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  • Broschiertes Buch

Produktdetails
  • Schriftenreihe des Forschungsinstituts für Ordnungspolitik
  • Verlag: Campus Verlag
  • Seitenzahl: 423
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 544g
  • ISBN-13: 9783593362526
  • Artikelnr.: 24957925
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.1999

Die Globalisierung muss für alles herhalten
Nun auch für eine Reform der Sozialen Marktwirtschaft

Wilga Föste/Peter Janßen: Die Konsensfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1999, 423 Seiten, 88 DM.

Nichts scheint in der Sozialen Marktwirtschaft mehr zu sein, wie es einmal gewesen ist. Wilga Föste und Peter Janßen sehen jedenfalls die dringende Notwendigkeit, die Konsensfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft (oder wohl weniger geschwollen formuliert: die Akzeptanz) theoretisch und empirisch zu analysieren. Dass die Autoren ihrer Untersuchung die Aussage voranstellen, die Soziale Marktwirtschaft bedürfe wegen der Herausforderungen der Globalisierung einer ordnungspolitischen Rekonstruktion, überrascht angesichts der Panikmache zum Thema Globalisierung eigentlich nicht. Das Fazit des Buches ist somit von Beginn an klar: Die Wirtschaftsordnung in der Bundesrepublik Deutschland muss ordnungspolitisch erneuert werden.

Diese Aussage wiederholen Föste und Janßen in unterschiedlichen Varianten in ihrer Einführung (Teil A) des Buches so oft, dass der Spannungsbogen etwas verloren geht. Entscheidend für die Erneuerung ist nach Auffassung der Autoren vor allem die Konsensfähigkeit der Rekonstruktion der Sozialen Marktwirtschaft in der Gesellschaft. Hier entsteht nun eine gewisse Verwirrung. Geht es um die Konsensfähigkeit der Rekonstruktion (die nach Meinung der Autoren unbedingt notwendig sei) oder um die Konsensfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft selbst? Föste und Janßen schreiben dazu: "Ziel der Untersuchung ist es, auf der Grundlage einer ordnungstheoretischen Analyse die Konsensfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft empirisch zu ermitteln."

Nachdem der Untersuchungsgegenstand nun geklärt ist und die Autoren auch erläutern, dass sie in diesem Kontext unter Konsens die Zustimmung der Gesellschaftsmitglieder zu den verschiedenen Ordnungen des Gemeinwesens verstehen, wenden sich Föste und Janßen der theoretischen Analyse der Sozialen Marktwirtschaft zu (Teil B). Was den Leser hier erwartet, ist jedoch weniger eine theoretische Analyse als vielmehr eine Darstellung der Entwicklungsgeschichte oder - wie die Autoren es nennen - die Beschreibung des ordnungspolitischen Leitbilds der Sozialen Marktwirtschaft. Der lehrbuchartige Überblick, der sich wie das "Who's who" der Sozialen Marktwirtschaft liest, ist durchaus gelungen. Das Gedankengut von Wilhelm Röpke, Walter Eucken, Alfred Müller-Armack, Ludwig Erhard und anderen an der Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft beteiligten Ökonomen ist für den Leser übersichtlich aufbereitet. Föste und Janßen haben ihre Hausaufgaben in Sachen "Geschichte der Sozialen Marktwirtschaft" gemacht. Zuweilen wird jedoch mehr beschrieben als erklärt oder analysiert.

Als Grundwerte der Sozialen Marktwirtschaft nennen Föste und Janßen Freiheit, offene Gesellschaft, Verantwortung, Gleichheit und Gerechtigkeit. Zur Erläuterung dieser Werte werden die Werke von Kant, Spinoza, Fichte, Schelling und Hegel herangezogen. Das ist ein netter Exkurs in die Geschichte der Philosophie, der die Belesenheit der Autoren zeigt.

Als theoretisches Raster wird schließlich die Neue Institutionenökonomik herangezogen. "Auch die Soziale Marktwirtschaft zeichnet sich durch bestimmte Institutionen aus." Föste und Janßen erklären schließlich, dass es zu einer Institutionalisierung der oben genannten Werte komme.

Teil C ist der empirischen Analyse, zum Beispiel bezogen auf die Akzeptanz der Grundwerte der Sozialen Marktwirtschaft, gewidmet. Sehr ausführlich erläutern die Autoren die von ihnen angewandte Methodik, die sie als computergestützte Datenerhebung in mündlicher Form beschreiben. Wer die Zeit aufbringt, kann den von den Autoren entwickelten (42 Fragen umfassenden) Fragebogen sowie die Auswertung der Bögen im Anhang nachlesen. Das Kompliment gilt all jenen, die den Fragebogen auch ausgefüllt haben.

Das aus der Einführung bekannte Fazit wird durch die empirische Studie gestützt: Die Bevölkerung sieht einen Reformbedarf in der Sozialen Marktwirtschaft und ist auch bereit, dafür Opfer zu erbringen. Ob dieses Ergebnis die von Föste und Janßen umfangreiche empirische Analyse notwendig gemacht hat, sei dahingestellt. Aber vielleicht zeigt die Studie jenen, die einen Handlungsbedarf in der Reformierung der Sozialen Marktwirtschaft sehen, dass in der Bevölkerung eine Reformbereitschaft besteht. So darf es bei der Umsetzung von unbeliebten Maßnahmen - wie der Beschränkung von Subventionen - nicht mehr darum gehen, Wählerstimmenmaximierung zu betreiben, sondern um das von Föste und Janßen eingangs ihres Buches postulierte Ziel der ordnungspolitischen Erneuerung im Rahmen der Globalisierung. Schön wäre gewesen, wenn die Autoren statt langatmiger Details etwas ausführlicher auf mögliche Reformen eingegangen wären. Diese kommen mit 1,5 von 423 Seiten zu kurz.

INDIRA GURBAXANI

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