Produktdetails
  • Verlag: Lichtung Verlag
  • Seitenzahl: 254
  • Erscheinungstermin: Mai 2007
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 394g
  • ISBN-13: 9783929517453
  • ISBN-10: 3929517450
  • Artikelnr.: 22621178
Autorenporträt
Bernhard Setzwein ist gebürtiger Münchner. Seit 1990 lebt er als freischaffender Autor in Waldmünchen an der bayerisch-böhmischen Grenze. Er ist Autor von Mundart-Gedichtbänden, Theaterstücken, Erzählungen, Bildbänden, Reiseführern und Romanen. Für sein Werk hat er bereits zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten, so z. B. 1998 Bayerischer Staatsförderungspreis für Literatur und 2006 Kulturpreis Bayern in der Kategorie Kunst. 2004 wurde er mit der Bamberger Poetikprofessur bedacht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.09.2007

Bayern-Buch
Bayerischer Grenzgang
Der Schriftsteller Bernhard Setzwein ist ein fleißiger Mensch, in reicher Zahl fließen Romane, Theaterstücke und Artikel aus seiner Feder. Vermutlich ist die Abgeschiedenheit des bayerisch-böhmischen Grenzlands seiner Phantasie besonders förderlich. Von seinem Arbeitszimmer aus blickt er direkt auf die böhmischen Bergrücken, die schon das literarische Schaffen des Adalbert Stifter geprägt haben. Dass Setzweins neuer Roman „Ein seltsames Land” seinen Anfang im Dreiländereck hinter Passau nimmt, ist also keine Überraschung. Nur wenige Schriftsteller der Gegenwart sind so eng mit dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald verbandelt wie der in München geborene, aber seit 1990 in Waldmünchen lebende Autor.
Wie bei seinem letzten Roman „Die grüne Jungfer” lenkt Setzwein den Leser in seinem neuen Werk in einen Kosmos, den er bis in die dunkelsten Ecken hinein kennt und den er deshalb wie kein anderer in seiner ganzen Absurdität, Komik und Tragik auszuleuchten vermag. Der Dichter verhehlt dabei keineswegs seinen Verdruss über die Waldlerheimat, die so reich ist an Natur und Augenfreude, aber trotz ihrer einstigen Weltabgeschiedenheit keinen Unsinn der modernen Zeit ausgelassen hat. Die Menschen haben freilich ihren eigenwilligen Charakter bewahrt, der sie oft wortkarg und schroff erscheinen lässt. Setzwein bringt diese existenzielle Grundhaltung mit der Dauerparole zweier Stammtischbrüder zum Ausdruck: Heamablosauf.
In dieser eigentümlichen Welt am hintersten Zipfel der Republik bewegt sich der Romanheld Lober, ein Staubsaugervertreter, der ständig Hunger hat und sich mit der aus dem Döner rinnenden Soße den Anzug versaut, dessen Beziehung mit seiner Freundin Franzka unrund läuft, dem sein eigenes Leben zu eng wird. Bis er, Stifter entdeckend, aus seiner eigenen Dumpfbackigkeit erwacht und sich fragt, was das für ein wundersames Land ist, durch das er täglich fährt? Es beginnt ihn zu faszinieren, er bleibt am Stammtisch eines Grenzwirtshauses hocken, vergisst seinen Tourplan, steigt aus seinen Verpflichtungen aus.
Er lernt die Bacherin kennen, eine Steinbildhauerin, und mit ihr fährt er in einem uralten Benz über die Grenze, zunächst ins Böhmische, wo es noch die alten Bierflaschen mit dickem Bauch gibt, wo am Bahndamm noch Königskerzen wachsen, wo aber das Alte unaufhaltsam verdrängt wird. So wie Setzwein Land und Leute des Bayerischen Waldes treffend zeichnet, so schildert er auch entlang des Loberschen Aussteiger-Trips nach Osten überzeugend die Verwerfungen in jenen Ländern, die noch die Stifter-Heimeligkeit atmen, an denen aber die Stürme der Globalisierung zerren. Setzwein hat ein spannendes Buch geschrieben, das die kuriose Wirklichkeit eines unter der Brüsseler Fuchtel und Gleichmacherei etwas orientierungslos gewordenen Ostens einfängt, dessen Zukunft ebenso ungewiss ist wie das Schicksal des Staubsaugervertreters Lobers, das am Ende offen bleibt. Hans Kratzer
Bernhard Setzwein, Ein seltsames Land, edition lichtung, 2007, 254 Seiten, 19,80 Euro, ISBN 978-3-929517-45-3
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr