Friedrich Schiller
Broschiertes Buch
Die Räuber
Ein Schauspiel. Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen
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Friedrich Schillers 1781 anonym im Selbstverlag erschienenes und 1782 am Mannheimer Nationaltheater mit großem Erfolg uraufgeführtes erstes Drama 'Die Räuber' begründete seinen Ruhm als Theaterautor. Mit seinem Schauspiel um den alten Grafen Maximilian von Moor und seine gegensätzlichen Söhne Franz und Karl ist Schiller eine kühne Verknüpfung von Seelendrama, Familientragödie und politischem Melodram gelungen. Das Sturm-und-Drang-Stück fasziniert durch seine rasante Handlung, häufige Ort- und Handlungswechsel, zahlreiche Haupt- und Nebenpersonen und eine leidenschaftliche, bis zur U...
Friedrich Schillers 1781 anonym im Selbstverlag erschienenes und 1782 am Mannheimer Nationaltheater mit großem Erfolg uraufgeführtes erstes Drama 'Die Räuber' begründete seinen Ruhm als Theaterautor. Mit seinem Schauspiel um den alten Grafen Maximilian von Moor und seine gegensätzlichen Söhne Franz und Karl ist Schiller eine kühne Verknüpfung von Seelendrama, Familientragödie und politischem Melodram gelungen. Das Sturm-und-Drang-Stück fasziniert durch seine rasante Handlung, häufige Ort- und Handlungswechsel, zahlreiche Haupt- und Nebenpersonen und eine leidenschaftliche, bis zur Unnatürlichkeit offene - teilweise auch vulgäre - Sprache. Text in neuer Rechtschreibung. - Anmerkungen von Christian Grawe.
Friedrich Schiller (seit 1802: von; 10. 11. 1759 Marbach a. N. - 9. 5. 1805 Weimar) bildet mit Goethe den Kern der Weimarer Klassik, der bedeutendsten deutschen Literaturepoche. Schiller begann als Aufsehen erregender Sturm-und-Drang-Dichter und prägte seit 1795 als Publizist, Theoretiker, Dramatiker und Lyriker das berühmte klassische Weimarer Jahrzehnt. Schillers Dramen gehören noch heute zu den meistgespielten der deutschen Literatur, seine Gedichte, z. B. die Balladen, zählten im 19. Jahrhundert und darüber hinaus zum festen kulturellen Kanon der deutschen Literatur.

Bild: Wikipedia
Produktdetails
- Reclams Universal-Bibliothek 15
- Verlag: Reclam, Ditzingen
- Nachdr.
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 15. Januar 1986
- Deutsch
- Abmessung: 146mm x 95mm x 15mm
- Gewicht: 98g
- ISBN-13: 9783150000151
- ISBN-10: 3150000157
- Artikelnr.: 00003700
Herstellerkennzeichnung
Reclam Philipp Jun.
Siemensstr. 32
71254 Ditzingen
auslieferung@reclam.de
Ein Klassiker steht Kopf
Ironische Selbstporträts, Selbstrezensensionen sowie Bitt- und Bettelbriefe: Die Trouvaillen zum zweihundertfünfzigsten Geburtstag von Friedrich Schiller.
Schon wieder ein Schiller-Jubiläum! Der zweihundertste Todestag wurde vor vier Jahren aufwendig zelebriert, jetzt steht schon der 250. Geburtstag an. Die Kalendersklaven schwächeln, auf dem Buchmarkt scheint das Pulver weitgehend verschossen. Was will man nach der Springflut an Biographien, den großen Editionen und kleinen Textausgaben, den Brevieren und Zitatschätzen noch bieten, von Heimatkundlichem und unvermeidlichen Konferenzbänden ganz abgesehen? Entdeckungen sind gleichwohl in einigen Nischen zu machen, die man sich durch Rüdiger
Ironische Selbstporträts, Selbstrezensensionen sowie Bitt- und Bettelbriefe: Die Trouvaillen zum zweihundertfünfzigsten Geburtstag von Friedrich Schiller.
Schon wieder ein Schiller-Jubiläum! Der zweihundertste Todestag wurde vor vier Jahren aufwendig zelebriert, jetzt steht schon der 250. Geburtstag an. Die Kalendersklaven schwächeln, auf dem Buchmarkt scheint das Pulver weitgehend verschossen. Was will man nach der Springflut an Biographien, den großen Editionen und kleinen Textausgaben, den Brevieren und Zitatschätzen noch bieten, von Heimatkundlichem und unvermeidlichen Konferenzbänden ganz abgesehen? Entdeckungen sind gleichwohl in einigen Nischen zu machen, die man sich durch Rüdiger
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Safranskis glänzendes Doppelporträt der Dioskuren (F.A.Z. vom 14. Oktober) nicht verschatten lassen möchte.
Zum dreißigsten Geburtstag seines Freundes Gottfried Körner zeichnete Schiller 1786 mit farbiger Tusche einen frechen Comic, versehen mit Erläuterungen von Ludwig Ferdinand Huber. Da sieht man etwa Körner, wie er über seiner Kant-Lektüre einschläft, einigen Damen den Hintern zukehrt, seinem verständnislosen Vater die "Räuber" vorbuchstabiert, sich ohne Glück für eine Ägypten-Expedition engagiert oder als Schriftsteller erbärmlich unproduktiv ist. Schiller fügt sich selbst in den Zyklus ein, mit fliegenden Rockschößen steht er hier auf dem Kopf, also so, "wie ihn verschiedne vernünftige Leute gesehen haben". Erstmals 1862 erschien diese kecke Bildgeschichte, die bislang in allen Schiller-Ausgaben fehlt und als Taschenbuch (Insel Verlag, 1987) längst vergriffen ist. Ein von Rose Unterberger zusammengestelltes "biographisches Bilderbuch" zeigt jetzt wenigstens das ironische Selbstporträt neben anderen selten gesehenen Illustrationen, etwa Johann Adolf Rossmäslers Stich "Die Xenienritter": Sekundiert von Athene, schlägt dort Schiller mit der Faust ins Gesicht des Kritikers Friedrich Nicolai, während Herder sich bereits am Boden wälzt und Goethe feige im Busch lauert.
Auch in anderen Neuerscheinungen übt Schiller seinen Kopfstand. Dieter Hildebrandts hübsch illustrierte Sammlung von Parodien zeigt, dass es durchaus Raffinierteres gibt als das bekannte Kurzgedicht: "Loch in Erde, / Bronze rin, / Glocke fertig, / Bimm, bimm, bimm." Schillers Gedichte über Glocken und Taucher, über Freiheit, Frauen und die Freude lockten den Spott von August Wilhelm Schlegel bis Bertolt Brecht am stärksten an. Daraus folgt keineswegs das beliebte Vorurteil, Schillers Lyrik habe wenig Wert. Anhand der "Anthologie auf das Jahr 1782", die jetzt - nach einem Reprint aus dem Jahr 1973 - wieder als gediegener Nachdruck vorliegt, kann man solche Verdikte leicht auf den Kopf stellen. Die "Anthologie", die sich als geschlossenes Gemeinschaftswerk der Freunde um Abel, von Hoven oder Petersen in keiner der großen Ausgaben findet, enthält nämlich den jungen Schiller in der Nuss: Nicht nur ist hier seine Theosophie, Liebesphilosophie und Anthropologie in Gedichten wie "Die Freundschaft" oder den Laura-Oden lyrisch verdichtet, sondern es zeigt auch den Kritiker im Kampf mit dem schwäbischen Almanach-Herausgeber Gotthold Friedrich Stäudlin. In einer anonymen Selbstrezension setzt Schiller noch eins drauf und fordert weniger "Stinkrosen und Gänseblumen" sowie eine "strengere Feile" in der eigenen Sammlung.
Eine weitere editorische Lücke schließt das Soufflierbuch der legendären "Räuber"-Uraufführung in Mannheim. Bodo Plachta ediert jetzt, was sich bisher in keiner Gesamtausgabe findet: Es ist die vom Intendanten Dalberg veranlasste und ohne Schillers Zutun entstandene Bühnenbearbeitung des zuvor erschienenen "Schauspiels" (1781). Viele Änderungen der "Trauerspiel"-Fassung (1782) bereitet sie vor. Plachtas "Studienausgabe" stellt erstmals alle drei Versionen nebeneinander. Nur so begreift man Unterschiede zwischen dem gelesenen und dem inszenierten Stück - etwa die Selbsterdrosselung von Franz Moor. Sie findet auf der Bühne gar nicht statt, und auch andere Unschicklichkeiten entfallen. Bevor sein Bruder Karl sich für "tausend Louisdore" (Erstausgabe) oder "hundert Dukaten" (Trauerspiel) selbst an die Justiz ausliefert, verkündet er nur in Mannheim: "Auch ich bin ein guter Bürger, erfüll ich nicht das entsezliche Gesetz, Ehr ich es nicht, räch ich es nicht?" So manches rasche Urteil von Germanisten über dieses Theaterdebüt dürfte mit Blick auf die jetzt endlich leicht verfügbaren drei Varianten ins Wanken geraten.
Finanziell waren die "Anthologie" und die "Räuber" eine Pleite. Auch spätere Werke konnten das relativ schmale Salär als Geschichtsprofessor in Jena und Hofrat in Weimar nicht in erforderlicher Höhe aufbessern: Vierhundert Taler im Jahr, das markierte für eine bürgerliche Familie eher die Untergrenze. Gegenüber Goethes Ministergehalt von 3100 Talern und einem zuletzt viermal so hohen Haushaltsvolumen wirkt es gar bescheiden. Auch in dieser Hinsicht stellte sich Schiller gern protestierend auf den Kopf: Christiana Engelmann verschafft mit einer - auch für jugendliche Leser - charmanten Sammlung von Schillers Bitt- und Bettelbriefen einem wenig beachteten Genre Geltung. In vielfältigen Tonlagen umgarnt der Dichter alle, die im Besitz des "allgewaltigen Mammons" sind: Stets fordert er mit zwingenden Gründen, wirbt unwiderstehlich um Wohlwollen, versichert jede kleine Verlegenheit als bloß vorübergehend, rückt den drohenden "Würgengel" effektvoll ins Licht. "Zum Kaufmann schicke ich mich überhaupt so wenig als zum Kapuziner", heißt es da einmal. Sicher aber zum wortgewandten Rhetoriker.
Das persönlichste Buch über Schiller legt in diesem Herbst Rüdiger Görner vor. Es sind kritische Reflexionen, Aphorismen, Szenen und zum Glänzen gebrachte Lesefrüchte. Görner gruppiert sie um den von Eckermann gestifteten Mythos von Schillers faulen Äpfeln. Angeblich sollen diese dem Dichter "als Urfrucht, als verfallende Versuchung" zur sinnlichen Stimulation des Geistes gedient haben oder umgekehrt als Anker und Erdung beim erhabenen Höhenflug ins Intelligible. Görner versteht sich auf die geistige so gut wie auf die ästhetische Schätzung: Feinsinnig durchstreift er als professioneller Deuter das Werk, von den "Räubern" bis zum "Wallenstein", vom Grammont-Bericht bis zu den Kallias-Briefen.
Als schreibender Leser beantwortet er einzelne Wendungen und Ideen Schillers hingegen poetisch, lauscht dem Chor der Nachwelt und verhehlt nicht die eigene Passion. Manches wirkt dabei intim und berührend - etwa das Nachdenken über Schillers Verständnis von Würde als "Ruhe im Leiden". Görner befällt es am Bett seines sterbenden Vaters, dem der Band gewidmet ist. Seiner eigenen Frage, ob "Schillers Werk der faule Apfel in der Schublade der Moderne" sein könnte, also unser aller Stimulans, haftet keine bemühte Aktualisierung an. Vielmehr lädt sie zu einer unbelasteten Lektüre ein, die keine Angst vor einem kopfstehenden Klassiker hat.
ALEXANDER KOSENINA.
Rüdiger Görner: "Schillers Apfel". Szenen, Gedanken und Bilder. Zu Schillers 250. Geburtstag. Berlin University Press, Berlin 2009. 144 S., 900 numerierte Expl., geb., 64,- [Euro].
"Loch in Erde, Bronze rin . . ." Schiller-Parodien oder der Spottpreis der Erhabenheit. Hrsg. von Dieter Hildebrandt. Hanser Verlag, München 2009. 96 S., geb., 6,90 [Euro].
Friedrich Schiller: "Anthologie auf das Jahr 1782". Hrsg. von Matthias Luserke-Jaqui. Conte Verlag, Saarbrücken 2009. 291 S., geb., 29,90 [Euro].
Friedrich Schiller: "Die Räuber". Studienausgabe. Hrsg. von Bodo Plachta. Philipp Reclam Jun., Stuttgart 2009. 368 S., br., 8,80 [Euro].
"Gnädigster Herr, ich habe Familie". Schillers Bitt- und Bettelbriefe. Hrsg. und kommentiert von Christiana Engelmann. Sanssouci im Hanser Verlag, München 2009. 80 S., geb., 12,90 [Euro].
Rose Unterberger: "Friedrich Schiller". Orte und Bildnisse. Ein biographisches Bilderbuch. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2008. 240 S., geb., 34,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zum dreißigsten Geburtstag seines Freundes Gottfried Körner zeichnete Schiller 1786 mit farbiger Tusche einen frechen Comic, versehen mit Erläuterungen von Ludwig Ferdinand Huber. Da sieht man etwa Körner, wie er über seiner Kant-Lektüre einschläft, einigen Damen den Hintern zukehrt, seinem verständnislosen Vater die "Räuber" vorbuchstabiert, sich ohne Glück für eine Ägypten-Expedition engagiert oder als Schriftsteller erbärmlich unproduktiv ist. Schiller fügt sich selbst in den Zyklus ein, mit fliegenden Rockschößen steht er hier auf dem Kopf, also so, "wie ihn verschiedne vernünftige Leute gesehen haben". Erstmals 1862 erschien diese kecke Bildgeschichte, die bislang in allen Schiller-Ausgaben fehlt und als Taschenbuch (Insel Verlag, 1987) längst vergriffen ist. Ein von Rose Unterberger zusammengestelltes "biographisches Bilderbuch" zeigt jetzt wenigstens das ironische Selbstporträt neben anderen selten gesehenen Illustrationen, etwa Johann Adolf Rossmäslers Stich "Die Xenienritter": Sekundiert von Athene, schlägt dort Schiller mit der Faust ins Gesicht des Kritikers Friedrich Nicolai, während Herder sich bereits am Boden wälzt und Goethe feige im Busch lauert.
Auch in anderen Neuerscheinungen übt Schiller seinen Kopfstand. Dieter Hildebrandts hübsch illustrierte Sammlung von Parodien zeigt, dass es durchaus Raffinierteres gibt als das bekannte Kurzgedicht: "Loch in Erde, / Bronze rin, / Glocke fertig, / Bimm, bimm, bimm." Schillers Gedichte über Glocken und Taucher, über Freiheit, Frauen und die Freude lockten den Spott von August Wilhelm Schlegel bis Bertolt Brecht am stärksten an. Daraus folgt keineswegs das beliebte Vorurteil, Schillers Lyrik habe wenig Wert. Anhand der "Anthologie auf das Jahr 1782", die jetzt - nach einem Reprint aus dem Jahr 1973 - wieder als gediegener Nachdruck vorliegt, kann man solche Verdikte leicht auf den Kopf stellen. Die "Anthologie", die sich als geschlossenes Gemeinschaftswerk der Freunde um Abel, von Hoven oder Petersen in keiner der großen Ausgaben findet, enthält nämlich den jungen Schiller in der Nuss: Nicht nur ist hier seine Theosophie, Liebesphilosophie und Anthropologie in Gedichten wie "Die Freundschaft" oder den Laura-Oden lyrisch verdichtet, sondern es zeigt auch den Kritiker im Kampf mit dem schwäbischen Almanach-Herausgeber Gotthold Friedrich Stäudlin. In einer anonymen Selbstrezension setzt Schiller noch eins drauf und fordert weniger "Stinkrosen und Gänseblumen" sowie eine "strengere Feile" in der eigenen Sammlung.
Eine weitere editorische Lücke schließt das Soufflierbuch der legendären "Räuber"-Uraufführung in Mannheim. Bodo Plachta ediert jetzt, was sich bisher in keiner Gesamtausgabe findet: Es ist die vom Intendanten Dalberg veranlasste und ohne Schillers Zutun entstandene Bühnenbearbeitung des zuvor erschienenen "Schauspiels" (1781). Viele Änderungen der "Trauerspiel"-Fassung (1782) bereitet sie vor. Plachtas "Studienausgabe" stellt erstmals alle drei Versionen nebeneinander. Nur so begreift man Unterschiede zwischen dem gelesenen und dem inszenierten Stück - etwa die Selbsterdrosselung von Franz Moor. Sie findet auf der Bühne gar nicht statt, und auch andere Unschicklichkeiten entfallen. Bevor sein Bruder Karl sich für "tausend Louisdore" (Erstausgabe) oder "hundert Dukaten" (Trauerspiel) selbst an die Justiz ausliefert, verkündet er nur in Mannheim: "Auch ich bin ein guter Bürger, erfüll ich nicht das entsezliche Gesetz, Ehr ich es nicht, räch ich es nicht?" So manches rasche Urteil von Germanisten über dieses Theaterdebüt dürfte mit Blick auf die jetzt endlich leicht verfügbaren drei Varianten ins Wanken geraten.
Finanziell waren die "Anthologie" und die "Räuber" eine Pleite. Auch spätere Werke konnten das relativ schmale Salär als Geschichtsprofessor in Jena und Hofrat in Weimar nicht in erforderlicher Höhe aufbessern: Vierhundert Taler im Jahr, das markierte für eine bürgerliche Familie eher die Untergrenze. Gegenüber Goethes Ministergehalt von 3100 Talern und einem zuletzt viermal so hohen Haushaltsvolumen wirkt es gar bescheiden. Auch in dieser Hinsicht stellte sich Schiller gern protestierend auf den Kopf: Christiana Engelmann verschafft mit einer - auch für jugendliche Leser - charmanten Sammlung von Schillers Bitt- und Bettelbriefen einem wenig beachteten Genre Geltung. In vielfältigen Tonlagen umgarnt der Dichter alle, die im Besitz des "allgewaltigen Mammons" sind: Stets fordert er mit zwingenden Gründen, wirbt unwiderstehlich um Wohlwollen, versichert jede kleine Verlegenheit als bloß vorübergehend, rückt den drohenden "Würgengel" effektvoll ins Licht. "Zum Kaufmann schicke ich mich überhaupt so wenig als zum Kapuziner", heißt es da einmal. Sicher aber zum wortgewandten Rhetoriker.
Das persönlichste Buch über Schiller legt in diesem Herbst Rüdiger Görner vor. Es sind kritische Reflexionen, Aphorismen, Szenen und zum Glänzen gebrachte Lesefrüchte. Görner gruppiert sie um den von Eckermann gestifteten Mythos von Schillers faulen Äpfeln. Angeblich sollen diese dem Dichter "als Urfrucht, als verfallende Versuchung" zur sinnlichen Stimulation des Geistes gedient haben oder umgekehrt als Anker und Erdung beim erhabenen Höhenflug ins Intelligible. Görner versteht sich auf die geistige so gut wie auf die ästhetische Schätzung: Feinsinnig durchstreift er als professioneller Deuter das Werk, von den "Räubern" bis zum "Wallenstein", vom Grammont-Bericht bis zu den Kallias-Briefen.
Als schreibender Leser beantwortet er einzelne Wendungen und Ideen Schillers hingegen poetisch, lauscht dem Chor der Nachwelt und verhehlt nicht die eigene Passion. Manches wirkt dabei intim und berührend - etwa das Nachdenken über Schillers Verständnis von Würde als "Ruhe im Leiden". Görner befällt es am Bett seines sterbenden Vaters, dem der Band gewidmet ist. Seiner eigenen Frage, ob "Schillers Werk der faule Apfel in der Schublade der Moderne" sein könnte, also unser aller Stimulans, haftet keine bemühte Aktualisierung an. Vielmehr lädt sie zu einer unbelasteten Lektüre ein, die keine Angst vor einem kopfstehenden Klassiker hat.
ALEXANDER KOSENINA.
Rüdiger Görner: "Schillers Apfel". Szenen, Gedanken und Bilder. Zu Schillers 250. Geburtstag. Berlin University Press, Berlin 2009. 144 S., 900 numerierte Expl., geb., 64,- [Euro].
"Loch in Erde, Bronze rin . . ." Schiller-Parodien oder der Spottpreis der Erhabenheit. Hrsg. von Dieter Hildebrandt. Hanser Verlag, München 2009. 96 S., geb., 6,90 [Euro].
Friedrich Schiller: "Anthologie auf das Jahr 1782". Hrsg. von Matthias Luserke-Jaqui. Conte Verlag, Saarbrücken 2009. 291 S., geb., 29,90 [Euro].
Friedrich Schiller: "Die Räuber". Studienausgabe. Hrsg. von Bodo Plachta. Philipp Reclam Jun., Stuttgart 2009. 368 S., br., 8,80 [Euro].
"Gnädigster Herr, ich habe Familie". Schillers Bitt- und Bettelbriefe. Hrsg. und kommentiert von Christiana Engelmann. Sanssouci im Hanser Verlag, München 2009. 80 S., geb., 12,90 [Euro].
Rose Unterberger: "Friedrich Schiller". Orte und Bildnisse. Ein biographisches Bilderbuch. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2008. 240 S., geb., 34,- [Euro].
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Ein wahres Meisterwerk von Friedrich Schiller! Das Buch handelt von den Intrigen des eigenen Bruders namens Franz, welcher auf seinen älteren Bruder Karl von Moor eifersüchtig ist und diesen bei dem Vater schlecht zu machen versucht. Die seitenlangen Monologe von Franz sind faszinierend …
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Ein wahres Meisterwerk von Friedrich Schiller! Das Buch handelt von den Intrigen des eigenen Bruders namens Franz, welcher auf seinen älteren Bruder Karl von Moor eifersüchtig ist und diesen bei dem Vater schlecht zu machen versucht. Die seitenlangen Monologe von Franz sind faszinierend und sehr detailliert beschrieben wurden. Trotz oder gerade wegen der altmodischen Sprache ist das Buch einzigartig und keinen Augenblick langweilig.
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Das Drama spielt Mitte des 18.Jahrhunderts. Die Handlung entwickelt sich über einen Zeit- raum von 2 Jahren.Die Sprache ist manchmal vulgär und grob. Natürlich kann man einen Mord nicht schön darstellen.Die Verssprache unterstreicht in Ihren Worten die Charaktere der …
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Das Drama spielt Mitte des 18.Jahrhunderts. Die Handlung entwickelt sich über einen Zeit- raum von 2 Jahren.Die Sprache ist manchmal vulgär und grob. Natürlich kann man einen Mord nicht schön darstellen.Die Verssprache unterstreicht in Ihren Worten die Charaktere der Handelnden.Z.B. Franz:„Hm! Hm! So ist es. Aber ich fürchte – ich weiß nicht – ob ich – Eurer Gesundheit? – Ist Euch wirklich ganz wohl, mein Vater?“ Dies drückt zusätzlich eine Art innere Zerrissenheit und Unsicherheit von Franz aus. Kann diese Feindschaft unter Brüdern, heute immer noch ausgetragen werden?
Eindeutig ja.Oberflächlich ist das Bestreben der Beste ,oder der Liebling zu sein immer noch da.Wer nichts ist oder nichts hat oder einfach nicht der Norm entspricht ,wird von unserer Gesellschaft nicht oder nur am Rande wahrgenommen.
Bei klassischen Werken empfehle ich immer erst das Buch zu lesen und dann ins Theater zu gehen.
Schiller ist eine Klasse für sich.Einfach lesen und ein eigenes Bild machen.<br />Das Drama spielt Mitte des 18.Jahrhunderts. Die Handlung entwickelt sich über einen Zeit- raum von 2 Jahren.Die Sprache ist manchmal vulgär und grob. Natürlich kann man einen Mord nicht schön darstellen.Die Verssprache unterstreicht in Ihren Worten die Charaktere der Handelnden.Z.B. Franz:„Hm! Hm! So ist es. Aber ich fürchte – ich weiß nicht – ob ich – Eurer Gesundheit? – Ist Euch wirklich ganz wohl, mein Vater?“ Dies drückt zusätzlich eine Art innere Zerrissenheit und Unsicherheit von Franz aus. Kann diese Feindschaft unter Brüdern, heute immer noch ausgetragen werden?
Eindeutig ja.Oberflächlich ist das Bestreben der Beste ,oder der Liebling zu sein immer noch da.Wer nichts ist oder nichts hat oder einfach nicht der Norm entspricht ,wird von unserer Gesellschaft nicht oder nur am Rande wahrgenommen.
Bei klassischen Werken empfehle ich immer erst das Buch zu lesen und dann ins Theater zu gehen.
Schiller ist eine Klasse für sich.Einfach lesen und ein eigenes Bild machen.
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