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Die Odyssee - ein Mythos, ein Abenteuer, ein Rätsel. Der genaue Verlauf der Irrfahrt ist unbekannt:_Die Segel setzte Odysseus in Troja, doch nachdem ein widriger Wind die Umrundung des Peloponnes vereitelte, verliert sich seine Spur_... ___Auch Tobias Lehmkuhl weiß noch nicht, wann und wo sein Abenteuer enden wird, als er von Trojas Ruinen aufs Mittelmeer hinausschaut. Wie Homers Held steht er vor einer Reise ins Ungewisse. Zufälle und Unwägbarkeiten führen Lehmkuhl nach Kea und Kythera, nach Neapel und Palermo, über Gibraltar und Malta schließlich doch nach Ithaka. Die «Odyssee» im Gepäck,…mehr

Produktbeschreibung
Die Odyssee - ein Mythos, ein Abenteuer, ein Rätsel. Der genaue Verlauf der Irrfahrt ist unbekannt:_Die Segel setzte Odysseus in Troja, doch nachdem ein widriger Wind die Umrundung des Peloponnes vereitelte, verliert sich seine Spur_... ___Auch Tobias Lehmkuhl weiß noch nicht, wann und wo sein Abenteuer enden wird, als er von Trojas Ruinen aufs Mittelmeer hinausschaut. Wie Homers Held steht er vor einer Reise ins Ungewisse. Zufälle und Unwägbarkeiten führen Lehmkuhl nach Kea und Kythera, nach Neapel und Palermo, über Gibraltar und Malta schließlich doch nach Ithaka. Die «Odyssee» im Gepäck, wandert er über Vulkan-Inseln und segelt durch die Ägäis, er verliebt sich in die Medina von Tanger, verpasst den Eingang zum Hades, lässt sich von Sirenen locken. Er freundet sich mit Grenzschützern an, lernt in Tunis vermeintliche Revolutionäre kennen, trifft Finanzinvestoren an der Costa de la Luz und besteigt den Vulkan Stromboli. Das Mittelmeer, unermesslich weit, unermesslich reich, erlebt Lehmkuhl als eine Welt, in der sich tausend Wege kreuzen, uralte und ganz neue, Wege von Kreuzfahrtschiffen und Flüchtlingsbooten, Fischern und Fernfahrer-Fähren. Eine packende Reise- und Abenteurergeschichte, die vom archaischen Zauber jener Landstriche zeugt, die als Wiege unserer Kultur gelten.
Autorenporträt
Tobias Lehmkuhl, geboren 1976, studierte in Bonn, Barcelona und Berlin. Seit 2002 arbeitet er als freier Journalist, u. a. für «Die Zeit», Deutschlandfunk und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». 2018 erschien seine viel gelobte Nico-Biografie, zu der die «Berliner Zeitung» schrieb: «Lehmkuhls gründlich recherchiertes und faktensattes Buch schafft Raum, um sich eine eigene Vorstellung zu machen.» 2017 erhielt Tobias Lehmkuhl den Berliner Preis für Literaturkritik.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Odysseus ein Held? Schon möglich, meint Christiane Schlötzer. Den Autor Tobias Lehmkuhl, der auf den Spuren des großen Irrfahrers reist, hält sie eher für einen hoffnungslosen Romantiker. Dass es Lehmkuhl gelingt, bei der Begegnung mit Frontex-Leuten, Aussteigern und Kartoffelphilosophen in Griechenland und Italien zwischen Mythos und harter Realität zu vermitteln, findet sie allerdings stark - und witzig. Und die Kunst des Sichtreibenlassens beherrscht der Autor laut Rezensentin auch. Gäbe es eine Odysseus-Gedenk-Pauschalreise zu buchen, Schlötzer wäre dabei.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2014

Die Taten des vielgewanderten Mannes

Dies gleich vorweg: Odysseus, dem Listenreichen, dem Schwerenöter, dem Aufschneider und was sonst noch an Charaktereigenschaften Homer dem Helden seines Epos mit auf dem Weg gab, hätte gewiss gefallen, was Tobias Lehmkuhl schreibt, und ganz sicher hätte er ihn gern als Gefährten gehabt, weil er ihm durch seine bedingungslose Neugier und seinem Wagemut gegenüber allem Fremden ziemlich ähnlich ist. Auf den ersten Blick wirkt der Titel dieses Buches etwas anmaßend, denn die "Odyssee" ist ein Werk, das keine Nachahmung duldet, aber diese "Irrfahrt" soll keine Fährtensuche im klassischen Sinn sein, vielmehr benutzt der Autor ein paar Stationen des antiken Reisenden als Vorwand für eine Weltenbummelei der besonderen Art im Mittelmeer und an dessen Küsten - nicht hin und her getrieben von einem zornigen Meeresgott, sondern durchaus zeitgemäß mit Zug, Schiff und Flugzeug, aber nicht mit weniger Abenteuern. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass es hier gelingt, aus kleinen Bildern, kleinen Szenen und kleinen Affairen des Lebens ein mittelmeerisches Panorama zu entwerfen, das nicht seinesgleichen hat und mit ähnlicher Hellsichtigkeit aufwartet wie etwa das, was in den Werken von Patrick Leigh Fermor oder Bruce Chatwin, die Lehmkuhl als seine Vorbilder nennt, zu finden ist. Manchmal bewegt sich der Autor hart am Rand zum Kalauer, und gelegentlich gerät er, zum Beispiel im Kapitel über Tanger, in die Gefahr, sich zu verplaudern - auch hier Odysseus ähnlich, der gewiss nach der Heimkehr seiner Penelope manch hanebüchene Geschichte aufgetischt hat, wie das Weitgereiste gerne tun. Aber zum Glück findet Lehmkuhl immer wieder zurück zu einem Erzählstil, der einen gewissermaßen durch das ganze Buch mit wachsendem Vergnügen treibt und einige grandiose Höhepunkte hat. Die Beschreibung Neapels etwa ist ein Kunststück, in dem aus kleinen Erlebnissteinchen ein großes, ja großartiges Mosaik wird. Am Ende bleibt dieses Resumee: So und nicht anders ist unsere Welt, und so ist unser Leben, wenn man es wagt, ihm mit allen Sinnen zu begegnen - und manchmal ist es ziemlich lustig.

tg

"Die Odyssee - Eine Abenteuer" von Tobias Lehmkuhl. Rowohlt Verlag, Berlin 2013. 300 Seiten. Gebunden, 19,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.01.2014

Odysseus, wer war das noch mal?
Tobias Lehmkuhl bereist auf den Spuren Homers das Mittelmeer und landet in der harten hellenischen
Realität – Witz und Spannung entstehen aus dem schroffen Nebeneinander von Mythos und Alltag
VON CHRISTIANE SCHLÖTZER
Am Ende ist der neuzeitliche Odysseus Tobias Lehmkuhl müde vom Reisen und weiß den Wert der Heimat zu schätzen. „Das Abenteuer mag uns Schauer über den Rücken jagen, ein wonnevolles Prickeln, seinen Abschluss aber wünschen wir uns friedvoll“, hält der Autor fest. Dieses Alles-noch-mal-gut-gegangen-Gefühl kennt auch der gewöhnliche Urlauber, wenn er nach glücklicher Heimkehr die eigenen vier Wände unversehrt vorfindet. Lehmkuhl aber hatte nichts gebucht, auch wenn er nach Plan gereist ist. Dieser Plan wurde allerdings schon in der Antike entworfen und findet sich bis heute in keinem Kreuzfahrtkatalog, was den Autor wiederum verwundert. „Eine Fahrt auf den Spuren des Odysseus“, das wäre doch „ein einmaliges Abenteuer“, meint Lehmkuhl und ist sich nach seiner Solo-Irrfahrt – einmal quer durchs Mittelmeer und zurück – sicher, dass er die Premierenfahrt einer solchen Pauschalreise als Schiffschronist gern begleiten würde.
  Nach der Lektüre von Lehmkuhls federleicht dahergeplauderter Nacherzählung der homerischen „Odyssee“ könnte man in Versuchung kommen, auf dieser Kreuzfahrt eine Kabine zu buchen. Der Literaturwissenschaftler und Essayist Lehmkuhl verzichtet auf eine Geschichtsvorlesung, stattdessen pickt er den Stoff für seine Geschichten von der Straße auf, filtert ihn aus nebenbei Gehörtem, lässt Zufallsbekannte in die Rolle des Erzählers schlüpfen. Den Türken Mehmet etwa, der aus den Kartoffelpreisen den Lauf der Welt abliest, oder den australischen Geschichtslehrer Howard, der über ein paar Bier zu Howie wird und die Schlacht an den Dardanellen erklärt. Die Australier, die zu Tausenden in Gallipoli starben, waren ihrer Heimat so fern wie Homers Held. Howie wundert sich, wie wenig der junge Deutsche, Lehmkuhl ist Jahrgang 1976, mit dieser Katastrophe aus dem Ersten Weltkrieg vertraut ist. Ein Stück weiter dann, am Evros, dem türkisch-griechischen Grenzfluss, begegnet der Autor einem Frontex-Mann, der im Auftrag Europas jeden modernen Odysseus aus Syrien oder Iran stoppen soll und darüber melancholisch geworden ist.   Lehmkuhl versteht sich auf die große Reisekunst des Treibenlassens. So folgt „Die Odyssee“ in seiner Version zwar der klassischen, seit der Antike für wahrscheinlich gehaltenen Route. Dies aber nicht chronologisch, also eher freihändig, aber doch gewissenhaft. Aufgeben kommt für Lehmkuhl nicht in Frage, auch wenn ihn eine Sirene namens Sheila mit Süd-Londoner Akzent schon mal fragt: „Odysseus, wer war das noch mal?“ Auf der kleinen griechischen Insel Kythera, die Homer nur wegen der widrigen Winde erwähnt, die ihn gen Süden trieben, fragt sich Lehmkuhl, ob hier nicht alles zu finden wäre, was der Mensch so braucht und immer irgendwo anders sucht als da, wo er gerade ist: „Liebe, Freundschaft, Tod?“
  Der Autor bucht gleich drei Nächte, selten verweilt er an einem Ort sonst so lang. Und er entdeckt auf dem der Aphrodite geweihten Eiland eine muntere Kolonie von Exilanten, die nichts mit den armen Schluckern vom Evros zu tun haben. Sie heißen Jutta, Riad, Peter, Willem und Julie und hatten es vermutlich in ihrem früheren Zuhause auch nicht schlecht.
  Ein Abstecher auf die Halbinsel Mani ist mit einer tiefen Verbeugung vor Patrick Leigh Fermor verbunden, dem Vorbild aller Slowtraveller. Auf der Mani befindet sich das Haus des genialen britischen Geschichtenerzählers, kretischen Kriegshelden und großen Reisenden. Es gehört seit dem Tod Fermors im Juni 2011 einem Athener Museum. Fermor war 1933 zu Fuß in Holland gestartet, mit dem Ziel Konstantinopel. Er wanderte den Rhein und dann die Donau entlang, durch den Balkan, wo er schließlich hängen blieb, in den Armen einer rumänischen Prinzessin. „Auf Pilgerpfaden“ nennt Lehmkuhl sein Mani-Kapitel und bekennt seine innere Bewegung nach dem Besuch von Fermors in Schönheit verstaubender Schreibklause.
  Erst in Patras, unter schuhlosen Roma, fühlt sich der Autor wieder in der harten hellenischen Realität angekommen, bevor er nach Italien übersetzt, wo er – und Lehmkuhl kann es selbst kaum glauben – noch nie war. Er kommt auch nach Gibraltar, wo Odysseus mit den Toten gesprochen haben soll. Das fällt ihm beim Besuch eines Supermarkts vor Regalen mit Shortbread und britischer Schokolade ein. Witz und Spannung entstehen bei diesem Reiseexperiment aus dem schroffen Nebeneinander von Mythos und alltäglicher Absurdität. Manchmal fällt Lehmkuhl zum trostlosen Hier und Heute auch gar nichts mehr ein, und das sagt er dann auch: „Außer gelegentlichen Plastikfeldern war da nichts mehr, wofür es Worte gegeben hätte.“ Da ist er auf dem Weg von Tunis Richtung Süden. Auf der Suche nach den Lotusessern. Und das alles wegen Odysseus.
  Als Epilog leistet sich Lehmkuhl noch einen weiteren Seitensprung, jenseits von der vorgeschriebenen Route. Seine Neugier gilt diesmal einer Kirke, die ihn in jungen Jahren auf Kreta bezaubert hat. Die Griechin hat aber 18 Jahre später keine Lust, sich mit dem deutschen Nostalgiker überhaupt noch einmal zu verabreden. Der Mann ist sentimental, die Frau ist Realistin. Penelope, Helena, Athene, Kirke und Kalypso, „in Wahrheit, so könnte man meinen, herrschen die Frauen in der Welt des Mittelmeers“, schreibt Lehmkuhl. „Wie konnte Odysseus da überhaupt zum Helden werden?“ Eine gute Frage.  
Tobias Lehmkuhl: Die Odyssee. Ein Abenteuer. Rowohlt Berlin, Berlin 2013. 304 Seiten, 19,95 Euro, E-Book 16,99 Euro.
Der Autor versteht sich auf
die Kunst, sich treiben zu lassen
Herbert James Draper malte 1909 „Odysseus und die Sirenen“ – Die „Odyssee“ im Gepäck machte Tobias Lehmkuhl sich auf seine Irrfahrt.
Foto: bridgemanart.com
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