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Nanny jobbt schon seit Jahren als Kindermädchen, um sich ihr Studium in New York zu finanzieren. Doch dass sie sich von den Eltern des vierjährigen Grayer anheuern lässt, bereut sie schon bald zutiefst: Sie muss den Alltag der so reichen wie neurotischen Mutter organisieren, die Spitzenunterwäsche der Geliebten des Vaters diskret entsorgen und natürlich auf den Jungen aufpassen. Ohne den attraktiven Harvard-Studenten, in den sich Nanny Hals über Kopf verliebt, würde sie in diesem Alptraum den Verstand verlieren ...

Produktbeschreibung
Nanny jobbt schon seit Jahren als Kindermädchen, um sich ihr Studium in New York zu finanzieren. Doch dass sie sich von den Eltern des vierjährigen Grayer anheuern lässt, bereut sie schon bald zutiefst: Sie muss den Alltag der so reichen wie neurotischen Mutter organisieren, die Spitzenunterwäsche der Geliebten des Vaters diskret entsorgen und natürlich auf den Jungen aufpassen. Ohne den attraktiven Harvard-Studenten, in den sich Nanny Hals über Kopf verliebt, würde sie in diesem Alptraum den Verstand verlieren ...
Autorenporträt
Emma McLaughlin und Nicola Kraus lernten sich an der New York University's Gallatin School of Individualized Study kennen. Bevor sie sich zu einem Autorenduo zusammenschlossen, setzte Nicola Kraus ihr Kunstgeschichtsstudium fort; Emma McLaughlin arbeitete als Wirtschaftsberaterin im privaten und öffentlichen Sektor. Mit ihrem Debütroman 'Die Tagebücher einer Nanny' erklommen sie die internationalen Bestsellerlisten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

„Daaadddyyy!”
Albtraum der Upper East Side: „Tagebücher einer Nanny”
Die Dame des Hauses ist immer klein und zierlich. Ihr Haar ist glatt und dünn. Sie atmet nur ein und niemals aus, trägt teure Khakihosen, Ballerinas von Chanel, ein französisches Ringel-T-Shirt und eine weiße Strickjacke. Sie macht, mit anderen Worten, einen auf sportlich-leger, aber Achtung: Sie kann sich Schuhe für vierhundert Dollar leisten! Und der Gedanke, dass sich diese Frau tatsächlich irgendwann dazu herabgelassen haben soll, sich von irgendwem schwängern zu lassen, ist so abwegig, dass er sich von selbst verbietet.
Aber das Kind ist nun einmal da – wie alles andere eine Art Luxus, den man sich gönnt an der New Yorker Park Avenue. Ein Upper East Side-Kind, das Grayer heißt oder Darwin, allergisch ist gegen Milch oder Erdnüsse, und das keine Blaubeeren mag. Ein liebenswerter kleiner Teufel, verloren auf weiten Apartmentfluren im Stil zwischen Louis XIV. und Denver Clan, der sich wahnsinnig freut, wenn Mommy endlich nach Hause kommt, mit schmutzigen Händen aber bitte nicht ihren Nerz anfassen, ihr also gar nicht erst um den Hals fallen darf. Was ihm bleibt, dem kleinen Wesen, sind ständig wechselnde Ersatzmütter: das Kindermädchen, seine Nanny.
Wenn Emma Mc Laughlin und Nicola Kraus, beide Ende zwanzig und aus eher einfachen Verhältnissen, in den „Tagebüchern einer Nanny” jetzt Klartext reden und ihre langjährigen Erfahrungen – das ganze Studium finanzierten sie sich mit Kindermädchenjobs – zum Roman machen, ist dies also eine Art Mary Poppins-Geschichte im Fegefeuer der Eitelkeiten. Und es ist ein kleines Dokument des Klassenkampfes, das die Schattenseiten eben jener „Family Values” ausleuchtet, die die Bush-Doktrin hochhält: Das Kind der Upper East Side, so die Autorinnen, erfüllt seinen Zweck vor allem darin, dass es die Fassade der Familie abschließt. Man könnte ja sonst den Verdacht hegen, die Dame des Hauses sei unfruchtbar. Also spielt man Familie so gut es geht, egal, ob Mr. X – der Roman versteht sich als Typologie, die Namen sind beliebig austauschbar – je zuhause ist oder nicht. In Wirklichkeit vergnügt er sich in seinem Chefetagenbüro lieber mit Miss Chicago, während seine Frau als Schirmherrin für Wohltätigkeitsvereine unerfüllt zuhause herumsitzt.
Das mag alles nach Klischee klingen. Emma McLaughlin und Nicola Kraus würden es eher leidvoll recherchiert nennen. Wochenlang hielten sich ihre Nanny-Ermittlungen auf den US-Bestellerlisten, sie wurden von Talkshow zu Talkshow weitergereicht und sorgten unter den New Yorker Oberschichtsmüttern für empörte Diskussionen: In Harper-s Bazaar holte Juliet Nicolson, Anwohnerin der Park-Avenue, zur Gegendarstellung aus und berichtete seitenlang von geldgierigen Ex-Nannies, die ihr, der Arbeitgeberin, immer nur Haus, Mann und Kind geneidet hätten. Andere spekulierten unterdessen, wer im edlen Wohnviertel mit Mr. und Mrs. X wohl gemeint sein konnte.
Einen Enthüllungsroman wollen die Autorinnen jedoch nicht geschrieben haben. Schließlich geht es zuallererst um die Kinder: um den vierjährigen Grayer, den Nan zärtlich Grover nennt; um Grobi aus der Sesamstraße also, der allwöchentlich ein ganzes Pensum von Klavier- und Karatestunden, Französisch- und Lateinunterricht zu absolvieren hat. Und der, während sein Vater auf dem Tennis-Court steht, sich in die Maschen des Zauns krallt und so unerhört nach ihm brüllt wie Dustin Hoffman in der „Reifeprüfung”: „DaaAAaaDDyyy!” Die „Tagebücher einer Nanny” sind ein Stück Doku-Fiction. Sie sind das Porträt einer edel-verkommenen Facette der amerikanischen Gesellschaft. – Welcher Voyeur langweilt sich schon, angesichts einer so zynischen Welt? JULIA ENCKE
EMMA MCLAUGHLIN UND NICOLA KRAUS: Die Tagebücher einer Nanny. Aus dem Amerikanischen von Regina Rawlinson. Manhattan Verlag, München 2003. 345 Seiten, 21,90 Euro.
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