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Frances Fyfield, Englands "Countess of Crime" (FAZ), hat mit Helen West eine Kultfigur der neuen Kriminalliteratur geschaffen. Auch in ihrem privaten Leben kann die hochbegabte, attraktive Anwältin der Krone dem Verbrechen nicht entfliehen. Sie wird den Verdacht nicht los, daß gleich zwei Morde ungesühnt bleiben.

Produktbeschreibung
Frances Fyfield, Englands "Countess of Crime" (FAZ), hat mit Helen West eine Kultfigur der neuen Kriminalliteratur geschaffen. Auch in ihrem privaten Leben kann die hochbegabte, attraktive Anwältin der Krone dem Verbrechen nicht entfliehen. Sie wird den Verdacht nicht los, daß gleich zwei Morde ungesühnt bleiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.1996

Mindestens zehn
Frances Fyfield hat kein Mitleid

Selbst der wohlmeinende Leser wird auf den ersten hundert Seiten des Buches sehr viel "poschlost" bemerken. Über diesen Begriff schrieb Vladimir Nabokov in seinem Gogol-Buch: "Die russische Sprache vermag mit Hilfe eines einzigen mitleidlosen Wortes die Quintessenz eines weitverbreiteten Defekts zu bezeichnen, für den die anderen drei europäischen Sprachen, deren ich mächtig bin, über keinen speziellen Begriff verfügen." Aspekte von "poschlost" drücken Adjektive wie "kitschig" oder "abgeschmackt" aus.

"Ach, meine großzügige Kleine mit dem dunklen Haar, der dunklen Wohnung und der Sehnsucht nach Licht", heißt es bei Frances Fyfield. Oder: "Ihr juristisch geschultes Bewußtsein, Fluch und Berufung zugleich, rief ihr allerlei Komplikationen ins Gedächtnis." Frauen lassen sich "im ewig gleichen Gehorsam gegenüber Leidenschaft und Schrecken" auf den Mund küssen, und die Unbeständigkeit des Lebens flößt "enormes Grauen" ein. Doch nach etwa hundert Seiten läßt sich ein interessantes Phänomen beobachten: Der Leser nimmt die "poschlost" nicht mehr wahr. Er überliest Passagen, deren Ton ihm nicht behagt, da er durch die immer spannender werdende Handlung zu immer rascherer Lektüre angetrieben wird.

Geschickt verwebt Fyfield die Handlungsfäden, die sich um die Putzfrau Cath zusammenschnüren, eine Frau aus erbärmlichsten sozialen Verhältnissen, der erst der Bruder, dann der Mann erstochen wird. Mit zynischem Realismus läßt sich die Autorin auf die klägliche Welt ihrer Heldin ein. Gleichzeitig beschreibt sie die persönlichen Schicksale der ermittelnden Staatsanwältin, des zuständigen Richters, der Polizeibeamten und bewegt sich hierbei in einem Milieu, das ihr - Frances Fyfield ist selbst Anwältin - bestens vertraut ist.

Die Sicht der Dinge in diesem Buch, gleichzeitig Melodram und Kriminalroman, ist desillusionierend. Niemandem ist zu helfen, und wenn man zu helfen versucht, macht man am Ende alles falsch. Daher sind wohl auch alle Helden Fyfields einsam. "Mehr war zwischen Männern und Frauen eben nicht zu erwarten", denkt beispielsweise die Staatsanwältin, "nur eine endlose Reihe von Bedürfnissen, die mit einer ebenso endlosen Reihe von immer erniedrigerenden Kompromissen beantwortet wurde." In Gefühlsdingen sind die Helden so hilflos wie die Opfer.

In Frances Fyfields "Ein reines Gewissen" (das in diesem düsteren Roman nur die Mörderin hat) spitzen sich die Ereignisse mit solch beunruhigender Geschwindigkeit zu, daß die Spannung über die "poschlost" triumphiert. Zurück bleiben eine kenntnisreiche Analyse des britischen Rechtssystems, eine bedrückende Milieustudie - und mindestens zehn gebrochene Helden. CHRISTOPHER ECKER

Frances Fyfield: "Ein reines Gewissen". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Pociao. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1996. 336 S., geb., 39,80 DM.

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