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Produktdetails
  • Verlag: Bonewitz, Michael
  • 1., Aufl.
  • Erscheinungstermin: 9. Dezember 2013
  • Deutsch
  • Abmessung: 24.5cm x 17cm
  • Gewicht: 600g
  • ISBN-13: 9783981399950
  • ISBN-10: 3981399951
  • Artikelnr.: 40206394
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2014

Leben unter dem Krummstab
Rheingau gehörte zu Mainz

Wo anders als mitten auf dem Rhein und noch dazu bei einer Weinpräsentation hätte die Idee für jenes Buch entstehen sollen, das nun im Bodenheimer Bonewitz Verlag erschienen ist: "Die Mainzer Zeit des Rheingaus" lautet der Titel des an die gemeinsame Vergangenheit erinnernden Werks, das für die Menschen beiderseits des Stroms gleichermaßen anregender Lesestoff sein soll. Im Gespräch mit dem langjährigen Domänenrat von Schloss Johannisberg, Wolfgang Schleicher, erkannte der Mainzer Mäzen und Herausgeber Stefan Schmitz damals schnell, dass der, wenngleich zwischen Mainz und Bingen doch recht breite - Strom für die Bewohner des Tals von alters her eher Verbindendes als Trennendes hatte. Denn 820 Jahre - von der "Veroneser Schenkung" im Jahre 983 nach Christus bis zur Auflösung des Erzstifts 1803 - lebten auch die Menschen auf der rechten Rheinseite "unter dem bischöflichen Krummstab". Was erklärt, warum sich das Wappen mit dem Mainzer Doppelrad bis zum heutigen Tag noch vielerorts im Rheingau an Häuserwänden und Klostermauern finden lässt.

Von Rheinhessen aus rasch selbst hinüber zu fahren - ob auf der Schiersteiner Brücke oder mit einer der Autofähren - und sich die schönen Schlösser wie Johannisberg, Vollrads und Reinhartshausen anzusehen ist zweifellos immer empfehlenswert. Sollte dafür aber gerade einmal keine Zeit sein, lässt sich mit Hilfe des von Matthias Dietz-Lenssen, einem ausgewiesenen Kenner der Regionalgeschichte, verfassten Buchs die andere Rheinseite kaum weniger gut bereisen. Schließlich kommt man als Leser des 192 Seiten umfassenden Bandes weit herum; und sieht dank der vielen Fotos von Alexander Sell etwa den "Cabinetkeller" des Klosters Eberbach, die im Wald versteckten Reste der Burg Waldeck und die heute als Naturdenkmäler geschützten, schier undurchdringlichen Gebückbäume, die schon zu Zeiten der Erzbischöfe als Landwehr dienten und die Menschen im Tal vor An- und Übergriffen von außerhalb bewahren sollten.

Anders als bei manchem richtigen Ausflug bleiben in der detailreichen Publikation über die Kurmainzer Ära am Ende nur mehr wenige Fragen offen. Ob es allerdings tatsächlich die Römer waren, die den Weinbau im Rheingau etabliert haben, darauf will sich der Autor lieber nicht festlegen. Das in Mainz bereits vorgestellte Buch über die Nachbarregion zwischen Lorch und Walluf soll aller Voraussicht nach im Februar dann auch offiziell auf der anderen Rheinseite, vermutlich in Eltville, präsentiert werden. Derweil arbeitet man linksrheinisch schon an einem zweiten Band, der sich allerdings vorrangig mit den Geschehnissen in Mainz und Rheinhessen auseinandersetzen wird.

Schließlich können sich Autor, Herausgeber und Verleger bei dem Gemeinschaftsprojekt nicht zuletzt auf Heinrich von Kleist berufen, der die Region links und rechts des Mittelrheins vor gut 200 Jahren als "Lustgarten der Natur" bezeichnete und weiter schrieb: "Eine konkave Wölbung, wie von der Hand der Gottheit eingedrückt. Durch ihre Mitte fließt der Rhein, zwei Paradiese aus einem machend."

MARKUS SCHUG

Matthias Dietz-Lenssen: Die Mainzer Zeit des Rheingaus. Kurfürstliche Vergangenheit - Von Willigis bis Napoleon. Herausgegeben von Stefan Schmitz im Verlag Bonewitz 2013, Bodenheim. 16,50 Euro. ISBN 978-3-9813999-5-0.

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