Was ich schon immer lieber nicht über Charles Dickens wissen wollte.
Dieses Buch wiegt ein halbes Kilo (und die deutschsprachige Ausgabe vermutlich noch mal 200 Gramm mehr). Was ich damit sagen will: Der Droodschmöker ist rein vom Handling her kein Lesevergnügen. Das Taschenbuch ist sperrig,
schwer, umständlich zu halten, es will in keine Tasche passen, und den Gesetzen der Schwerkraft…mehrWas ich schon immer lieber nicht über Charles Dickens wissen wollte.
Dieses Buch wiegt ein halbes Kilo (und die deutschsprachige Ausgabe vermutlich noch mal 200 Gramm mehr). Was ich damit sagen will: Der Droodschmöker ist rein vom Handling her kein Lesevergnügen. Das Taschenbuch ist sperrig, schwer, umständlich zu halten, es will in keine Tasche passen, und den Gesetzen der Schwerkraft gehorchend, neigt man eher dazu es schnell wieder aus der Hand zu legen als sich daran festzuklammern und Nächte lang durchzuschmökern.
Wäre das Pfund bedruckter Seiten jedoch das, was der Name des Autors und der Klappentext versprechen, dann würde ich gar keinen Satz über dessen Gewicht verlieren, sondern begeistert losjubeln.
Aber
…es gibt leider keinen Grund zum Jubeln, denn nach meiner Meinung hat sich Dan Simmons, der Meister der epischen Erzählkunst und schrillen Einfälle, dieses Mal einen ein Pfund schweren Flop geleistet.
Erzählt wird die Geschichte der Freundschaft von Charles Dickens und seines literarischen Mitstreiters Wilkie Collins. Nach dem Eisenbahnunglück von Staplehurst ist Charles Dickens nicht mehr derselbe. Dort ist ihm ein mysteriöses Geschöpf namens Drood begegnet, das für ihn zur fixen Idee wird und später für Wilkie Collins sogar zu Besessenheit. An Drood droht die Freundschaft letztlich zu zerbrechen. Falls es überhaupt je eine wahre Freundschaft gab, denn wie sich im Laufe von Wilkies Erzählungen herausstellt, ist der hauptsächlich von Neid und Eifersucht auf Dickens zerfressen. Während der "große" Dickens immer selbstgefälliger wird, kulminiert Wilkies Handeln und Denken schließlich in blinden Hass und obskure Mordabsichten.
Gelesen habe ich zwar eine wahnsinnsmäßig gut recherchierte und psychologisch sehr scharfsinnige Geschichte, aber auch endlose Passagen mit Nichtigkeiten und biografischen Unwichtigkeiten, die langweilten bis zum Abwinken. Kennengelernt habe ich einen unsympathischen Charles Dickens, der sich am Schluss sogar als überheblicher Dreckskerl outet und einen noch unsympathischeren, wehleidigen und gewissenlosen Drogensüchtigen, genannt Wilkie Collins, den ich mit jeder Seite ein wenig mehr verachtet habe.
Fasziniert hat mich der Roman trotzdem, auf eine seltsam abstoßende Weise.
Fazit:
Eine weitgehend langweilige und extrem langatmige Geschichte mit ein paar wenigen gruseligen Passagen, viel Detailverliebtheit und zwei dermaßen unangenehmen Helden, dass ich zu jedem Zeitpunkt des Lesens genervt, frustriert oder abgestoßen war, und manchmal sogar alles auf einmal.
Gelegentlich gibt es Passagen mit schnellerer Gangart und dramatischer Spannung - und man vergisst dann tatsächlich, dass die Schwarte ein halbes Kilo wiegt. Aber diese Passagen können leider nicht das negative Gesamtgefühl, das mir bei Lesen stets im Nacken saß, ausgleichen.
Ein überflüssiger Roman - dazu noch mit ungeklärten Rätseln - und eine bittere persönliche Enttäuschung für mich, was die drei großen Autoren Dickens, Collins und Simmons angeht.