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Frauen, die sich als Malerinnen aus- und fortbilden lassen wollten, hatten noch bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein große Hindernisse zu überwinden. Eine professionelle Ausbildung als Malerin war gesellschaftlich für die meisten Eltern von begabten Töchtern völlig inakzeptabel und für männliche Künstler geradezu lachhaft. Die jungen Frauen, die dennoch diesen Weg gehen und eine anspruchsvolle Ausbildung genießen wollten, mussten sich zunächst von ihren Familien emanzipieren, um dann als 'Malweiber' verspottet zu werden. Da ihnen bis 1919 die Aufnahme in die Akademien…mehr

Produktbeschreibung
Frauen, die sich als Malerinnen aus- und fortbilden lassen wollten, hatten noch bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein große Hindernisse zu überwinden. Eine professionelle Ausbildung als Malerin war gesellschaftlich für die meisten Eltern von begabten Töchtern völlig inakzeptabel und für männliche Künstler geradezu lachhaft. Die jungen Frauen, die dennoch diesen Weg gehen und eine anspruchsvolle Ausbildung genießen wollten, mussten sich zunächst von ihren Familien emanzipieren, um dann als 'Malweiber' verspottet zu werden. Da ihnen bis 1919 die Aufnahme in die Akademien verwehrt wurde, blieb ihnen nur die Möglichkeit, an privaten Malschulen Unterricht zu nehmen. All diese Schwierigkeiten hinderten die leidenschaftlichen Künstlerinnen aber nicht, bei Wind und Wetter mit Staffelei und Leinwand ins Freie zu ziehen und zu malen. Darüber hinaus reisten sie in Scharen nach Paris und erlebten in Ateliers, am Montmartre und in den Salons künstlerische Inspiration und oft eine persönliche Befreiung. Einigen dieser Malerinnen wie Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter erlangten große Bekanntheit, andere, wie Käthe Kollwitz - sie stellt eine Ausnahme dar -, waren schon zu Lebzeiten hochgeachtet. Die meisten Malerinnen aber sind heute vergessen. Dieses Buch stellt Leben und Werk berühmter wie gänzlich unbekannter Malerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vor. Dass diese zumeist aus dem Bürgertum stammenden Frauen künstlerisch und gesellschaftlich bedeutende Durchbrüche erzielt haben, als sie sich an der Schwelle zur Moderne in die Kunstwelt aufmachten, haben die Kunsthistoriker vergangener Jahrzehnte bislang oft 'übersehen'. Künstlerkolonien: Worpswede, Hiddensee, Kronberg, Dachau, Murnau Städte: Hamburg, Berlin, Frankfurt, München, Zürich, Wien u.v.a.
Autorenporträt
Katja Behling studierte Medizin und Germanistik in Hamburg. Sie arbeitete einige Jahre in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, seit 1998 ist sie als Autorin zahlreicher Bücher und als Medizin- und Kulturjournalistin tätig, u. a. für das Wochenmagazin tachles und das jüdische Monatsmagazin Aufbau. Katja Behling lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Hamburg.

Anke Manigold studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und romanische Philologie und promovierte 1986 in Göttingen. Sie arbeitet als Autorin und seit 1987 auch als Kulturjournalistin, u. a. für Die Welt, Die Zeit und Brigitte. Anke Manigold lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.06.2009

Unerschrocken im Namen der Kunst
Ein Buch beschreibt Leben und Schaffen der „Malweiber”, die im späten 19. Jahrhundert Anstoß erregten
Von Anne Goebel
Der Lehrer hatte die Mutter gewarnt. „Bei Charakteren wie denen ihrer Töchter wird mein Unterricht sie zu Malerinnen machen. In der Welt der ,grande bourgeoisie‘, in der Sie sich bewegen, ist dies eine Katastrophe!” So schrieb 1860 der französische Künstler Camille Corot über seine Privatschülerinnen, die Schwestern Edma und Berthe. Letztere wurde tatsächlich eine große Künstlerin, Berthe Morisot gilt als bedeutendste Malerin des späten 19. Jahrhunderts, und sie behauptete sich als erste Frau im Männerclub der Impressionisten.
Am Anfang ihrer Karriere stand etwas, das nicht zum Karrieremachen gedacht war: Wohnzimmerunterricht für höhere Töchter. Ein wenig Klavier, Gesang, kleine Aquarelle, so etwas galt als hübsches Beiwerk für heiratsfähige Mädchen. Berthe schlug aus der Art, hatte Erfolg in Paris, fühlte sich oft einsam – und war für ihre deutschen Artgenossinnen leuchtendes Vorbild. Im Deutschen Reich ging alles viel langsamer als in Frankreich, und für Künstlerinnen aus Berlin, Hiddensee oder München blieb das oft verklärte Paris der Sehnsuchtsort ihrer schwierigen Selbstverwirklichung.
Fahrt aufs Land
Die Faszination für die Stadt an der Seine zieht sich auch wie ein roter Faden durch das Buch „Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900”. Der reich bebilderte Band, erschienen im Schwabinger Elisabeth Sandmann Verlag, erzählt die Geschichte von Pionierinnen an der Staffelei. München und seine Malerkolonien in Dachau und Murnau spielten eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur künstlerischen Gleichberechtigung, zumal mit Gabriele Münter und Marianne von Werefkin zwei Herausragende unter den Unerschrockenen in bayerischen Gefilden tätig waren. So ist es zwar kein München-Buch geworden, aber die hiesige Szene nimmt großen Raum ein – ganz abgesehen davon, dass wunderbare historische Fotos aus München stammen.
Die konservative Gesellschaft, vor allem in katholischen Gegenden, dürfte die Malerinnen in der Tat als „Katastrophe” betrachtet haben. Bis 1920 war ihnen jedenfalls der Weg an die Bayerische Kunstakademie verwehrt, es blieben nur nichtstaatliche Malschulen, und solche Privatklassen gab es an der Isar besonders zahlreich. Der 1882 gegründete Künstlerinnen-Verein zum Beispiel unterhielt eine eigene Damenakademie, an der Käthe Kollwitz oder die Münter lernten. Die Klassen fuhren mit Schirm, Leinwand und Palette oft aufs Land – „im Mineralbad Münchshofen sind illustre Gäste angekommen, nämlich eine Schar Malerinnen aus München”, meldete 1906 das Straubinger Tagblatt. Mit ihrem Gebaren erregten sie Aufsehen: Zum Zeichnen in den Wiesen geschürzte Röcke gaben hin und wieder ein Stück Wade frei, manchmal trugen die Frauen sogar anstößige „Reformkleider” ohne Korsett. Auch in der Großstadt fielen sie auf. Unter einem „Malweibchen”, schrieb der Journalist Fritz von Ostini 1914, verstehe der Münchner „so ziemlich alles, was ihm an weiblichen, meist jüngeren Wesen begegnet”, sofern diese in „Lebensführung und Exterieur” abwichen vom „gutbürgerlichen Frauentypus”.
Die Autorinnen Katja Behling und Anke Manigold haben Ostinis onkelhafte Definition in ihren Buchtitel übernommen – das allein zeigt, dass hier kein emanzipatorisches Pamphlet zu erwarten ist. Angenehmerweise verzichten die beiden auf einen forciert gesellschaftskritischen Duktus und die manchmal sehr anstrengende These, jede vergessene Künstlerin sei in Wahrheit ein Genie gewesen. Die Malerinnen werden einfach vorgestellt, ihre Biographie und, natürlich, ihre Schwierigkeiten auf einem damals ungewöhnlichen Weg. Die Lektüre des Bildbands bietet manche Entdeckung, wobei man auch hinlänglich bekannte Lebensgeschichten gerne nachliest wie die der überspannten russischen Baronesse Werefkin, im ländlichen Murnau in Erinnerung geblieben dank ihrer schillernden Erscheinung.
Julie Wolfthorn ist eine Malerin, deren Name heute wenige kennen, obwohl sie zu ihrer Zeit eine renommierte Porträtistin war. Sie war eine der vielen, die es schwärmerisch an eine private Kunstschule in Paris zog. „Immer ist Frühling in Paris”, schrieb sie in einem ihrer Briefe begeistert. 1906 gründete Wolfthorn in München die „Verbindung bildender Künstlerinnen”, einen der vielen Zusammenschlüsse, mit denen Frauen versuchten, in die verwobene Szene aus Akademieprofessoren, Künstlern und Kunsthändlern vorzudringen.
„Ende September werde ich mit der Lolo mein Glück Nr. 2 versuchen”, schrieb Franz von Lenbach 1896 über seine bevorstehende zweite Heirat mit der 25 Jahre jüngeren Lolo von Hornstein. Nummer zwei ist die Tochter eines Komponisten an der Seite des Malerfürsten immer geblieben – sie ist eines der zahlreichen Beispiele im Malweiber-Band von begabten Frauen berühmter Männer. Erwähnung in der kunstgeschichtlichen Literatur findet die schöne Lolo als Muse und Gefährtin Lenbachs, aber kaum, so Anke Manigold, „als eigenständige Malerin”.
Überhaupt machen die Autorinnen deutlich, dass die Künstlerinnen und ihr Werk oft nach ihrem Tod in Vergessenheit gerieten, selbst wenn sie es zu Lebzeiten zu gewisser Bekanntheit gebracht hatten. Eine Ausnahme bildete Paula Wimmer, 1876 in München geboren und schon in sehr jungen Jahren zum unbürgerlichen Malerinnendasein entschlossen. Ein eindrucksvolles Selbstporträt zeigt die 20-Jährige mit herausforderndem Blick, den Kopf in den Nacken geworfen. Sie studierte in Münchner Privatklassen, reiste nach Rom und Paris und lebte von 1915 an in Dachau, wo sie eine der Exponentinnen der dortigen Künstlerkolonie war. „Ich spiele mit den Farben Theater”, sagte Paula Wimmer, die bis ins hohe Alter malte und 97-jährig starb. Andere hatten tragischere Lebenswege. Die hochbegabte Waltraut Niepmann zum Beispiel, die bei Hans Hofmann in dessen Schwabinger Kunstschule studierte, als eines seiner größten Talent galt und nicht den Mut hatte, ihren Lehrer 1932 in die Emigration nach New York zu begleiten. Sie malte danach fast nichts mehr.
Was wäre gewesen wenn? Oft stellen die beiden Autorinnen indirekt diese Frage. Zum Beispiel bei Anna Klein, einer erfolgreichen Künstlerin mit jüdischen Wurzeln aus Nürnberg, die an der Münchner Damenakademie studierte, sich mit ihrem Lehrer Franz Marc befreundete und deren Leben die Nationalsozialisten mit der Deportation und Erschießung 1941 ein Ende setzten.
Katja Behling, Anke Manigold: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900. Elisabeth Sandmann Verlag 2009.
Zwei Frauen an der Akademie üben Tierzeichnungen. Die Bilder stammen aus dem Band „Die Malweiber”. Elisabeth Sandmann Verlag
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"Eine inspirierende Entdeckungsreise durch das Lebenswerk emanzipierter Frauen!"
Mein Kreativ-Atelier Heft 91
»Eine wunderbare kunsthistorische Entdeckungsreise und ein liebevoll erzähltes Kapitel Emanzipations-Geschichte obendrein.«