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Auf einer zweiten Afrikareise versucht Vivienne, sich mit ihrem noch im Tod übermächtigen Vater zu versöhnen - nicht zuletzt, indem sie das Gewehr mit einer Fotokamera vertauscht und nur Bilder schießt. In der Einsamkeit auf dem Mount Kenya durchlebt Vivienne nochmals die Eifersucht, die Rivalität und die Angst vor dem Verlassenwerden, die sie mit ihrem Vater teilte. Nach einem Buschbrand, dem sie nur knapp entrinnt, zieht sie sich erschöpft, aber begleitet von ihrer geliebten Großmutter Grandminon auf die südfranzösische Insel Port-Cros zurück. Dort will sie sich ein Refugium schaffen, ein…mehr

Produktbeschreibung
Auf einer zweiten Afrikareise versucht Vivienne, sich mit ihrem noch im Tod übermächtigen Vater zu versöhnen - nicht zuletzt, indem sie das Gewehr mit einer Fotokamera vertauscht und nur Bilder schießt. In der Einsamkeit auf dem Mount Kenya durchlebt Vivienne nochmals die Eifersucht, die Rivalität und die Angst vor dem Verlassenwerden, die sie mit ihrem Vater teilte.
Nach einem Buschbrand, dem sie nur knapp entrinnt, zieht sie sich erschöpft, aber begleitet von ihrer geliebten Großmutter Grandminon auf die südfranzösische Insel Port-Cros zurück. Dort will sie sich ein Refugium schaffen, ein eigenes Haus, in dessen Schutz sie den rigiden Vorgaben ihres verstorbenen Vaters ein selbstbestimmtes Leben entgegensetzen kann. Bald macht ihr aber die rabiate Zuneigung ihres Dieners Josef zu schaffen, und Vivienne benötigt ihre ganze Kraft, um den Neuanfang durchzusetzen.
Autorenporträt
Lukas Hartmann, 1944 geboren, lebt als freier Schriftsteller und Journalist in Bern. Für seine Romane - wie für seine Kinder- und Jugendbücher - wurde er mehrfach ausgezeichnet, z. B. im Jahr 2010 mit dem ersten Großen Literaturpreis von Stadt und Kanton Bern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.07.2002

Ein endloser Kampf gegen die Widrigkeiten der Tropen
Wir tun es für die Wissenschaft: Mit „Die Tochter des Jägers” erzählt Lukas Hartmann ein exemplarisches Frauenschicksal
„Die Reue kriecht nur nachts in Vivienne hoch, sie hat Angst, vom Elefanten zu träumen. Wir tun es für die Wissenschaft, sagt sie zu sich selbst. Wir tun es, um die Leute über die afrikanische Tierwelt staunen zu lassen. Nein, es ist nicht sinnlos, es ist nicht barbarisch.” Noch heute sind im Naturhistorischen Museum in Bern die Tiere zu sehen, die Vivienne von Wattenwyl zusammen mit ihrem Vater auf Jagdsafaries in Afrika zwischen 1914 und 1924 schoss. Nichts Ungewöhnliches für die damalige Zeit, in der Afrika Abenteurer oder Jäger, wie Bernard von Wattenwyl, faszinierte. Ungewöhnlich war nur, dass er seine Tochter als Begleiterin auswählte und sie schon als Kind dazu erzog, Strapazen zu ertragen, schießen zu lernen und die Wildnis zu lieben. Sie wurde so sehr sein Geschöpf, dass sie sich, inzwischen 30jährig, auch fünf Jahre nach seinem gewaltsamen Tod, immer noch nicht aus dieser als Trauma empfundenen Abhängigkeit zu befreien wusste.
Lukas Hartmann wählt für seinen biographischen Roman „Die Tochter des Jägers” genau diesen Zeitpunkt in Vivienne von Wattenwyls Leben, an dem sie verzweifelt versucht, zur Ruhe zu kommen. Sie mietet sich auf einer kleinen Insel vor Toulon ein Haus, um sich eine Schutzhaut zu schaffen, die sie vor neuen Abhängigkeiten bewahrt: „ Nie mehr wird sie einem Mann blindlings folgen, nie mehr wird sie einen Mann bitten, um Gottes Willen auf sie zu warten, lieber bleibt sie allein.” Und doch wurde sie auch hier von schmerzhaft empfundenen Erinnerungsattacken überfallen, die sie mit dessen gewaltsamen Tod durch einen angeschossenen Löwen quälten.
Es ist faszinierend und sehr unterhaltsam zu lesen, wie Lukas Hartmann die unterschiedlichen Facetten dieses Lebens mit einer sehr sinnlichen Erzählweise verbindet: Wie er diese Biografie mit einer genauen, detaillierten Sprache nicht einfach chronologisch wiedergibt, sondern in Episoden zergliedert, die Erzählperspektive wechselt, um ein realistisches Bild von Vivienne von Wattenwyl zu entwickeln. So konterkariert er durch die Berichte des schwarzen Dieners Jim die gängigen Stereotypen über Afrika. Der Leser lernt das Afrika der Schwarzen und das der Kolonialherren kennen: „Das ist eine Welt für sich, eine vertraute eigentlich, die aber in dieser Umgebung etwas Absurdes an sich hat. Sie zeugt von der Obsession der Kolonialbeamten, ihre Heimat mit Rauchsalons, Billardtisch und unkrautfreiem Rasen wiederzuerschaffen. Behandschuhte Bedienstete führen einen endlosen Kampf gegen die Widrigkeiten der Tropen.”
Auch die Erinnerungen von Vivienne an ihre Safaris zeigen wenig Afrika- Romantik, sondern schildern die Strapazen und Schwierigkeiten mit dem Vater, der ein leidenschaftlicher Jäger war und seine Tochter nur anerkannte und ihr Zuneigung schenkte, wenn sie seine Erwartungen erfüllte. So stellte sie ihre eigenen Lebenspläne zurück, um ihm zu helfen, die erlegten Tiere für das Berner Naturkundemuseum zu präparieren.
Am Ende des Inseljahres in Frankreich, nach einer Zeit mit schwierigen Nachbarn, einem psychopathischen Diener, der sie bedrängte und in Gesellschaft der liebevoll exzentrischen Großmutter konnte sie ihre Schutzhaut endlich ablegen, fand den Mann, der ihr keine Angst machte, dem sie vertraute.
Diese Biographie ist eine fesselnde Lektüre, weil der Autor ein ungewöhnliches Frauenleben exemplarisch für den Anfang des 20. Jahrhunderts darstellt.
ROSWITHA BUDEUS–BUDDE
LUKAS HARTMANN: Die Tochter des Jägers. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2002. 292 Seiten, 23,50 Euro.
Vivienne von Wattenwyl: „Wer leugnet, dass Liebe und Jagd verwandte Passionen sind, der hat selbst nie gejagt.”
Foto:
Naturhistorisches Museum Bern
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