Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Comics sind es eigentlich nicht, sinniert Ina Hartwig, was die Autorin Katrin de Vries und die Illustratorin Anke Feuchtenberger gemeinsam schaffen, eher handele es sich um gezeichnete Theoreme, in eine "geradezu traumlogische Form gegossen". Zum zweitenmal treten die de Vries und Feuchtenberger an, ihre traurige Geschichte der Hure H zu erzählen, in Text-Bild-Strecken, die immerhin ähnlich wie Comics funktionieren - nur auf höherer, philosophischer Ebene, die auch den Ansprüchen einer postmodernen Psychoanalyse standzuhalten vermag, wie Hartwig andeutet. Wo kein Begehren ist, kann auch nichts erobert werden, heißt ihre Schlussfolgerung; Huren seien einsam. Die Hure H wird infolgedessen auch nicht bei der Ausübung ihrer Arbeit geschildert, sondern auf ihren vergeblichen Eroberungszügen in Sachen Liebe, Heirat, Unabhängigkeit. Genießen könne diese seltsame Melange vermutlich nur, wer auch einen theoretischen Zugang zu dieser Thematik habe, vermutet Hartwig; gerade das mache aber die Arbeit wiederum so originell, zumal sich mit de Vries und Feuchtenberger ein Team zusammengefunden hätte, das sich in Wort und Strich wunderbar ergänze.
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