Sharon Bolton steigt in ihrem Thriller sofort mit dem Mord an Opfer Nr. 1 ein und schon findet man sich mitten in der Mordermittlung wieder, lernt hierdurch schnell alle Mitwirkenden kennen und stellt fest, dass auch eine alte Bekannte aus „Todesopfer“ wieder mitspielt. Dana Tulloch ist mittlerweile
Detective Inspector und mit der Leitung der Ermittlungen betraut. Tatkräftig unterstützt wird sie…mehrSharon Bolton steigt in ihrem Thriller sofort mit dem Mord an Opfer Nr. 1 ein und schon findet man sich mitten in der Mordermittlung wieder, lernt hierdurch schnell alle Mitwirkenden kennen und stellt fest, dass auch eine alte Bekannte aus „Todesopfer“ wieder mitspielt. Dana Tulloch ist mittlerweile Detective Inspector und mit der Leitung der Ermittlungen betraut. Tatkräftig unterstützt wird sie hierbei von ihrem guten Freund und Kollegen DI Mark Joesbury.
Da fast sofort klar ist, dass der Mörder nach Vorgaben von Jack the Ripper mordet, ist natürlich das Interesse an den damaligen Morden im Ermittlungsteam sehr hoch. Lacey hat sich bereits in ihrer Jugend mit dem Serienmörder beschäftigt und ist deswegen geradezu prädestiniert das Team über die damaligen Fälle zu informieren. Hierdurch erfährt man als Leser selbst einiges über die Morde wie auch über die vielen Theorien, die in Bezug auf die Identität von Jack the Ripper bestehen. Die Story entwickelt sich von Anfang an sehr spannend und im weiteren Verlauf sehr komplex, sodass bis zur letzten Seite Nervenkitzel garantiert ist. Hierzu trägt natürlich auch wieder der flüssige, so einnehmende, bildhafte und fesselnde Schreibstil von Sharon Bolton bei, dem es wieder einmal problemlos gelingt, eine atmosphärische und erzählerische Dichte aufzubauen, sodass man den Thriller kaum aus der Hand legen mag.
Während Dana und der Rest des Teams fast selbstverständlich Lacey mit in die Ermittlungen einbeziehen und ihr ganz offensichtlich vertrauen, steht der raubeinige Mark der jungen Polizistin während des gesamten Falls eher misstrauisch gegenüber. Und so hat der abgebrühte Polizist, der allerdings auch sehr verständnisvoll und mitfühlend sein kann, hier den Part des Lesers inne. Denn man wird im Verlauf der Story einfach das Gefühl nicht los, dass mit Lacey irgendetwas nicht stimmt und sie Wesentliches verschweigt.
Sharon Bolton hat bei ihrem Thriller die Ich-Form gewählt und lässt Lacey den Fall selbst erzählen. Hierdurch lernt man die junge Frau eigentlich recht schnell kennen und stellt fest, dass sie souverän und engagiert ihrem Beruf nachgeht und findet sie auch augenblicklich sympathisch. Man bemerkt aber auch sehr schnell, dass Lacey ein überaus vielschichtiger, undurchschaubarer Charakter ist. Einerseits liebt sie Gesellschaft, stürzt sich regelmäßig ins Nachtleben, geht auf der anderen Seite aber jedem privaten Treffen unter Kollegen aus dem Weg. Obwohl sie so lebenslustig wirkt, hat sie kaum Freunde, lässt niemanden näher an sich heran. Privat stylt sie sich auf, betont ihre Figur und ihr gutes Aussehen, im Dienst wirkt sie eher wie eine graue Maus und ihre Dienstkleidung ist mindestens einer Nummer zu groß gewählt. Ein sehr zwiespältiger, aber auch liebenswerter Charakter und durch diese Gegensätzlichkeiten hat man bis zum Schluss kaum eine Chance, Lacey einzuschätzen.
Mit dieser Ungewissheit spielt die Autorin geschickt. Immer wieder lässt sie kleine Hinweise einfließen, die dem Verlauf des Thrillers eine neue Wendung geben, die einem merkwürdig vorkommen oder die Lacey in Verbindung mit den Morden bringen. Ein zweiter, immer sehr kurz gehaltener Erzählstrang, sorgt zusätzlich für Verwirrung und erst ganz zum Schluss für Aufklärung. Das Ende hat mich wirklich positiv überrascht, da es gut durchdacht ist, nicht unbedingt dem Klischee entspricht, alle Fragen klärt und schlüssig umgesetzt ist.
Fazit: Ein sehr komplex angelegter Thriller, der durch seine sympathische und wunderbar undurchschaubare Protagonistin und dem fesselnden Schreibstil der Autorin absolut überzeugt.