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Frontmatter -- Einführung. Klassischer Liberalismus im Deutschland des 19. Jahrhunderts -- Vorwort -- Inhaltsverzeichnis -- Kapitel 1. Deutscher Liberalismus - ein Überblick -- Kapitel 2. Die deutsche Freihandelspartei und der deutsche Liberalismus -- Kapitel 3. Eugen Richter: Seine Laufbahn, seine Gedanken und seine Kritiker -- Kapitel 4. Der Aufstieg des modernen Wohlfahrtsstaates und die liberale Antwort -- Kapitel 5. Die Rolle der Kathedersozialisten beim Niedergang des deutschen Liberalismus -- Kapitel 6. Friedrich Naumann - ein deutscher Modelliberaler? -- Literaturverzeichnis -- Personenregister -- Sachregister -- Backmatter…mehr

Produktbeschreibung
Frontmatter -- Einführung. Klassischer Liberalismus im Deutschland des 19. Jahrhunderts -- Vorwort -- Inhaltsverzeichnis -- Kapitel 1. Deutscher Liberalismus - ein Überblick -- Kapitel 2. Die deutsche Freihandelspartei und der deutsche Liberalismus -- Kapitel 3. Eugen Richter: Seine Laufbahn, seine Gedanken und seine Kritiker -- Kapitel 4. Der Aufstieg des modernen Wohlfahrtsstaates und die liberale Antwort -- Kapitel 5. Die Rolle der Kathedersozialisten beim Niedergang des deutschen Liberalismus -- Kapitel 6. Friedrich Naumann - ein deutscher Modelliberaler? -- Literaturverzeichnis -- Personenregister -- Sachregister -- Backmatter
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.1999

Auftakt zum neuen Historikerstreit?
Ralph Raicos brillante Rechtfertigung des deutschen Manchestertums

Ralph Raico: Die Partei der Freiheit. Studien zur Geschichte des deutschen Liberalismus. Schriften zur Wirtschaftspolitik, Band 7, Verlag Lucius & Lucius, Stuttgart 1999, 298 Seiten, 68 DM.

Kaum etwas hat den Ruf der Marktwirtschaft so sehr unterminiert wie das geschichtliche Vorurteil. Das Bild von der Massenverelendung während der industriellen Revolution im neunzehnten Jahrhundert hat die Idee der freien Wirtschaftsordnung nachhaltig diskreditiert und dem in diesem Jahrhundert immer weiter vordringenden Staatsinterventionismus geradezu den Status von Heiligkeit verschafft. Nirgendwo hat dieser Geschichtsmythos so tiefe Wurzeln geschlagen wie in Deutschland.

In seinem Buch "Die Partei der Freiheit" greift der amerikanische Historiker Ralph Raico genau diesen Mythos - genauer: einen Teilaspekt davon - an. Das am höchsten beklagenswerte Opfer dieses Mythos, schreibt er, sei der deutsche Liberalismus gewesen, dessen Verdienste durch ein ideologisch verzerrtes Geschichtsbild systematisch aus dem deutschen Kollektivbewusstsein verdrängt worden seien. Die Frage, warum Deutschland zum Wert der Freiheit stets ein gebrochenes Verhältnis hatte, wird dadurch wenigstens teilweise erklärt.

Dass es ein Amerikaner ist, der uns die echten Freiheitstraditionen Deutschlands wieder vor Augen führt, und dass es eine wirtschaftswissenschaftliche (und keine historische) Schriftenreihe ist, in der das Buch erschienen ist, sagt schon einiges über den Zustand der deutschen Geschichtsschreibung in Sachen Liberalismus aus. Man kann nur hoffen, dass das Buch den Auftakt zu einem neuen und heilsamen Historikerstreit bildet.

Raico geht es daher weniger um den Nachweis, dass die liberale Industrierevolution des neunzehnten Jahrhunderts in Wirklichkeit nicht Elend produzierte, sondern vorgefundenes Elend schrittweise eliminierte und erstmals die Möglichkeit wirklichen Massenwohlstandes schuf. Vielmehr fordert er die deutschen Liberalismushistoriker zur Debatte heraus. Mit welchem Liberalismusbegriff arbeitet eigentlich die Geschichtsschreibung, wenn sie die Betreiber marktwirtschaftlicher Reformen im neunzehnten Jahrhundert als bloße Exponenten bürgerlichen Klasseninteresses diskreditiert oder gar völlig verschweigt (selbst ein Klassiker wie Friedrich Sells "Tragödie des Deutschen Liberalismus" kann die führenden Vertreter der Freihandelsbewegung wie John Prince-Smith unerwähnt lassen, ohne dafür Kritik zu ernten)? Und mit welchem Liberalismusbegriff arbeitet die Geschichtsschreibung, wenn sie zum Beispiel Friedrich Naumann oder Walter Rathenau als die Helden eines "moralisch geläuterten" und "modernen" Liberalismus apostrophiert? Naumann sah die betriebliche Mitbestimmung als Mittel an, die Arbeiterschaft für imperiale Großmachtpolitik zu gewinnen. Und Rathenau erging sich in einer (zugegebenermaßen demokratischen) Staatsvergötterung, die keinen Spielraum mehr für Individualität erlaubte. Zitat: Staaten sind "die höchsten, allmächtigen Gebilde, die bestimmt sind, die Menschheitszweige unter dem Bilde der Willensorganisation darzustellen, die das Recht haben, jedes Hindernis, das einer reinen Willensentfaltung entgegensteht, niederzubrechen ... Das Ziel aber ist der materiell unbeschränkte Staat."

Es ist Raicos Verdienst, dass er solch eine vermeintlich "fortschrittliche" Reform des Liberalismus als einen (teilweise krypto-totalitären) Rückschritt bewertet. Um den Liberalismus zu deuten, müsse man zunächst einmal dessen philosophischen Kern - individuelles Selbstbestimmungsrecht und beschränkte Staatsmacht - verstehen, um so überhaupt erst zu einer seriösen Bewertung von "Fortschritt" kommen zu können. Indem Raico die Exponenten des klassischen deutschen Liberalismus - vor allem Eugen Richter - erstmals ausführlich zu Wort kommen lässt, verdeutlicht er, dass nicht die Etatisten, die sich abwechselnd an Bismarcks Politik oder an den Sozialismus anpassten, über eine realistische und "moderne" Perspektive verfügten. Vielmehr sahen die viel geschmähten "Manchesterliberalen", die Raico brillant rechtfertigt, genau die Konsequenzen, die sich aus der Abkehr vom Ideal der ökonomischen Freiheit ergaben. Dieser Abkehr folge, so stellen sie zu Recht fest, auch die Abkehr von anderen Freiheiten. Dass mit dem Niedergang des deutschen "Manchestertums" Imperialismus, Nationalismus, Antisemitismus und Untertanenmentalität einhergingen, bestätigt dies nur. Was in der "offiziellen Geschichtsschreibung als liberaler Fortschritt gepriesen wird, ist in Wirklichkeit der Anfang vom Ende des Liberalismus in Deutschland gewesen. Die Stimmen der Warner (wie Ludwig Bamberger), die Raico eindrücklich schildert, haben schon auf das Szenario des Grauens hingewiesen, das die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts für die Menschen bereitgehalten hat. Ihre Warnungen sind zeitlose Dokumente geblieben. Sie dem Vergessen entrissen zu haben ist eines der vielen Verdienste eines verdienstvollen Buches.

DETMAR DOERING

(Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Königswinter)

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