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Die Klassiker der Soziologie hatten die Religionssoziologie als einen zentralen Teil der Gesellschaftstheorie angesehen, und zwar auch und gerade dort, wo ihnen die moderne, angeblich so religionsfern gebaute Gesellschaft vor Augen stand. Der Band aus dem Nachlaß Niklas Luhmanns "Die Religion der Gesellschaft" erneuert diesen Anspruch, indem er die Religion als autonomes Kommunikationssystem innerhalb der modernen Gesellschaft beschreibt. Die dafür herangezogenen Begriffe, die unter dem Gesichtspunkt der Ausdifferenzierung und funktionalen Spezifikation von Religion vor allem die binäre…mehr

Produktbeschreibung
Die Klassiker der Soziologie hatten die Religionssoziologie als einen zentralen Teil der Gesellschaftstheorie angesehen, und zwar auch und gerade dort, wo ihnen die moderne, angeblich so religionsfern gebaute Gesellschaft vor Augen stand. Der Band aus dem Nachlaß Niklas Luhmanns "Die Religion der Gesellschaft" erneuert diesen Anspruch, indem er die Religion als autonomes Kommunikationssystem innerhalb der modernen Gesellschaft beschreibt. Die dafür herangezogenen Begriffe, die unter dem Gesichtspunkt der Ausdifferenzierung und funktionalen Spezifikation von Religion vor allem die binäre Codierung ihrer Kommunikationen durch die Unterscheidung von "Immanenz" und "Transzendenz" sowie die dadurch ermöglichte Differenzierung von Religion und Moral hervorheben, lassen sich auch für die Analyse anderer Funktionsbereiche nutzen. So können sie zu einem vergleichenden Urteil über die Lage und über die Zukunft von Religion in der modernen Gesellschaft beitragen.
Autorenporträt
Luhmann, Niklas
Niklas Luhmann wurde am 8. Dezember 1927 als Sohn eines Brauereibesitzers in Lüneburg geboren und starb am 6. November 1998 in Oerlinghausen bei Bielefeld. Im Alter von 17 Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen und war 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Von 1946 bis 1949 studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und absolvierte seine Referendarausbildung. 1952 begann er mit dem Aufbau seiner berühmten Zettelkästen. Von 1954 bis1962 war er Verwaltungsbeamter in Lüneburg, zunächst am Oberverwaltungsgericht Lüneburg, danach als Landtagsreferent im niedersächsischen Kultusministerium. 1960 heiratete er Ursula von Walter. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Seine Ehefrau verstarb 1977. Luhmann erhielt 1960/1961 ein Fortbildungs-Stipendium für die Harvard-Universität. Dort kam er in Kontakt mit Talcott Parsons und dessen strukturfunktionaler Systemtheorie. 1964 veröffentlichte er sein erstes Buch Funktionen und Folgen formaler Organisation. 1965 wird Luhmann von Helmut Schelsky als Abteilungsleiter an die Sozialforschungsstelle Dortmund geholt. 1966 wurden Funktionen und Folgen formaler Organisation sowie Recht und Automation in der öffentlichen Verwaltung als Dissertation und Habilitation an der Universität Münster angenommen. Von 1968 bis 1993 lehrte er als Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. 1997 erschien sein Hauptwerk, das Resultat dreißigjähriger Forschung: Die Gesellschaft der Gesellschaft.

Kieserling, André
André Kieserling ist Professor für allgemeine Soziologie und soziologische Theorie an der Universität Bielefeld.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

In einer Sammelrezension bespricht Niels Werber die drei nachgelassenen Bände "Die Religion der Gesellschaft", "Die Politik der Gesellschaft" (beide bei Suhrkamp) sowie "Organisation und Entscheidung" (Westdeutscher Verlag), ohne im einzelnen zwischen den Bänden zu unterscheiden. Zunächst legt Werber dar, dass Luhmann mit diesen Werken seine Theorie abschließt und in gewisser Weise auch krönt, denn nach Werber muss man die Sphären der Politik, also des Souveräns, und der Religion, also Gottes, zumindest im landläufigen Sinn als die alles überwölbenden ansehen - während Luhmann (und mit ihm Werber) allerdings betont, dass gesellschaftlichen Subsysteme wie Religion und Politik, aber auch Wissenschaft oder Kunst, ihre Autonomie haben. Besonderen Wert legt Werber in seiner Besprechung darauf, dass Luhmann Oberbegriffe wie Religion oder Politik, die für ihn gesellschaftliche Systeme bezeichnen, scharf unterscheidet von "Organisationen" wie Kirche oder Parlament - auch wenn sich diese Organisationen selbst gern mit den Sphären, innerhalb derer sie existieren, in eins setzen. Hier geht Werber besonders auf die "Kontrollillusion" der Politiker ein, die ernstlich glauben, in andere gesellschaftliche Systeme wie etwa die Wirtschaft eingreifen zu können. Folgt man Werbers Darstellung von Luhmanns System, so bewegen sich Politiker (aber parallel etwa auch Kirchenleute) dagegen wie Goldfische in einem Aquarium und verwechseln es mit der Welt. Indirekt ist daraus zu schließen, dass erst ein Politiker, der Luhmann versteht, versteht, was er ist - wir sehen schon vor unserem innern Auge, wie die Bundestagsabgeordneten an ihren Parlamentsbänken heimlich den Luhmann aus der Tasche holen, um ihn zu studieren!

© Perlentaucher Medien GmbH
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