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Treue bis in den Tod haben die Soldaten ihrem Kaiser geschworen, bevor sie in den Ersten Weltkrieg zogen. Der junge Fähnrich Herbert Menis träumt davon, eines Tages selbst die ruhmvolle Standarte seines Regiments tragen zu dürfen, und er sieht mit Grauen die Monarchie immer schneller auf ihren Untergang zutaumeln. Doch im Glauben an die eigene Kaisertreue bemerkt er nicht, wie auch er selbst schon teilhat am Verfall der traditionellen Werte: Nacht für Nacht verläßt er sein Regiment, um die junge Hofdame Resa Lang zu treffen, für deren Liebe er die soldatische Disziplin mißachtet.

Produktbeschreibung
Treue bis in den Tod haben die Soldaten ihrem Kaiser geschworen, bevor sie in den Ersten Weltkrieg zogen. Der junge Fähnrich Herbert Menis träumt davon, eines Tages selbst die ruhmvolle Standarte seines Regiments tragen zu dürfen, und er sieht mit Grauen die Monarchie immer schneller auf ihren Untergang zutaumeln. Doch im Glauben an die eigene Kaisertreue bemerkt er nicht, wie auch er selbst schon teilhat am Verfall der traditionellen Werte: Nacht für Nacht verläßt er sein Regiment, um die junge Hofdame Resa Lang zu treffen, für deren Liebe er die soldatische Disziplin mißachtet.
Autorenporträt
Lernet-Holenia, Alexander§Alexander Lernet-Holenia, 1897 in Wien geboren und dort 1976 gestorben. Sein umfangreiches Werk, das alle Gattungen der Literatur umfasst, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 1961 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis. Zuletzt erschien bei Zsolnay die Novelle Der Baron Bagge.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.1997

Die Fahnen und die Toten
Gerettet: "Die Standarte" Von Eckart Kleßmann

Wenn am Ende dieses Romans - nach der Abdankung des letzten österreichischen Kaisers Karl I. am 11. November 1918 - im Schloß Schönbrunn die Fahnen und Standarten der k. u. k. Armee in den Kaminen verbrannt werden ("Der Kaiser ließ die Fahnen verbrennen, die die Toten ihm zurückgegeben hatten") - dann geht damit mehr zu Ende als nur die Dynastie der Habsburger als Herrscher. Was es bedeutete, den Vielvölkerstaat aufgeben zu müssen und zu reduzieren auf den Rest eines Deutsch-Österreichs, werden die Nachfahren, denen Symbole ohnehin nur Plunder sind, wohl kaum begreifen.

Alexander Lernet-Holenia, 1897 in Wien geboren, hat diesen Roman 1934 geschrieben. Er erzählt eine Liebesgeschichte, und er erzählt von der opfervollen Rettung einer Standarte eines alten Kavallerieregiments, und es macht den ganzen Zauber dieses schönen Buches aus, wie der Autor die nur scheinbar einander fremden Themen aufeinander zuführt und miteinander verschränkt.

Ich habe diesen Roman erstmals als Schüler 1952 gelesen und jetzt, nach 45 Jahren, ein zweites Mal. Vieles hatte ich vergessen, bestimmte Elemente, an die ich mich erinnerte, erwiesen sich nun beim Wiederlesen als Erinnerungspartikel aus Romanen von Joseph Roth. Das grandiose Schlußtableau in Schönbrunn aber, das mein Gedächtnis ebenfalls Roth zugeordnet hatte, steht bei Lernet-Holenia, dessen "Standarte" den Vergleich mit Roths "Kapuzinergruft" nicht zu scheuen braucht.

Daß Lernet-Holenias Roman 1934 erschien, kann nicht ganz so zufällig gewesen sein. Vielleicht hat den Autor die politische Zerrissenheit dieses Rest-Österreichs bis hin zu den bürgerkriegsähnlichen Unruhen daran erinnert, welch ein faszinierendes Gebäude diese völkervereinende Monarchie über Jahrhunderte hinweg gewesen ist, am Ende Opfer von nationalistischen Abspaltungstendenzen, die aus dem Reich einen Haufen zerstrittener Zwergstaaten machten und es anfällig werden ließen für Faschismus und Nationalsozialismus.

Wie dieser politische Nachlaß der einstigen Donaumonarchie sich entwickeln würde, konnte Lernet-Holenia 1934 auch bei lebhaftester Phantasie nicht ahnen, aber er hat die Auflösung der verbindenden Reichsidee in diesem Roman eindringlich beschrieben, wenn etwa beim Zusammenbruch der Balkanfront der Feind nicht mehr der Gegner jenseits des Flusses (hier die Franzosen und Briten) ist, sondern die Regimenter der k. u. k. Armee untereinander sich zerfleischen, Regimenter aus Kroaten, Polen, Ruthenen, Slowaken, Slowenen, Tschechen, Ungarn und was da sonst noch so viele Jahrhunderte hindurch friedlich unter dem Doppeladler miteinander gelebt hatte, zusammengehalten vom Glanz der Krone, von der Klammer der Monarchie, die von den Verlierern des Krieges dann gar nicht schnell genug abgeschafft werden konnte.

Das ist Joseph Roths Thema gewesen, aber auch das von Alexander Lernet-Holenia, dem heute Vergessenen, dessen Roman "Die Standarte" sich wie ein Nekrolog auf die Reichsidee liest und so eindrucksvoll erzählt, wie Menschen für diese Idee mit dem Leben zahlen, aber diese Idee, verkörpert in den alten Feldzeichen, dann resigniert zerstört wird.

Man kann den Verlag nicht genug dafür loben, daß er so mutig war, dieses Buch wieder aufzulegen, obwohl es ihm schwerlich gedankt werden wird. Der Stoff, der hier so meisterhaft erzählt wird, gehört nicht eben zu den Themen, die heute gefragt sind. Doch große Romane haben noch immer modische Tendenzen überstanden.

Alexander Lernet-Holenia: "Die Standarte". Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1996. 328 S., geb., 39,80 DM.

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