieht sich nun eine thematische Umorientierung, die mit der neueren sozialwissenschaftlichen, interdisziplinär angelegten Biographieforschung einerseits und der sogenannten Alltagswende in den Sozial- und Humanwissenschaften andererseits zusammenhängt. Neben die objektiven Fakten und Daten treten konkurrierend, komplettierend und korrigierend deren subjektiv-individuelle Interpretamente hinzu. Das gilt auch für Entwicklung und Zeit.Die Zeit als Raumzeit im naturwissenschaftlichen und als subjektiv gewertete Lebenszeit im sozialwissenschaftlichen Verständnis tritt immer mehr ins Zentrum der Betrachtung. Das Erziehungsziel Mündigkeit und die entwicklungsmäßig erreichten bzw. erreichbaren Stufen kognitiver, emotionaler oder praktischer Entwicklung werden einer neuen kritischen Sichtung unterzogen. Wechselnde Lebenssituationen, Krisen und Belastungen in der Biographie finden verstärkt Beachtung in der pädagogischen und lernpsychologischen Forschung.An dieser neuen Diskussion nimmt das Buch mit fundierten Einzelbeiträgen teil. Es belegt und begründet, dass und wie Mündigkeit ein lebenslanger Lernprozess ist.