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Produktdetails
  • Verlag: Hinstorff
  • Seitenzahl: 78
  • Abmessung: 325mm
  • Gewicht: 761g
  • ISBN-13: 9783356008999
  • ISBN-10: 3356008994
  • Artikelnr.: 09440690
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.04.2002

BÜCHER FÜR DIE REISE
Lichtspiele vor Gewitterlandschaft
Ein Straßenschild ragt nutzlos aus dem Wasser. Die Oder ist über die Ufer getreten und beweist keck, was dem Schild vorbehalten wäre mitzuteilen: Durchfahrt für Autos und Motorräder verboten. Das Schmunzeln vergeht einem freilich, wenn im Bildtext daran erinnert wird, welch schwere Verwüstungen jenes Oderhochwasser 1997 in Brandenburg angerichtet hat.
Dieter Heidenreich hat „Die Uckermark und ihr nahes Umland” mit Liebe zum Detail, in schwelgerischen Farben und mit einem leichten Zwinkern porträtiert. Bereits das erste Bild: Durch dunkelgrünes Schilf wabert ein von hellgrüner Entengrütze bedecktes Flüsschen, im Hintergrund wogt gelber Weizen, und darüber spannt sich ein anthrazitfarbener Himmel. Es wird gewittern, daran besteht überhaupt kein Zweifel.
Lichtspiele, wie es sie nur an jenen Tagen gibt, in denen die eine Jahreszeit der anderen weicht, sind das wesentliche Element der Fotos. Was die Bilder nicht zeigen, wird erzählt: Dass die Sonne den ersten Schnee der Vornacht geschmolzen hat. Dass im Saal eines verfallenen Schlosses noch ein Lobspruch auf die Sowjetunion steht.
Nie berichten die Texte von dem, was das Bild ohnehin zeigt, sondern liefern Hintergrundinformationen, sorgen für Diskrepanzen. Eine plakative Einladung zum touristischen Ansturm ist der Bildband nicht, auch wenn Heidenreich allzu oft darauf hinweist, dass „die Bauern ihre Stuben für den Fremdenverkehr ausgebaut haben”. Manche Fotos sind so düster, dass man sich an Caspar David Friedrich erinnert fühlt. Andere Bilder fangen das Alltägliche, Banale ein: Einen Hausbau im Fachwerkstil, eine „Spielzeugbörse auf einem Bauernhof”, zwei Boote an einem hölzernen Steg. Manchmal sind diese Bilder wie der Anfang einer Geschichte oder der Mittelteil oder das Ende, und es macht Spaß, sich den Rest auszudenken.
Zwar liefert auch dieser Bildband keine realistische Darstellung der tatsächlichen Lebenssituation – Plattenbauten, Fabrikruinen und Vorstadtslums werden ausgespart –, keine der Fotos jedoch wirkt, als habe der Fotograf verzweifelt nach dem günstigsten Blickwinkel und Bildausschnitt gesucht. Baumüll und Betonmischer spart Heidenreich nicht aus. Da verzeiht man ihm gerne die üblichen Sonnenuntergang-über-See- und Roggenfeld-mit-Klatschmohn- Aufnahmen.
Weit weniger Freude macht der im selben Verlag erschienene Bildband „Fischland, Darß und Zingst”. Diese drei Landstriche, bekannt als urwüchsigste Ecke Mecklenburgs, werden von dem Fotografen Thomas Grundner skrupellos verniedlicht. Schmucke Häuser unter Reet, Schiffe im Wind, Andachtsstille in Kirchen, dazu allzu karge Bildunterschriften. Erst auf Seite 73 (von 80) werden Menschen abgebildet. Der Text ist dementsprechend: eine Mischung aus staubtrockenem Heimatkundereferat und Unwichtigkeiten.
Andrea
Strunk
Dieter Heidenreich: Die Uckermark und ihr nahes Umland. Hinstorff Verlag, 2001, 80Seiten, 15,50Euro
Horst Prignitz, Thomas Grundner: Fischland, Darß, Zingst. Hinstorff Verlag, 2001, 80Seiten, 15,50Euro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2000

Deutschland

"Die Uckermark und ihr nahes Umland" von Dieter Heidenreich. Hinstorff Verlag, Rostock 2000. 80 Seiten, 45 Fotografien, eine Karte. Gebunden, 29,90 Mark. ISBN 3-356-00840-4.

Weite. Licht. Stille. Damit könnte Kanada gemeint sein, Neuseeland, Mecklenburg-Vorpommern oder auch, wie Dieter Heidenreich nahelegt: die Uckermark. Der nordöstlichste Landkreis Brandenburgs hat, wie Jens Reich im Vorwort zu diesem Bildband durchaus zutreffend schreibt, keine "dramatische Landschaft" zu bieten. Also Weite. Licht. Stille. Doch ist das "Weite"? Den Blick über den Oberuckersee behindert ein Steg; der Horizont hinter dem Mohnfeld ist unerreichbar, weil für diesen Zweck zu hoch angesetzt. Wo ist das "Licht"? Bis auf einige stimmungsvolle Aufnahmen wurden viele, ob sie nun Findlinge aus der Eiszeit, Gebäude und Ruinen aus der Backsteingotik oder von der DDR-Zeit übrig gelassene Alleen zeigen, am helllichten Tag fotografiert, wenn die Farben fahl sind und wenig Atmosphäre entsteht. "Stille" aber scheint hier menschenleere Tristesse zu bedeuten. Man sieht nahezu niemanden, stattdessen ragen halbe Autos, Schilder und Zäune ins Bild. Das Foto vom Oder-Hochwasser hingegen ist allzu leise, idyllisch geradezu, und erzählt nichts von der Aufregung der Menschen, die davon betroffen waren. Zu allem Überfluss ist der Druck schlecht, und etliche Aufnahmen sind unscharf. So könnte dieses sicher gut gemeinte Buch am Ende dazu beitragen, dass die weithin unbekannte Region mit ihrer wogenden Hügellandschaft, ihren Söllen und lichtdurchfluteten Alleen - gerade eine Stunde von Berlin entfernt - auch in Zukunft vielen zu weit ist. Dass kein neues Licht auf die Uckermark fällt. Und dass es still um sie bleibt. (rea.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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