Produktdetails
  • Verlag: MAAS Verlag
  • ISBN-13: 9783929010725
  • ISBN-10: 3929010720
  • Artikelnr.: 08935882
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.01.2001

Literatur
Durch die Wüste
„Dreck”: Garry Dishers zweiter
Wyatt-Thriller aus Australien
Ein Land feiert, spektakulär, mit allen Schikanen. Nicht nur den Jahres-, den Jahrhundertwechsel, sondern den eigenen Geburtstag: Australien ist am 1. Januar hundert Jahre alt geworden. Über die letzten zehn davon hat unter anderem der Autor Garry Disher erzählt, in seinen Kinderbüchern und Romanen, und vor allem in der Serie um Wyatt, den allerletzten der Independents vom fünften Kontinent. „Dreck” heißt der Band, der eben auf Deutsch erschienen ist (Maas Verlag, 19,80 Mark) – der erste, „Gier”, ist im vorigen Jahr mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet worden.
Endlose Wüste, verlassene Höfe, unrentable Erzminen, überall Dreck. Ein Land ohne Perspektiven, ohne Projekte. Der Originaltitel „Paydirt” ist die nackte Ironie – vom großen Treffer, den er signalisiert, träumt hier keiner mehr. Auch Wyatt hat eben einen Job in Melbourne vermasselt, er wird wegen Mordes gesucht, hat nur noch ein paar Dollar, und ein Killer der Organisation ist ihm – wie er später, beinahe zu spät, bemerkt – dicht auf den Fersen. Er muss untertauchen und geht zu Leah, in Adelaide Hills.
Fünf Jahre hat er sie nicht mehr gesehen. Als er in der Nacht ankommt, holt er die 38er heraus, überprüft aus Instinkt das ganze Haus. Dann steckt er die Waffe weg, umarmt Leah. Sie ist unwirsch, aber am nächsten Morgen erzählt sie von den Lohntüten in Belcowie – eine Gaspipeline in der Wüste, ein verrücktes Regierungsprojekt, 150 geile Bauarbeiter, die wöchentlich ausgezahlt werden müssen.
Wie Oasen kommen einem die amerikanischen Hard-boiled-Romane vor nach den australischen Wyatt-Büchern. Nirgendwo emotionale Wärme, nur die staubtrockene Hitze, die alles Zwischenmenschliche ausdörrt. Jeder Kumpel ist immer auch ein Feind. Jeder wird erst mal für sich sorgen. Keine Aussicht auf Erfolg, selbst das organisierte Verbrechen leidet: Wie soll man in dieser gottverlassenen Wüste geklaute schwarze Limousinen an den Mann bringen?
göt
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Viel kann man der kurzen Kritik von Fritz Göttler nicht entnehmen. Auch in diesem zweiten Wyatt-Thriller des australischen Kinderbuch- und Romanautors Garry Disher (für den ersten, "Gier", erhielt er im letzten Jahr den Deutschen Krimipreis) wird einem nach Göttler jede denkbare positive Weltsicht gründlich verwehrt. Dishers Krimis handelten von emotionaler Kälte und grenzenlosem Egoismus. Amerikanische Hard-boiled-Romane seien dagegen wahre Quellen der Ruhe und der Entspannung, meint der Rezensent.

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