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(...) Dichter sollten in den Untergrund gehen, sie sollten darauf verzichten, dass der Leser ihnen folgt, und damit auch auf Anerkennung und Popularität, d. h. auf alles, was ihre Surrogate leichter als sie, zusammen mit ihnen und durch sie erreichen. (Genauer wäre es freilich, zu sagen, dass nun keiner mehr irgendetwas erreicht, sondern nur eine x-beliebige Auswahl und funktionale Platzierung, wie das Geschäft eben läuft, vollzogen worden ist. Ein derartiges Bestreben stünde nicht nur den irrationalen Ursprüngen der Kulturordnung, sondern auch generell der Schönheit der Kulturexistenz…mehr

Produktbeschreibung
(...) Dichter sollten in den Untergrund gehen, sie sollten darauf verzichten, dass der Leser ihnen folgt, und damit auch auf Anerkennung und Popularität, d. h. auf alles, was ihre Surrogate leichter als sie, zusammen mit ihnen und durch sie erreichen. (Genauer wäre es freilich, zu sagen, dass nun keiner mehr irgendetwas erreicht, sondern nur eine x-beliebige Auswahl und funktionale Platzierung, wie das Geschäft eben läuft, vollzogen worden ist. Ein derartiges Bestreben stünde nicht nur den irrationalen Ursprüngen der Kulturordnung, sondern auch generell der Schönheit der Kulturexistenz gegenüber.) In dürftigen Zeiten verringert sich die Zahl der tatsächlichen LeserInnen gleichermaßen wie die Zahl der Dichtenden. Dementsprechend wird auch die Zahl der Leser, die den poetischen Text und sein Surrogat auseinanderhalten können, niedriger (gut möglich, dass es solche Leser noch weniger gibt als Dichter...). Dem Leser soll die Möglichkeit gegeben werden, die Poesie wiederzuerkennen und wiederzubekommen. Dies mag ihm der Dichter dadurch ermöglichen, dass er den Leser verlässt, ihm den Rücken zukehrt - (oder er kehrt den Rücken nur dem eigenen Sentiment, Egoismus und Narzissmus zu). Nur auf diesem Weg kann er den wahren Leser aus der Hölle befreien, dem Dichter als Falle zu dienen. Wenn die Zeit reif ist, wird der wahre Leser den Dichter finden und ihn zurückgewinnen, denn er verliert nicht die Poesie, sondern im Gegenteil: er spürt ihren Herzschlag heftiger denn je. (...)
Autorenporträt
Barbakadse, DatoDato Barbakadse, geboren 1966 in Tbilissi. Schriftsteller, Essayist und Übersetzer, Magister der Philosophie. Von 1991 bis 2001 Lehraufträge an den verschiedenen Hochschulen in Tbilissi, Gründung und Leitung mehrerer georgischsprachiger Literatur-Zeitschriften. 2002-2005 lebte er als freier Schriftsteller in Deutschland, nebenbei Studium der Philosophie, Soziologie und Alten Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seit 2007 ist er Mitglied der Europäischen Autorenvereinigung Die Kogge, seit 2014 Mitglied des österreichischen P.E.N. Zahlreiche Texte von Dato Barbakadse sind ins Deutsche, Englische, Französische und Russische übersetzt worden. Er selber übersetzt deutschsprachige Lyrik ins Georgische. Seine Übersetzungen von Hans Arp, Georg Trakl, Paul Celan, H. M. Enzensberger, Ernst Meister, Günter Eich und anderen Autoren sind in einzelnen Bänden publiziert. 2005 gründete er das Buchreiheprojekt Österreichische Lyrik des 20. Jahrhunderts (

in dreißig Bänden) in Tbilissi. Er hat mehrere Preise und Stipendien erhalten für seine literarische und übersetzerische Tätigkeit, die über dreißig Buchveröffentlichungen und zahlreiche Beiträge in literarischen Zeitschriften und Anthologien umfasst. Trotz aller Anerkennung durch die Literaturkritik bleibt er ein Außerseiter in der Georgischen Literatur. Die komplizierten und nicht als Dekoration gedachten Spiele, die dem Verfahren des Autors zugrunde liegen, problematisieren die derzeitige Lage der Dichtung - nicht nur in Georgien. Der Autor betrachtet die Poesie als ein Schicksal, welches das Leben eines Menschen wesentlich bestimmt und ihn ein unkonventionelles Leben führen läßt. Alle Literatur, die übrig, also außerhalb des Geistes der Poesie bleibt, sei kreatives Schreiben und nichts anderes. Dato Barbakadse lebt und arbeitet in Tbilissi.