Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 0,90 €
  • Broschiertes Buch

Barcelona, Ende der 40er Jahre: Jemand musste Carlos Prullas verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Verwerfliches getan hätte, findet sich der erfolgreiche Autor von Boulevardkomödien plötzlich inmitten einer undurchsichtigen Intrige und wird zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall, er, der doch bislang ein ausgeglichenes Leben führte, zwischen Beruf, Familie und Liebschaften. Doch in diesem schwülheißen August gerät sein Arrangement mit der Wirklichkeit ins Wanken. Der Film verdrängt sukzessive seine bislang todsicheren Stücke, seine besten Freunde, der Stammregisseur und die…mehr

Produktbeschreibung
Barcelona, Ende der 40er Jahre: Jemand musste Carlos Prullas verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Verwerfliches getan hätte, findet sich der erfolgreiche Autor von Boulevardkomödien plötzlich inmitten einer undurchsichtigen Intrige und wird zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall, er, der doch bislang ein ausgeglichenes Leben führte, zwischen Beruf, Familie und Liebschaften.
Doch in diesem schwülheißen August gerät sein Arrangement mit der Wirklichkeit ins Wanken. Der Film verdrängt sukzessive seine bislang todsicheren Stücke, seine besten Freunde, der Stammregisseur und die Starschauspielerin, scheinen sich von ihm abzuwenden, und auch mit seinen Affären wird es komplizierter. Der sonst so überlegene Verführer wird von einer jungen, dubiosen Schauspielerin derart in Bann gezogen, dass er die Gefahren und Abgründe nicht mehr wahrnimmt.
Eine leichte Komödie ist ein wunderbar schwebendes, leichtes und komplexes Buch voller ironischer Volten.
Autorenporträt
Eduardo Mendoza wurde am 11. Januar 1943 in Barcelona geboren. 1965 schloß er sein Jurastudium ab und arbeitete für kurze Zeit als Rechtsanwalt. Hierbei lernte er die juristisch-administrative Sprache kennen, die er später in einigen seiner Romane parodierte. Von 1973 bis 1982 war er in New York als Dolmetscher im Auftrag der Vereinten Nationen tätig. Im Jahr 2015 erhielt er den Franz-Kafka-Literaturpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.09.1998

Abschied von den Sommergästen
Arrivederci, Kleiner: Eduardo Mendoza nimmt es leicht

Eduardo Mendoza ist gewissermaßen der Stadtschreiber von Barcelona: Diese Stadt in verschiedenen historischen Zuständen bildet den Hintergrund und den Vordergrund, erfüllt den Zweck und heiligt die Mittel der meisten seiner Romane. Barcelona ist ihm gut für einen Slapstick oder ein Schauermärchen, für ein Melodram oder einen Politthriller, einen Comic oder eine Zirkusnummer.

Diesmal haben wir es mit "einer leichten Komödie" zu tun, und das Buch hält, was sein Titel verspricht. Der Held, Carlos Prullàs, ist Verfasser von sehr leichtgewichtigen Kriminalkomödien. "Arrivederci, Kleiner!" heißt sein Stück mit dem üblichen Personal: dem Dienstmädchen, dem Intriganten, dem Polizisten, der hübschen dummen Gans, dem Trottel und so fort. Freundlicherweise überläßt Mendoza seinem Lesepublikum Teile davon zur Ansicht - und empfiehlt sich so beiläufig als talentierter Boulevardautor. Wie sagt doch Carlos Prullàs so aufrichtig: "Ich bin nicht Ibsen, tut mit leid."

Und er ist es, in der Tat, ebensowenig, wie Eduardo Mendoza Cervantes ist. Den Ehrgeiz, ein Panorama der Barceloneser Gesellschaft der späten vierziger Jahre auszubreiten, bemerkt man rasch, auch wenn er sich hinter einem allgegenwärtigen ironischen Gestus verbirgt. Im ersten Kapitel macht uns Mendoza mit den Gepflogenheiten jener Zeit bekannt, als die Stadt sich von den Folgen des Bürgerkriegs zu erholen begann und die Bürger, fest entschlossen, ihre Bequemlichkeit nicht noch einmal stören zu lassen, die Tugenden des vergangenen Jahrhunderts pflegten. Schon in diesem sauber und leichthändig hingetuschten Genrebild setzt sich Mendozas ausgeprägte Vorliebe für die Karikatur durch. Und so bleibt es, wie zu erwarten, das ganze Buch über. Die Geschehnisse eines heißen Sommers, in dem die Familie am Meer weilt, Prullàs sich in Liebesaffären verstrickt, sein Stück mehr schlecht als recht geprobt wird und die gehobene Gesellschaft ihre Rituale zelebriert, werden mit einem anhaltend hintergründigen Grinsen erzählt. Es gibt Mord und Totschlag, Verschwörung und politische Intrige, Wahnsinn und Leidenschaft sowie Existenzkrisen am laufenden Band. Trotz dieses Kabinetts der Katastrophen kommt der Roman nicht recht in Schwung.

Es liegt nicht nur daran, daß der Held von Selbstzweifeln befallen wird. Es liegt vor allem daran, daß der Autor sich in psychologischer Hintergründigkeit versucht, ohne auch nur das mindeste Talent zum Tschechow zu haben. Prullàs, der Erfolgsautor, der wohl das ist, was man einmal als "Lebemann" bezeichnet hätte, kostet - anscheinend zum ersten Mal - die Schalheit seines Lebens und des Lebens überhaupt. Er hat eine reiche Frau geheiratet, die er immer noch begehrt, hat zwei Söhne, und jedes seiner Stücke, von der Kritik geschmäht, wird ein riesiger Publikumserfolg. Erfolg hat er auch bei den Frauen, er besitzt gute Freunde und noch bessere Anzüge. Die eine Geliebte, in der Sommerfrische am Meer, liebt ihn bis zum Wahnsinn, was für ihn eine unangenehme Komplikation darstellt; die andere, die in seinem Stück des tumbe Dienstmädchen gibt und die er mit einem Bekannten teilen muß, erfüllt ihn dagegen mit leidenschaftlichem Begehren.

Dann wird der Bekannte ermordet, Prullàs gerät in Verdacht. Ein hoher Beamter, eine sorgfältig ausgeführte Karikatur des eifrigen Franquisten, setzt ihn massiv unter Druck. Dazu kommt, daß alte Freunde plötzlich Geheimnisse zu haben scheinen, ihn kritisieren und belügen. Das alles könnte die geschilderte komfortable Realität nachhaltig erschüttern; und soll es wohl auch. Aber man merkt weder dem Roman noch seiner Hauptfigur Prullàs eine Erschütterung an. Die Konversationen gehen weiter, ebenso die Proben, das weltmännische Gehabe. Und, was den Roman selbst betrifft, auch das fortwährende Herbeizitieren literarischer - oder auch filmischer - Vorbilder gerät nicht ins Stocken. Manchmal sind es aber nur Abziehbilder. Die Sommergäste mit ihrer müden Dekadenz; der dämonische Zauberer, der vor ihnen auftritt; das Volk mit seiner pittoresken Grobheit; die Schauspieler mit dem großen Auftreten und der wunden Seele. Ganz zu schweigen von der gutherzigen alten Hure und dem boshaften Krüppel. Alles ist so lebensnah wie eine Boulevardkomödie.

So unterhaltsam, abwechslungsreich und spaßig bunt diese Figuren und Konstellationen auch dargeboten werden - sie erlangen bestenfalls die Tiefenschärfe eines Flachreliefs. Und so kann der Beamte als dämonischer Großinquisitor so wenig überzeugen wie Mariquita Pons als alternde Diva. Vielleicht sollen sie ja auch gar nicht überzeugen. Wenn sie allerdings nichts weiter tun sollen als bloß zu unterhalten, als ein bißchen komisch zu sein für ein Sommerabendvergnügen, was bleibt dann von der Ambition auf den gültigen Zeitroman?

Was als der eigentliche und tiefe Sinn dieses bei aller Dickleibigkeit doch so dünnen Büchleins gedacht war, steht auf der letzten Seite: "Zum ersten Mal begriff er, daß sich alles auf eine einfache Formel reduzierte: nämlich, daß die Jahre für ihn nicht umsonst vergangen waren, daß er erwachsen geworden war und soeben den letzten Sommer seiner Jugend erlebt hatte." Das war es also für dieses Mal: Barcelona, Franco und die Midlife-Crisis. Eine leichte Komödie. KATHARINA DÖBLER

Eduardo Mendoza: "Eine leichte Komödie". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Peter Schwaar. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1998. 540 Seiten, geb. 49,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr