Bei Familie Manz gibt es Heiligabend weder Gans noch Karpfen, sondern Milchhähnchen. Und mit dem Duft des Weihnachtsessens kommen die Erinnerungen zurück - an den heißen Sommer 1961, den der sechzehnjährige Manz im mecklenburgischen Klein-Glevitz verbrachte, um bei der Freiwilligen Feuerwehr auszuhelfen. Alles ist wieder da: Onkel Jochen, der ihn auf der Fahrt von Berlin nach Klein-Glevitz in seinem nagelneuen Cabrio über Politik belehrte und mit Kondomen versorgte, die siebzehnjährige Maja auf ihrer roten Jawa, der Brand auf dem Pannwitz'schen Hof, bei dem ein Ehepaar ums Leben kam und der so etwas wie Manz' allererster Fall gewesen ist. Dass am Ende jenes Sommers die Berliner Mauer gebaut wurde, rückt nachträglich alles in ein anderes Licht. Auch jahrzehntelang verdrängte Familienkonflikte kommenin diesen Weihnachtstagen wieder an die Oberfläche, und Manz' Enkel Matti verlangt von seinem Großvater Erklärungen.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Unaufgeregtes Erinnern scheint das Leitmotiv von Matthias Wittekindts neuem Krimi um den pensionierten Ermittler Manz zu sein, überlegt Sylvia Staude. Manz denkt zurück an den Fall, der ihn dazu bewegt hat, zur Polizei zu gehen: Brandstiftung, zwei Todesopfer, er selbst ist als Feuerwehr-Praktikant vor Ort. Bald ergeben sich für ihn Uneindeutigkeiten in den Ermittlungen, er will zwei Verdächtigen helfen, ihre Unschuld zu beweisen. Und natürlich auch seinen Schwarm Maja beeindrucken, bei deren Onkel sein Praktikum stattfindet, verrät uns die Rezensentin. Ihr gefällt, wie Wittekindt unaufgeregt Spannungsbögen aufrechthält und die Details, das Menschliche in den Vordergrund rückt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH