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Onkel Kamil, der Bonbonverkäufer, al-Hilu mit seinem Friseursalon, der alte Dichter, den keiner mehr hören will, seit es das Radio gibt - jeder sucht seinen eigenen Weg in die Zukunft. Umm Hamida, wandelndes Lexikon aller Missetaten, hat täglich mehr zu erzählen über die Geheimnisse der Gasse, denn eine Welt ist in Unordnung geraten.

Produktbeschreibung
Onkel Kamil, der Bonbonverkäufer, al-Hilu mit seinem Friseursalon, der alte Dichter, den keiner mehr hören will, seit es das Radio gibt - jeder sucht seinen eigenen Weg in die Zukunft. Umm Hamida, wandelndes Lexikon aller Missetaten, hat täglich mehr zu erzählen über die Geheimnisse der Gasse, denn eine Welt ist in Unordnung geraten.
Autorenporträt
Nagib Machfus, geb. am 11.12.1911 als Sohn einer Kleinbürgerfamilie in Kairo, entschied sich schon bald nach dem Studium für das Schreiben. Er hat alle Elemente der volkstümlichen Erzählkunst in seine Werke aufgenommen und ist der eigentliche 'Vater des ägyptischen Romans'. Sein Lebenswerk, das an die vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen umfasst, gehört längst zur Weltliteratur. 1988 wurde ihm als einem der bedeutendsten arabischen Autoren der Gegenwart der Nobelpreis für Literatur verliehen. Er starb 2006.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2010

Süddeutsche Zeitung Bibliothek

Illusionen und
böses Erwachen
„Die Midaq-Gasse“
von Nagib Machfus
Metropolen Band 8
Im frühen 20. Jahrhundert war Kairo für die reisende Klasse in Europa der steingewordene Traum vom Orient. Heute gilt die ausufernde Kapitale der arabischen Welt vielen als Inbegriff dessen, was man „Moloch“ nennt – doch im Gassengewirr der islamischen Altstadt soll es sie noch immer geben, die Orte, an denen die Zeit stillzustehen scheint. Zwischen dem Einst und dem Jetzt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, schrieb Nagib Machfus den Roman „Die Midaq-Gasse“, der dem alten Kairo ein Denkmal setzte und zugleich, am Beispiel eines nachbarschaftlichen Mikrokosmos, die Zeichen des unaufhaltsamen Umbruchs festhielt.
Der erste Roman in arabischer Sprache war 1914 erschienen. In Ägypten war die Gattung also jünger als der 1911 geborene Machfus, der zunächst im historischen Genre an ihrer Weiterentwicklung arbeitete und ihr zu voller Blüte verhalf. Die Auswirkungen des Krieges, die sich verschärfenden sozialen Gegensätze veranlassten ihn, sich der Gegenwart zuzuwenden: In seiner realistischen Phase bis zur Revolution von 1952 schuf der spätere Literaturnobelpreisträger Machfus unvergängliche Bilder vom Alltag in seiner Heimatstadt, vor allem in der „Kairo-Trilogie“, die seinen internationalen Ruhm begründete.
Anders als jene spannt „Die Midaq-Gasse“ keinen generationsübergreifenden Bogen, lebt nicht vom großen epischen Atem. Erzählt werden locker verknüpfte Episoden aus einem farbenfrohen, aber bedrohten Biotop, einem dörflichen Milieu inmitten der brodelnden Metropole, in dem sich epochale Umwälzungen mit großer Verzögerung und im Miniaturformat bemerkbar machen. Die Gasse gehört, wie wir erfahren, zu den „Kostbarkeiten vergangener Jahrhunderte“, doch ihr Glanz ist verblichen, ihre Bauten bröckeln, und ihre Bewohner wirken wie degenerierte Nachfahren des Personals aus Tausendundeiner Nacht: Noch umweht sie der Rest einer märchenhaften Aura, aber sie sind schon angekränkelt von den Gelüsten, Beschwernissen und Ängsten, die eine neue, großstädtische Wirklichkeit ihnen aufzwingt. Und weil ihre Phantasie immer noch die der überlieferten Geschichten ist, geben sie sich gern Täuschungen und Illusionen hin, die dann in bösem Erwachen enden.
So wie man als Fremder in solche Nachbarschaften nicht umstandslos aufgenommen wird, dauert es eine Weile, bis die Figuren zu Vertrauten werden, an deren Schicksal man Anteil nimmt. Dann aber bleiben sie unvergesslich – die schöne, geldgierige Hamida, der verliebte Friseur Abbas, der herzkranke Kaufmann Salim Alwan, der nach Haschisch und jungen Männern süchtige Kaffeehausbesitzer Kirscha, Profiteure wie die Heiratsvermittlerin, der Krüppelmacher und der Zuhälter, Weise wie der asketische Scheich Derwisch und der erleuchtete Herr Husaini, der am Ende eine wunderbare Liebeserklärung an Allah und die Menschheit formuliert. Sie alle könnte man vielleicht auch im heutigen Kairo noch finden, irgendwo in einer versteckten Gasse, wo das Leben einfach weitergeht. KRISTINA MAIDT-ZINKE
Nagib Machfus
Foto: AP
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»Nagib Machfus lässt den deutschen Leser Einblick nehmen in jene ferne Welt, die für Europäer noch immer von einem feinen Schleier umgeben ist.« Buch aktuell