Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 6,50 €
  • Gebundenes Buch

Die Stadt Gottes, die Cidade de Deus, ist das Armenviertel von Rio de Janeiro. Die Jugendlichen dort kennen nur die Alternativen Armut oder Gewalt. In seinem epischen Roman schildert Paulo Lins auf eindrucksvolle Art und Weise die Entstehung der dortigen Bandenkriminalität. Die Verfilmung City of God gilt jetzt schon als Klassiker des modernen Kinos und wurde 2004 für vier Oscars nominiert.

Produktbeschreibung
Die Stadt Gottes, die Cidade de Deus, ist das Armenviertel von Rio de Janeiro. Die Jugendlichen dort kennen nur die Alternativen Armut oder Gewalt. In seinem epischen Roman schildert Paulo Lins auf eindrucksvolle Art und Weise die Entstehung der dortigen Bandenkriminalität. Die Verfilmung City of God gilt jetzt schon als Klassiker des modernen Kinos und wurde 2004 für vier Oscars nominiert.
Autorenporträt
Paulo Lins, Schriftsteller - Poet und Soziologe - geboren 1958, wuchs in einer Favela in Rio de Janeiro auf. Romanveröffentlichung 1997, die Verfilmung bekam vier Oscar-Nominierungen.

Nicolai von Schweder-Schreiner, geboren in Lissabon, lebt in Hamburg. Er übersetzt aus dem Englischen und dem Portugiesischen. Außerdem arbeitet er als Komponist und Musiker.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2010

Wie tollwütige
Hunde
„Die Stadt Gottes“
von Paulo Lins
Die Cidade de Deus ist die Mutter aller Favelas, nicht, weil sie die erste gewesen wäre – sie ist erst in den Sechzigern aus einem staatlichen Siedlungsprojekt entstanden –, sondern weil in ihr alle Probleme der Armenviertel sich potenzierten. Der Schriftsteller Paulo Lins weiß, wovon er erzählt – er ist selber dort aufgewachsen, in dieser von Gott vergessenen Stadt aus Schutt und Müll am Rande von Rio de Janeiro. Die Grundlage für seinen Roman „Die Stadt Gottes“, der 1997 in Brasilien erschien, waren „zehn Jahre Recherche und dreißig Jahre Lebenserfahrung“.
Lins, geboren 1958, ist Soziologe, während er an einer wissenschaftlichen Studie arbeitete, kam die Idee, das Erlebte in einem Roman zu verarbeiten – wie der Kampf ums Überleben funktioniert, der vielen am leichtesten fällt, wenn sie vom Drogenhandel leben, sich in Gangs organisieren, Gaslieferanten oder Tankstellen überfallen – und dabei morden. Der Lesende unter Analphabeten in der Cidade de Deus, der Schreiber, zu dem die anderen kamen, um sich helfen zu lassen, war Paulo Lins schon als Junge; auch im Buch gibt es einen, zu dem die jungen Gangster gehen, wenn sie einen Zeitungsartikel über ihre Untaten vorgelesen bekommen möchten.Lins versucht diese Figuren zu verstehen, ihnen und den Mechanismen, die sie zu Kriminellen gemacht haben, auf den Grund zu gehen. So ist „Die Stadt Gottes“ eine Ansicht aus dem Inneren einer Familie, keine Verurteilung, kein Angriff, sondern Untersuchung.
Inferninho, dem der erste Teil des Buches sich widmet, ist ein „tollwütiger Hund“, der ohne Grund zuschlägt und die Mädchen in der Nachbarschaft vergewaltigt; Ferroada hat einen anderen umgebracht wegen einer Betrügerei beim Kartenspiel. Mit derselben Kaltschnäuzigkeit, mit der die Jungs handeln, knallt die Polizei sie ab, sobald einer von ihnen ins Schussfeld gerät. Wie tollwütige Hunde eben. So breitet sich die Respektlosigkeit vor dem Leben aus wie ein Krebsgeschwür in Lins’ Geschichten. Inferninho fügt sich reglos in seinen Tod – er erlöst ihn aus einem immerwährenden Kriegszustand mit allem und jedem.
Wenn die Bosse der Favelas nicht aus dem Verkehr gezogen werden, dann wird hier ein zweites Kolumbien entstehen, sagt der Filmregisseur Fernando Meirelles, der „Die Stadt Gottes“ 2002 verfilmt hat – für vier Oscars war „City of God“ nominiert. Die Realität an den Rändern der Gesellschaft, die Paulo Lins beschreibt, nimmt die Mitte Brasiliens, die bürgerliche Normalität, nicht wahr, sagt Meirelles, der den 500-Seiten-Roman eindampfen und neu strukturieren musste, um ihn überhaupt für die Leinwand adaptieren zu können. Das Episodenhafte des Buches, die Frequenz, mit der wir uns alle paar Seiten von Protagonisten, an die wir uns gerade erst gewöhnt haben, wieder trennen müssen, widerstrebt den Gesetzen des Kinos.
Die Poesie, mit der Paulo Lins seine Stadt und ihre Bewohner beschreibt, erweist ihnen Respekt, der ihnen oft versagt bleibt – er erkennt den Wert ihres Lebens an. Sie sind Teil von Rio de Janeiro und sie dürfen es sein, erst wenn man das akzeptiert hat, können sich die Dinge in der Stadt Gottes ändern. Eins der magischsten Bilder dieses Bucher zeigt den fast toten Mond über der nächtlichen Cidade de Deus, der Lebenszeichen von sich gibt zwischen der erloschenen Stadt . . .
SUSAN VAHABZADEH
Paulo Lins
Foto: Teutopress
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr