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Der 1967 in Amerika erschienene Roman erzählt von der obsessiven, alles andere ausschließenden Beziehung eines jungen Amerikaners aus wohlhabendem Hause zu einer jungen Französin, die sich von ihm aushalten läßt. "Eine tour de force des erotischen Realismus, ein romantisches und zugleich spannendes Buch, eine luzide Vision des Amerikaners in Frankreich. Der Roman hat die Wirkung, die nur große Kunst haben kann: Er erzählt uns von uns selbst." (New York Times Book Review.)
James Salter, 1925 in New Jersey geboren, wurde 1945 Pilot bei der Air Force. Nach dem Abschied vom Militärdienst erschien 1957 sein erster Roman. Seitdem lebte er als freier Schriftsteller in New York, auf Long Island und in Aspen. James Salter verstarb im Juni 2015, nur wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag.
Produktdetails
- Verlag: Berlin Verlag
- Originaltitel: A Sport and a Pastime
- 1998.
- Seitenzahl: 216
- Deutsch
- Abmessung: 220mm
- Gewicht: 376g
- ISBN-13: 9783827000965
- ISBN-10: 3827000963
- Artikelnr.: 07595688
Herstellerkennzeichnung
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Stille Tage mit Serviererin
James Salter schwärmt vom Landleben in Frankreich / Von Burkhard Scherer
Anne-Marie Costallat und Phillip Dean tun es. Sie tun es ein gutes halbes Jahr lang, mal leidenschaftlich, mal verzweifelt, fast immer mit hohem körperlichen Einsatz, überwiegend in Hotelbetten, verteilt auf ganz Frankreich. Vorher sieht man sie meist beim Essen in den Restaurants der Hotels oder beim Betrachten der Auslagen der örtlichen Geschäfte. Sie haben sich nicht viel zu sagen, aber viel zu geben. Ihre Sicht auf das, was sie tun, divergiert dabei erheblich: "Anne-Maries ganzes Glück entspringt der Hoffnung, daß sie erst am Anfang sind, daß die Hochzeit vor ihnen liegt, während er das Gegenteil sieht. Für
James Salter schwärmt vom Landleben in Frankreich / Von Burkhard Scherer
Anne-Marie Costallat und Phillip Dean tun es. Sie tun es ein gutes halbes Jahr lang, mal leidenschaftlich, mal verzweifelt, fast immer mit hohem körperlichen Einsatz, überwiegend in Hotelbetten, verteilt auf ganz Frankreich. Vorher sieht man sie meist beim Essen in den Restaurants der Hotels oder beim Betrachten der Auslagen der örtlichen Geschäfte. Sie haben sich nicht viel zu sagen, aber viel zu geben. Ihre Sicht auf das, was sie tun, divergiert dabei erheblich: "Anne-Maries ganzes Glück entspringt der Hoffnung, daß sie erst am Anfang sind, daß die Hochzeit vor ihnen liegt, während er das Gegenteil sieht. Für
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Dean ist jede Stunde so intensiv, weil sie ihn dem Ende näherbringt." Man ahnt: Das kann nicht lange gutgehen.
Die unterschiedlichen Perspektiven der Liebenden korrespondieren mit der unterschiedlichen Herkunft: Anne-Marie ist eine achtzehn Jahre alte Französin mit kleinbürgerlichem Hintergrund, die sich als Serviererin und Verkäuferin über Wasser hält. Phillip, 24 Jahre alt, der Sohn eines amerikanischen Theaterkritikers mit internationalem Horizont und wohl auch solchem Renommee, hat sein Studium an einer amerikanischen Eliteuniversität unterbrochen, weil er sich dort unterfordert fühlte. Nun vagabundiert er durch Europa, in einem leihweise überlassenen Delage-Kabriolett von 1952 und versehen mit den Adressen der besseren Kreise, an die man sich bei einer solchen Reise wenden kann. Das Pariser Ehepaar Wheatland, Amerikaner wie er, bietet ihm die Benutzung seines Landhauses an. Es liegt zwar in einer Stadt, in Autun, aber aus Pariser Sicht ist das schon ländlich.
Als Phillip Dean an einem Oktobertag mit seinem auffälligen Auto vorfährt, ist schon jemand im Haus, der Erzähler. Der ist ebenfalls Amerikaner, Anfang Dreißig und auch aus der Schicht, die sich auf den Pariser Parties der Wheatlands zwischen Verlegern, Journalisten, Autoren und Schauspielern geläufig zu bewegen weiß. Dieser Erzähler ist ausgesprochen wichtig, denn ohne ihn wüßten wir zum Beispiel nichts von Phillip und Anne-Marie. Aber wir erfahren nichts Sicheres von ihm: "Nichts, was hier steht, ist wahr. Dies ist eine Geschichte von Dingen, die nie existiert haben. Ich hoffe nur, daß jeder, der dies liest, genauso resigniert ist wie ich." Mit der Irritation muß der Leser leben.
Phillip Dean, der definitiv nicht resigniert ist, begibt sich nun mit dem Erzähler auf Erkundungsfahrten in die französische Kultur und ins französische Sozialleben. Diese Ausflüge sind auch immer verbunden mit einem gewissen Sehnen nach dem anderen Geschlecht, und so treffen sie auf Anne-Marie. Daß die nun bei Phillip hängenbleibt und nicht bei ihm, erscheint dem Erzähler nur konsequent: "Ich bin nur ein Diener des Lebens. Er bewohnt es. Ich habe Angst vor ihm, vor allen Männern, die Erfolg in der Liebe haben." Diese Angst hält ihn aber nicht davon ab, die hinteren zwei Drittel des Buches überwiegend den Erfolgen des anderen Mannes zu widmen. Zweiunddreißigmal wird der Text explizit, wenn es zwischen Anne-Marie und Phillip zu dem kommt, was auch Bill Clinton als "sexual relation" bezeichnen würde.
In der Literatur ist schon lange vorgeführt worden, daß man das sprachlich anders bewältigen kann als etwa im Automechanikerjargon eines Starr-Reports. Aber selten ist es so gelungen wie hier. Der stimmungsvolle Detailreichtum der Schilderung intimen Geschehens findet sich dabei wieder in den Blicken auf die Landschaften und Städte, die die Liebenden durchstreifen, Blicke auf französische Einzelheiten, die so wohl nur ein Fremder werfen kann, einer, der das alles nicht als selbstverständlich vorhanden nimmt, aber auch nur ein kundiger Fremder, weil der Sucher des Erzählers sich nicht auf das richtet, was die Postkarten gemeinhin abbilden. Und die Intimität ist kein bloßes Rondo der körperlichen Ekstasen, sie hat ihre eigene Geschichte mit Menetekeln an der Wand, die auf ihre Bedrohtheit verweisen. Nur mühsam gelingt es Phillip Dean, ihre materielle Basis zu sichern und seine Zeit im Reich der Sinne zu verlängern durch Verkauf des Rückflugtickets in die Vereinigten Staaten, durch Kreditnahme bei Vater und Schwester und schließlich beim Erzähler selbst.
Was dieser berichtet, in seiner zwischen Sexualneid und fast devoter Bewunderung oszillierenden Sicht auf Phillip, muß - wie bei jedem Roman - nichts an faktischer Wahrheit transportieren, es langt völlig, daß es menschlich wahr ist. In seinem Vorwort zur amerikanischen Neuauflage des Buches 1995 schrieb James Salter, er betrachte sein Werk als "Hymne auf die Kleinstädte und Dörfer, auf die Pariser Architektur, die französischen Nebenstraßen und, selbstverständlich, auf die brennendste aller irdischen Begierden".
Der erste Roman James Salters erschien 1956, "The Hunters", eine Kampffliegergeschichte. Sie etablierte ihn als Autor, bis dahin arbeitete der West-Point-Absolvent unter seinem Geburtsnamen James Horowitz als Pilot bei der amerikanischen Luftwaffe. "A Sport and a Pasttime" erschien 1967. Geschrieben hatte er das Buch 1964, nachdem er in Folge der Berlin-Krise ein Jahr als Offizier in Frankreich reaktiviert worden war. Daher stammt seine gereifte Landeskenntnis, und dieser Zeitraum ist der Grund, weshalb in seinem Frankreichbild keine Hochgeschwindigkeitszüge, Atomkraftwerke oder Gewerbegebiete nach amerikanischem Vorbild mit Hypermarkt und Wegwerfhotels vorkommen. Heute, nach vier weiteren Büchern, diskutiert die amerikanische Kritik darüber, ob es sich bei ihm um einen unterschätzten, einen sehr unterschätzten oder den unterschätztesten der unterschätzten Autoren handelt.
Das besagt unter anderem, daß in den Vereinigten Staaten die Zeit dieser Unterschätzung gründlich vorbei ist, aber einfach war der Weg bis dahin nicht. Salter etwa erinnert sich, daß die Originalausgabe der französischen Liebesgeschichte seinerzeit so linkisch wie erfolglos beworben wurde. Der Verlag versah sie mit dem zutreffenden Hinweis, es gehe nicht um Baseball.
James Salter: "Ein Spiel und ein Zeitvertreib". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Beatrice Howeg. Berlin Verlag, Berlin 1998. 217 S., geb., 38,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die unterschiedlichen Perspektiven der Liebenden korrespondieren mit der unterschiedlichen Herkunft: Anne-Marie ist eine achtzehn Jahre alte Französin mit kleinbürgerlichem Hintergrund, die sich als Serviererin und Verkäuferin über Wasser hält. Phillip, 24 Jahre alt, der Sohn eines amerikanischen Theaterkritikers mit internationalem Horizont und wohl auch solchem Renommee, hat sein Studium an einer amerikanischen Eliteuniversität unterbrochen, weil er sich dort unterfordert fühlte. Nun vagabundiert er durch Europa, in einem leihweise überlassenen Delage-Kabriolett von 1952 und versehen mit den Adressen der besseren Kreise, an die man sich bei einer solchen Reise wenden kann. Das Pariser Ehepaar Wheatland, Amerikaner wie er, bietet ihm die Benutzung seines Landhauses an. Es liegt zwar in einer Stadt, in Autun, aber aus Pariser Sicht ist das schon ländlich.
Als Phillip Dean an einem Oktobertag mit seinem auffälligen Auto vorfährt, ist schon jemand im Haus, der Erzähler. Der ist ebenfalls Amerikaner, Anfang Dreißig und auch aus der Schicht, die sich auf den Pariser Parties der Wheatlands zwischen Verlegern, Journalisten, Autoren und Schauspielern geläufig zu bewegen weiß. Dieser Erzähler ist ausgesprochen wichtig, denn ohne ihn wüßten wir zum Beispiel nichts von Phillip und Anne-Marie. Aber wir erfahren nichts Sicheres von ihm: "Nichts, was hier steht, ist wahr. Dies ist eine Geschichte von Dingen, die nie existiert haben. Ich hoffe nur, daß jeder, der dies liest, genauso resigniert ist wie ich." Mit der Irritation muß der Leser leben.
Phillip Dean, der definitiv nicht resigniert ist, begibt sich nun mit dem Erzähler auf Erkundungsfahrten in die französische Kultur und ins französische Sozialleben. Diese Ausflüge sind auch immer verbunden mit einem gewissen Sehnen nach dem anderen Geschlecht, und so treffen sie auf Anne-Marie. Daß die nun bei Phillip hängenbleibt und nicht bei ihm, erscheint dem Erzähler nur konsequent: "Ich bin nur ein Diener des Lebens. Er bewohnt es. Ich habe Angst vor ihm, vor allen Männern, die Erfolg in der Liebe haben." Diese Angst hält ihn aber nicht davon ab, die hinteren zwei Drittel des Buches überwiegend den Erfolgen des anderen Mannes zu widmen. Zweiunddreißigmal wird der Text explizit, wenn es zwischen Anne-Marie und Phillip zu dem kommt, was auch Bill Clinton als "sexual relation" bezeichnen würde.
In der Literatur ist schon lange vorgeführt worden, daß man das sprachlich anders bewältigen kann als etwa im Automechanikerjargon eines Starr-Reports. Aber selten ist es so gelungen wie hier. Der stimmungsvolle Detailreichtum der Schilderung intimen Geschehens findet sich dabei wieder in den Blicken auf die Landschaften und Städte, die die Liebenden durchstreifen, Blicke auf französische Einzelheiten, die so wohl nur ein Fremder werfen kann, einer, der das alles nicht als selbstverständlich vorhanden nimmt, aber auch nur ein kundiger Fremder, weil der Sucher des Erzählers sich nicht auf das richtet, was die Postkarten gemeinhin abbilden. Und die Intimität ist kein bloßes Rondo der körperlichen Ekstasen, sie hat ihre eigene Geschichte mit Menetekeln an der Wand, die auf ihre Bedrohtheit verweisen. Nur mühsam gelingt es Phillip Dean, ihre materielle Basis zu sichern und seine Zeit im Reich der Sinne zu verlängern durch Verkauf des Rückflugtickets in die Vereinigten Staaten, durch Kreditnahme bei Vater und Schwester und schließlich beim Erzähler selbst.
Was dieser berichtet, in seiner zwischen Sexualneid und fast devoter Bewunderung oszillierenden Sicht auf Phillip, muß - wie bei jedem Roman - nichts an faktischer Wahrheit transportieren, es langt völlig, daß es menschlich wahr ist. In seinem Vorwort zur amerikanischen Neuauflage des Buches 1995 schrieb James Salter, er betrachte sein Werk als "Hymne auf die Kleinstädte und Dörfer, auf die Pariser Architektur, die französischen Nebenstraßen und, selbstverständlich, auf die brennendste aller irdischen Begierden".
Der erste Roman James Salters erschien 1956, "The Hunters", eine Kampffliegergeschichte. Sie etablierte ihn als Autor, bis dahin arbeitete der West-Point-Absolvent unter seinem Geburtsnamen James Horowitz als Pilot bei der amerikanischen Luftwaffe. "A Sport and a Pasttime" erschien 1967. Geschrieben hatte er das Buch 1964, nachdem er in Folge der Berlin-Krise ein Jahr als Offizier in Frankreich reaktiviert worden war. Daher stammt seine gereifte Landeskenntnis, und dieser Zeitraum ist der Grund, weshalb in seinem Frankreichbild keine Hochgeschwindigkeitszüge, Atomkraftwerke oder Gewerbegebiete nach amerikanischem Vorbild mit Hypermarkt und Wegwerfhotels vorkommen. Heute, nach vier weiteren Büchern, diskutiert die amerikanische Kritik darüber, ob es sich bei ihm um einen unterschätzten, einen sehr unterschätzten oder den unterschätztesten der unterschätzten Autoren handelt.
Das besagt unter anderem, daß in den Vereinigten Staaten die Zeit dieser Unterschätzung gründlich vorbei ist, aber einfach war der Weg bis dahin nicht. Salter etwa erinnert sich, daß die Originalausgabe der französischen Liebesgeschichte seinerzeit so linkisch wie erfolglos beworben wurde. Der Verlag versah sie mit dem zutreffenden Hinweis, es gehe nicht um Baseball.
James Salter: "Ein Spiel und ein Zeitvertreib". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Beatrice Howeg. Berlin Verlag, Berlin 1998. 217 S., geb., 38,- DM.
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Ein Märchen für Erwachsene
Er selbst hat den 1967 erschienenen Roman «Ein Spiel und ein Zeitvertreib» als das erste gute Buch bezeichnet, das er geschrieben habe, und die Anerkennung in Literaturkreisen gab dem amerikanischen Schriftsteller James Salter recht. Als …
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Ein Märchen für Erwachsene
Er selbst hat den 1967 erschienenen Roman «Ein Spiel und ein Zeitvertreib» als das erste gute Buch bezeichnet, das er geschrieben habe, und die Anerkennung in Literaturkreisen gab dem amerikanischen Schriftsteller James Salter recht. Als «Writer’s Writer» wird er seither nicht nur von seinen schreibenden Kollegen verehrt, sondern auch von literarischen Kennern, er hat sich damit jedenfalls in den Kanon der US-amerikanischen Literatur eingeschrieben, ohne je Bestseller-Status zu erreichen. In seiner Zeit als Kampfpilot hat Salter, mit dem Tod als ständigem Begleiter, im Koreakrieg mehr als 100 Einsätze geflogen, was sein späteres Werk erkennbar mitgeprägt hat. Und so hat er denn auch diesem Roman als Motto ein entsprechendes Koran-Zitat vorangestellt, dem der Titel entnommen ist: «Bedenke aber, dass das Leben in dieser Welt nichts ist als ein Spiel und ein Zeitvertreib». Der Autor hat seinen Roman als eine «Hymne auf die Kleinstädte und Dörfer, auf die Pariser Architektur, die französischen Nebenstraßen und, selbstverständlich, auf die heftigste aller irdischen Begierden» bezeichnet. Mit Letzterem spielt er auf den explizit erotischen Inhalt des Romans an, der im prüden Amerika natürlich auf empörte Ablehnung gestoßen ist.
Gute Freunde haben einen jungen amerikanischen Fotografen 1962 in ihr Haus in dem kleinen französischen Städtchen Autun eingeladen. Zusammen mit dem 24jährigen Dean, seinem hochbegabten, charismatischen Freund aus wohlhabendem Elternhaus, den er grenzenlos bewundert und der wie er in den Tag hinein lebt, unternimmt er eine Entdeckungsreise durch Frankreich, bei der das Delage-Kabriolett von Dean, ein äußerst seltener, edler Oldtimer, überall, wo sie auftauchen, für Aufsehen sorgt. In Dijon lernen die beiden Amerikaner in einem Nachtclub die attraktive 18jährige Anne-Marie kennen, eine einfache Verkäuferin, die schnell dem Charme von Dean erliegt und seine Geliebte wird. Als namenlos bleibender Ich-Erzähler, der bei Frauen eher ungeschickt ist und somit immer wieder scheitert, projiziert er nun voyeuristisch aufgeheizt seine eigenen Leidenschaften und seine Eifersucht in Deans Affäre hinein, ergeht sich in wüsten erotischen Phantasien.
Ein Schriftsteller habe, wie der Ich-Erzähler uns wissen lässt, neben der Realität nicht nur die Fiktion als literarische Bühne, sondern auch die Träume als deren höchste Form, die, dem Geist völlig entzogen, eine dritte narrative Ebene darstelle. Sie erst ermögliche es ihm, quasi durch die Wände zu sehen und zu beschreiben, was er nicht wissen und sich auch nicht ausdenken könne. Und so schildert er fotografisch exakt die wilden Liebesspiele des ungleichen Paares in allen Details, berichtet dutzende Male vom Koitus der Beiden, von variantenreichen Sexualpraktiken, so als wenn er dabei gewesen wäre. Und zwar in ständigem Wechsel mit Autofahrten, Hotelübernachtungen, Restaurantbesuchen, Schaufensterbummeln und Schilderungen der Städte und Landschaften Frankreichs, was durch die ständige Wiederholung des Immergleichen irgendwann natürlich langweilig wird.
James Salter verarbeitet in diesem Roman seine Eindrücke während seiner Militärzeit in Frankreich, wobei ich nach den ersten paar Seiten dieser ebenso scharfsichtigen wie liebevollen Beschreibung des Landes ungläubig auf das Cover geschaut habe: «Das kann doch kein Amerikaner geschrieben haben», dachte ich unwillkürlich, «jemand aus einem ganz anderen Kulturkreis!» Er schildert das Land und seine Bewohner sehr anschaulich in kurzen, metaphernreichen Sätzen, angenehm lesbar in einer glasklaren Sprache. «Nichts, was hier steht, ist wahr» heißt es an einer Stelle, und so ist diese Geschichte von einer fast schon devoten Heldenbewunderung und quälendem Sexualneid als «Spiel» ein Märchen für Erwachsene, nicht jugendfrei natürlich, als «Zeitvertreib» aber ohne Zweifel einer von der literarisch erfreulicheren Sorte.
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