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Das Nachbarskind wird ermordet, der Vater läuft mit einer anderen Frau weg: Von diesem Tag an ist für die zehnjährige Marsha nichts mehr, wie es war. Als erwachsene Frau erinnert sie sich an die schrecklichen Ereignisse von 1972 - vor allem an die böse Tat, die sie selbst begangen hat. Nur dem verstorbenen Vater kann sie die entscheidende Frage nicht mehr stellen - warum er sie verlassen hat.

Produktbeschreibung
Das Nachbarskind wird ermordet, der Vater läuft mit einer anderen Frau weg: Von diesem Tag an ist für die zehnjährige Marsha nichts mehr, wie es war. Als erwachsene Frau erinnert sie sich an die schrecklichen Ereignisse von 1972 - vor allem an die böse Tat, die sie selbst begangen hat. Nur dem verstorbenen Vater kann sie die entscheidende Frage nicht mehr stellen - warum er sie verlassen hat.
Autorenporträt
Berne, Suzanne§Suzanne Berne, geboren 1961 in Washington, D.C., lebt mit Mann und zwei Kindern in der Nähe von Boston. Sie unterrichtet in Harvard und schreibt u.a. für die New York Times. Ihr erster Roman, Ein Mord in der Nachbarschaft (Zsolnay 2001), wurde mit dem Orange Prize ausgezeichnet. Der Roman Perfekte Verhältnisse ist 2003 im Zsolnay Verlag erschienen.
Rezensionen
Geheimnisvolle Vergangenheit

Im Alter von 10 Jahren erlebt Marsha, dass ihre bisherige Welt aus den Fugen gerät: Ihre Familie bricht auseinander, da der Vater sie wegen der Schwester seiner Frau verlässt, kurze Zeit später wird ein Junge aus der Nachbarschaft ermordet, was die Vorortsiedlung in helle Aufregung versetzt.
Als Erwachsene liest sie das Notizbuch, das sie damals führte, und erinnert sich zurück. In ihrer Vorstellung verschmolzen damals der Verlust ihres Vaters und der Tod des Jungen miteinander, ihr Vater schien auf unklare Weise Schuld an allen Ereignissen jenes Sommers zu haben.
Akribisch beobachtete sie in diesen Wochen die Menschen um sich herum, hielt in ihrem Notizbuch wichtige und unwichtige Details fest. Ihre Detektivarbeit gipfelte darin, dass sie den Nachbarn als Täter verdächtigte...

Konflikte, Trauer, Grausamkeit und Mitgefühl

Die Autorin versetzt den Leser mühelos in die Gedanken- und Gefühlswelt einer verstörten, einsamen, verlassenen Zehnjährigen. Der Schmerz über ihren Verlust braucht ein Ventil, das ihre Mutter ihr nicht bieten kann, es gibt niemanden, mit dem sie reden kann. So flüchtet sie in kleinliche Grausamkeiten anderen Menschen und auch Tieren gegenüber, ist besessen vom Tod eines Jungen, den sie nicht einmal leiden konnte.
Ihr Erleben ist durchdrungen von der Erkenntnis, die auch die Erwachsene für sich bewahrt: Nichts in ihrem Leben wird je sicher sein.
Kein klassischer Kriminalroman, mit einer Handlung, die sich vorwiegend auf einer Veranda sowie im Kopf und im Notizbuch eines zehnjährigen Mädchens abspielt - und doch ein spannendes Buch, das von Konflikten, Abschied, Trauer, Grausamkeit und auch Mitgefühl erzählt.
(Güde Nickelsen, www.krimi-forum.de)

"Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legt."
(Francis Fyfield)

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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2002

Generation Handbremse
Suzanne Bernes puritanisches Romandebüt

Die Harvard-Dozentin Suzanne Berne, geboren 1961 in Washington D.C., berichtete in einem Interview, ihr erstes Romanmanuskript sei von mehreren Verlagen zurückgeschickt worden. Der Tenor: Nett geschrieben, aber zu wenig action. Das trifft in gewisser Weise auch auf das tatsächliche Romandebüt der Autorin zu. Zwar gibt es darin, wie der Titel verspricht, ein Verbrechen. Doch das wird nie aufgeklärt, wie wir bereits im ersten Kapitel, einer glänzenden Exposition, lesen, deren Versprechen das Folgende leider nicht einlöst.

Suzanne Berne verquickt den Mord an einem zwölfjährigen Jungen, der im heißen Sommer 1972 in einer anständigen, aber langweiligen Wohnsiedlung am Stadtrand von Washington stattfindet, mit einer banalen Familiengeschichte. Und als ob diese Barrieren der Verfasserin immer noch nicht hoch genug wären, legt sie die Erzählung einem halbwüchsigen Mädchen in den Mund. Die Perspektive des altklugen, mutwilligen Kindes, das viel mitkriegt, aber wenig versteht, engt den Horizont des Erzählten erheblich ein. Der humoristische Effekt, der sich daraus gelegentlich ergibt, wiegt die Nachteile nicht auf. Wenn sich dann auch noch der Wissenschaftshorizont der Autorin vor die kindliche Sehweise schiebt, wenn das Detektiv spielende Kind behauptet, es fühle sich dazu getrieben, die Welt "als Lexikon der Zeichen und Symbole zu lesen", merkt auch der gutwillige Leser, daß mit dem erzählerischen Konzept etwas nicht stimmt.

Marsha verkraftet es nicht, daß der Vater, der ein Verhältnis mit der Tante hat, seine Familie verläßt und die Mutter mit einem neuen Nachbarn zu flirten beginnt. In ihrem Kopf vermischt sich der Mord an dem Jungen mit der Auflösung der eigenen Familie. Sie braucht einen Sündenbock. In ihrem Tagebuch stilisiert sie dazu den Nachbarn, den linkischen Mr. Green. Die kindliche Hexenjagd, angezettelt aus Enttäuschung, Langeweile und Angeberei, hat Erfolg. Mr. Green wird schließlich zwar vom Mordverdacht freigesprochen, muß aber wegziehen.

Die flüssig erzählte Geschichte spielt im Milieu des amerikanischen Vorstadtlebens der middle class mit seinen bürgerwehrartigen Aufpassern, den ewigen Grillparties und Wohlfahrtsbasaren. Dagegen wirkt der zeitgeschichtliche Hintergrund - Watergate und sogar die Ermordung der israelischen Olympioniken in München werden erwähnt - etwas aufgesetzt. Wenn Berne dagegen ihre Galerie tüchtiger Frauen vorführt, sie über Liebe, Ehe, Seitensprünge plaudern läßt, ist sie in ihrem Element. Doch die Geschichte plätschert einfach so dahin, ohne Tempo, ohne Höhepunkt. Marsha ist verlogen und grausam, aber ein Dämon des Bösen ist sie nicht.

In einem vom amerikanischen Puritanismus geprägten Schlußkapitel bekennt sich die nun erwachsene Ich-Erzählerin zu ihrer "Generation der ängstlichen Pragmatiker und Skeptiker", die um alles in der Welt vermeiden wolle, anderen Grausamkeit und Schmerz zuzufügen. Deshalb sei sie Mr. Green dankbar, weil er sie frühzeitig gelehrt habe, die eigenen Abgründe der Bosheit zu erkennen, um für den Rest des Lebens vorsichtiger zu sein. Die Pilgrim Fathers hätten es nicht erbaulicher sagen können!

RENATE SCHOSTACK

Suzanne Berne: "Ein Mord in der Nachbarschaft". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Anette Grube. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2001. 271 S., geb. 17,90 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Renate Schostack reißt dieses Romandebüt nicht vom Hocker. Sie kann sich den ersten Verlagsreaktionen, die das Manuskript wegen "zu wenig action" zurückgeschickt haben, nur anschließen. In der Geschichte um einen Mord in einer amerikanischen Kleinstadt, den ein halbwüchsiges Mädchen aufzuklären versucht und dabei selbst an der Auflösung der eigenen Familie leidet, werde "viel versprochen", besonders in der "glänzenden Exposition" und am Ende wenig eingelöst, so die Rezensentin enttäuscht. Die Erzählperspektive ist ihr zu "altklug" und gewisse Äußerungen nimmt sie der jungen Protagonisten einfach nicht ab, wie beispielsweise Bemerkungen über die Zeichenhaftigkeit der Welt. Zudem findet die Rezensentin den historischen Hintergrund des Romans, der in den 70er Jahren spielt, zu "aufgesetzt" und die Geschichte insgesamt zu spannungslos, manchmal sogar "banal".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann. Suzanne Berne schreibt einen wunderbaren Stil, ihre Sprache ist witzig und außerordentlich präzise."
Frances Fyfield

"Genaueste Beobachtungsgabe und psychologisches Feingefühl rollen Hintergründe und Lebensgefühl einer amerikanischen Vorstadt der Siebziger auf. Vielleicht hat Berne es auch deswegen erreicht, den Leser schriftstellerisch hoch begabt bis zur letzten Seite in ihren Bann zu ziehen. Ein bemerkenswertes Buch!" Gaby Helbig . hamburg.gay.web.de/kultur