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Eugene Ionesco gilt nicht allein als Begründer eines besonderen dramatischen Stils. Seit seinem ersten großen Erfolg mit 'Die kahle Sängerin' (1950) feierten Kritiker und Publikum in seinem absurden Theater das moderne Theater schlechthin. In seinem nach wie vor berühmtesten Stück 'Die Nashömer' protokol-liert Ionesco die Verwandlung einer ganzen Stadt in eine Schar schnaubender, mörderischer Dickhäuter. So, als sei das Normale heute schon Heldentum, entgeht einzig der ganz gewöhnliche, aber freie und verantwortungsbewußte Behringer der grausigen Verwandlung. »Behringer ist das, was lonesco…mehr

Produktbeschreibung
Eugene Ionesco gilt nicht allein als Begründer eines besonderen dramatischen Stils. Seit seinem ersten großen Erfolg mit 'Die kahle Sängerin' (1950) feierten Kritiker und Publikum in seinem absurden Theater das moderne Theater schlechthin.
In seinem nach wie vor berühmtesten Stück 'Die Nashömer' protokol-liert Ionesco die Verwandlung einer ganzen Stadt in eine Schar schnaubender, mörderischer Dickhäuter. So, als sei das Normale heute schon Heldentum, entgeht einzig der ganz gewöhnliche, aber freie und verantwortungsbewußte Behringer der grausigen Verwandlung. »Behringer ist das, was lonesco später 'Helden der Arrièregarde' genannt hat, die sich bösem Fortschritt, verhängnisvollen Entwicklungen entgegenstemmen, die am Platz bleiben, 'Mensch' sind und nicht 'neuer Menseh' werden, gegen Zukunftsglauben als Aberglauben. Die Metamorphose 'vom Schmetterling zur Raupe', vom fliegenden zum trampelnden Wesen, vom träumenden Einsamen zum grunzenden Herdentier wird verweigert... Ionesco hat die Ausbreitung des politischen Fanatismus wie die einer Epidemie in seinen Tagebüchern der Bukarester Zeit verzeichnet und dort schon das Bild von den Nashörnern gebraucht, das ihm zu den zoologischen Begriffen der Eisernen Garde, der Befreiung des Instinkts, des Vitalen paßte.« (François Bondy).
Und so erweist sich das Absurde in diesem Stück als zeitgemäße Formulierung der Humanität.
Autorenporträt
Eugène Ionesco (1909 - 1994) ist einer der Hauptvertreter des "Theaters des Absurden".

Claus Bremer, geboren 1924, war Dramaturg, Autor und Ubersetzer. Bremer starb 1996 in Forch bei Zurich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2016

Eugène Ionesco
Die Bevölkerung einer kleinen, zivilisierten Stadt verwandelt sich Schritt für Schritt in eine Rotte von schnaubendenNashörnern. Gerade die ordentlichsten Mitbürger sind als erste dabei. Das Stück „Die Nashörner“ wurde 1959 in Düsseldorf in einer deutschen Verhältnissen angepassten Version uraufgeführt, noch vor dem französischen Original. Der Erfolg war enorm, bald avancierte es zur beliebten Schullektüre: Drama des Absurden! Es handle, so wurde uns beigebracht, von „Herdentrieb und Konformismus“ in einer Diktatur. Das ist nicht falsch, verharmlost das Drama aber. Denn eigentlich zeigt es, wie eine bürgerliche Gesellschaft Stück für Stück ihr Wutlevel anhebt, also das, was Peter Sloterdijk und sein der AfD zuarbeitender Schüler Marc Jongen den „thymotischen Zustand“ nennen.   „Ich koche innerlich“, brüllt eines der Nashörner. Dazu kommt der Übertritt in eine eigene Wahrheitssphäre. Die Presse, die über die Tiere berichten will, wird delegitimiert: „Alle Journalisten sind Lügner.“ Wer die verwandelten Mitbürger als „Saupack“ bezeichnet, muss sich zurechtweisen lassen: „So spricht man nicht zu Lebewesen.“ Man hat genug von Moral und Gutmenschentum: „Das Humane ist überholt.“ Vielleicht haben die Wutbürger einen Grund? Man sollte „mit ihnen sprechen“, „man muss immer versuchen zu verstehen“, heißt es. Wut und moralischer Relativismus gehen eine giftige Verbindung ein. Mit dem begriffslos schnaubenden Hass bricht die gesellschaftliche Kommunikation zusammen, und das ist viel, viel gruseliger als die Frage nach dem Konformismus.
G.S.
Eugène Ionesco: Die Nashörner. Aus dem Französischen von Clemens Bremer und H. R. Stauffacher. Fischer Taschenbuch, 112 S., 7,99 Euro.
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