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Produktdetails
  • Verlag: Konkursbuch
  • Seitenzahl: 158
  • Deutsch
  • Gewicht: 210g
  • ISBN-13: 9783887693237
  • ISBN-10: 388769323X
  • Artikelnr.: 12438672
Autorenporträt
Der in Korea berühmte und vielgelesene Dichter An Su-Kil, der mit diesem Band Erzählungen nun auch deutschen Lesern zugänglich gemacht wird, wurde am 3.November 1911 - also ein Jahr nach der Besetzung durch die Japaner - geboren, und starb am 18.April 1977, siehe oben: zwei Jahre bevor die vom Militär dominierte Regierungszeit des Park Chung-Hee zuende ging. Will heißen: die Literatur An Su-Kils ist von einer Atmosphäre wechselnder Diktaturen und äußerem wie innerem Exil geprägt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2004

Geteilter Himmel
Dritter Menschentyp: An Su Kils koreanische Kurzgeschichten

Der koreanische Dichter und Romancier An Su Kil (1911 bis 1977) dokumentiert in seinen Kurzgeschichten und Romanen Grenzgänge und Wendepunkte der modernen koreanischen Literatur. Sein bewegtes Dichterleben umfaßt Schlaglichter der koreanischen Geschichte: die japanische Annexion Koreas ab 1910, die Unabhängigkeitsbewegung des 1. März 1919, die Befreiung und der Korea-Krieg 1950, die Studentenunruhen von 1960 bis hin zur Industrialisierung der sechziger Jahre.

Ein vage depressiver Grundton, Fatalismus und verhaltener Verfolgungswahn ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Literatur. Schauplatz vieler Geschichten ist die ebenfalls von Japan besetzte Mandschurei der dreißiger Jahre, in die An Su Kil im Zuge der Annexion Koreas emigrierte. In den brüchigen Idyllen der frühen pastoralen Geschichten tritt die koloniale Realität mit erschütternder Intensität zutage.

Erzähltechnisch arbeitet An Su Kil mit Rückblenden und raffinierten Blickwechseln zwischen den Biographien der Generationen. So verknüpfen sich in den Erzählungen die Schicksalsfäden eines im Wandel der Geschichte und politischen Winde gesellschaftlich und ökonomisch von Repressalien, Rebellionen, Depressionen und Diktaturen gezeichneten Volkes. 1948 flüchtete An Su Kil von Nord- nach Südkorea. Selbst ein Wanderer zwischen den Koreas, Kulturen und Ideologien, kreist sein Schreiben immer auch um das Schreiben selbst, um die Kunst, Zensur, äußere und innere Blockaden.

So beleuchtet die selbstironische Parabel "Der Exildichter" das Verhältnis von Literatur und Muttersprache und die leitmotivische Suche nach einem Ort des Schreibens. Die autobiographisch gefärbten Nachkriegserzählungen evozieren die antikommunistische Observierung verdächtiger Autoren durch die südkoreanische Militärregierung. Der Verfall dörflicher Strukturen und konfuzianischer Werte im Zuge der Modernisierung, Alter, Isolation und Prostitution sind gesellschaftliche Themen des Spätwerks.

Die auf skurrile Weise luzide Erzählung "Der dritte Menschentyp", die Ausflüchte aus dem Identitätsverlust skizziert, erstellt schließlich eine Typologie von Menschen, die den Korea-Krieg überlebten. So bietet die Prosa von An Su Kil, der zwei Jahre vor dem Ende des Militärregimes Parks verstarb, vielschichtige und sich erst bei genauem Lesen erschließende Einblicke in die Psyche eines geteilten Volkes.

STEFFEN GNAM

An Su Kil: "Eine unmögliche Liebe". Erzählungen. Aus dem Koreanischen übersetzt und Nachwort von Alissa Walser und An In Kil. Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2003. 144 S., br., 10,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kurz und knapp lobt Steffen Gnam den 1977 verstorbenen An Su Kil als herausragenden Erzähler. Er habe die "Grenzgänge und Wendepunkte der modernen koreanischen Literatur" mitgeprägt und in seiner Lebenszeit mehrere Einschnitte in der Geschichte seines Landes miterlebt: von der japanischen Annexion früh im Jahrhundert, über den Koreakrieg und bis zu den Studentenunruhen von 1960. All das geht ein in seine Erzählungen, die mittels "Rückblenden und raffinierten Blickwechseln zwischen den Biografien der Generationen" vermitteln und so kunstvoll die "Schicksalsfäden" eines Volkes spinnen. Über allem liegen dem Rezensenten zufolge ein "vage depressiver Grundton, Fatalismus und verhaltener Verfolgungswahn". Viele Geschichten - man vermutet, erfährt aber aus der Rezension leider nicht, ob sie aus verschiedenen Schaffensperioden zusammengestellt wurden - spielen in der ebenfalls japanisch besetzten Mandschurei, wo An Su Kil eine Zeitlang in den 30er Jahren als Emigrant lebte: "brüchige Idyllen", in denen "die koloniale Realität mit erschütternder Intensität" zutage trete. So gelte es hier einen Autoren zu entdecken, der "vielschichtige und sich erst bei genauem Lesen erschließende Einblicke in die Psyche eines geteilten Volkes" biete.

© Perlentaucher Medien GmbH