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Kreisau, das Gut des Grafen Helmuth James von Moltke, war seit 1940 Treffpunkt des "Kreisauer Kreises", dem Männer und Frauen des Widerstands gegen Hitler angehörten. Freya von Moltke, Ehefrau des 1945 hingerichteten Gutsherren, legt hier ein ganz persönliches Erinnerungsbuch vor. Sie erzählt von der Familie, in die sie hinein geheiratet hatte, vom Gut, das hochverschuldet war, als ihr Gatte es übernahm, von den Menschen, die dort lebten und arbeiteten, von der Landschaft, von Helmuth James selber und von den Mitgliedern der von ihm ins Leben gerufenen Widerstandsgruppe.

Produktbeschreibung
Kreisau, das Gut des Grafen Helmuth James von Moltke, war seit 1940 Treffpunkt des "Kreisauer Kreises", dem Männer und Frauen des Widerstands gegen Hitler angehörten. Freya von Moltke, Ehefrau des 1945 hingerichteten Gutsherren, legt hier ein ganz persönliches Erinnerungsbuch vor. Sie erzählt von der Familie, in die sie hinein geheiratet hatte, vom Gut, das hochverschuldet war, als ihr Gatte es übernahm, von den Menschen, die dort lebten und arbeiteten, von der Landschaft, von Helmuth James selber und von den Mitgliedern der von ihm ins Leben gerufenen Widerstandsgruppe.
Autorenporträt
Dr. jur. Freya von Moltke, geb. 1911 in Köln, Studium der Jura, Promotion 1935 an der Humboldt Universität zu Berlin. 1931 Heirat mit Helmuth J. von Moltke, der 1945 als Mitglied des 'Kreisauer Kreises' hingerichtet wurde. Seit 1960 lebt sie in Vermont, USA. Auszeichnung mit dem Geschwister-Scholl-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.1997

Widerstand von Anfang an
Freya von Moltkes Erinnerungen an Kreisau und den Kreis

Freya von Moltke: Erinnerungen an Kreisau 1930-1945. Verlag C. H. Beck, München 1997. 138 Seiten, 20 Abbildungen, 28,- Mark.

Der Widerstand, den Helmuth James Graf von Moltke dem Hitlerregime entgegensetzte, war unmittelbar ethisch motiviert, und sein Abscheu gegen den Nationalsozialismus mußte nicht erst durch dessen Untaten hervorgerufen werden, sondern entzündete sich bereits am Programm Hitlers. Moltke war ein Gegner des Regimes von Anfang an. Später wurde er zum Spiritus rector des "Kreisauer Kreises", dessen Bezeichnung dem Moltkeschen Familiengut in Schlesien entlehnt ist. Dieser Zirkel von Regimegegnern, der schon wegen seiner politischen, sozialen und konfessionellen Bandbreite ein Unikum der Widerstandsgeschichte bildet, begann ausgerechnet 1940, auf dem Höhepunkt deutscher Kriegserfolge, mit Planungen für die Zeit nach dem Zusammenbruch des Regimes und für die Errichtung eines demokratischen Deutschlands. Im Januar 1944 wurde Moltke verhaftet, ein Jahr später vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Freya von Moltke hat ihrem Mann schon 1988 ein Denkmal gesetzt, als sie dessen an sie gerichtete Briefe der Forschung zur Verfügung stellte und damit das Moltke-Bild erweiterte. Nun liefert sie einen neuen Baustein, indem sie Kreisau selbst in den Mittelpunkt stellt. Dort, auf dem vom Generalstabschef der deutschen Einigungskriege, seinem Urgroßonkel, erworbenen Gut, wurde Moltke geboren und geprägt. Im ersten Kapitel, das sich mit dem gemeinsamen Vorkriegsleben im Wechsel von Berlin und Kreisau befaßt, wird klar, worin diese Prägung vor allem bestand: Moltkes Mutter war die Tochter eines hohen südafrikanischen Justizbeamten; sie brachte in die Familie eine im preußischen Adel nicht immer anzutreffende Weltläufigkeit und Unabhängigkeit im Urteil ein, die nationale Grenzen überstieg; der oft zu Besuch weilende Großvater vermittelte zudem ein tiefes Rechtsempfinden, das auch später den Juristen Moltke prägen sollte. Dabei war das Leben in Kreisau durchaus kein Zuckerschlecken, denn wie viele preußische Güter war man überschuldet. Moltke hat es nach und nach geschafft, Kreisau wieder weitgehend schuldenfrei zu machen.

Den Mittelpunkt des zweiten Kapitels bilden der Kreisauer Kreis und vor allem die drei größeren Treffen der Regimegegner in Kreisau selbst zwischen Pfingsten 1942 und Pfingsten 1943. Sie haben der Gruppe ihren etwas mißverständlichen Namen eingebracht. Die Hauptarbeit wurde nämlich eher in kleineren Treffen, oft nur zu zweit oder dritt, in Berlin geleistet. Hier in Kreisau fand aber die abschließende Programmdiskussion statt. Sie erbrachte schließlich die "Grundsätze für die Neuordnung", jene programmatischen Zukunftspläne der Kreisauer, die zwar heute in mancher Hinsicht antiquiert anmuten, die aber - wie Freya von Moltke völlig zu Recht betont - nur aus der damaligen Situation zu verstehen sind. Als engagierte Zuhörerin all dieser langen Wochenenden in Kreisau vermag sie einiges von der Atmosphäre der Treffen zu vermitteln. Aber insgesamt ist dieser Teil etwas knapper geraten, als man sich wünscht.

Beim dritten und letzten Kapitel, das etwa die Hälfte des Buches umfaßt, handelt es sich um den Wiederabdruck eines 1975 (nicht erst 1984, wie es heißt) erstmals deutsch veröffentlichten Textes. Freya von Moltke schildert darin ihre letzten Monate in Kreisau, die mit der Vertreibung im Herbst 1945 ein Ende fanden. Auch hier erweist sich ihre Fähigkeit zur Differenzierung, wenn sie russischen und polnischen Besatzern Gerechtigkeit widerfahren läßt und zeigt, daß es Brutalität ebenso wie Hilfsbereitschaft gegeben hat. Überhaupt demonstriert das Kapitel ihre persönliche Willensstärke und unterstützt damit den Eindruck, der schon aus den Briefen Moltkes an seine Frau wie in einem Spiegel zu gewinnen war, daß nämlich einem bemerkenswerten Mann eine nicht weniger couragierte Frau zur Seite stand. WOLFGANG ELZ

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