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Er sagte es mit jenem tiefen, befreiten Aufatmen, das Größerem gelten mußte, als der überstandenen langen Eisenbahnfahrt. Endlich angelangt an der Hauptstation ¿ endlich dort, wohin alle Wege seines Lebens gewiesen hatten! »Also das ist Rom ¿ das wirkliche Rom?« rief die junge Frau mit lustiger Ungläubigkeit, während der Zug langsam in die erleuchtete Halle hineinrollte. »Ja, das ist es!« Seine Stimme zitterte vor Rührung und Erregung; er versuchte, die ungeheuere Bedeutung dieses Augenblickes ganz in sich zu erfassen. »Du . . . aber der Bahnhof ist nichts weniger als pompös.« »Roma ¿ Roma!«…mehr

Produktbeschreibung
Er sagte es mit jenem tiefen, befreiten Aufatmen, das Größerem gelten mußte, als der überstandenen langen Eisenbahnfahrt. Endlich angelangt an der Hauptstation ¿ endlich dort, wohin alle Wege seines Lebens gewiesen hatten! »Also das ist Rom ¿ das wirkliche Rom?« rief die junge Frau mit lustiger Ungläubigkeit, während der Zug langsam in die erleuchtete Halle hineinrollte. »Ja, das ist es!« Seine Stimme zitterte vor Rührung und Erregung; er versuchte, die ungeheuere Bedeutung dieses Augenblickes ganz in sich zu erfassen. »Du . . . aber der Bahnhof ist nichts weniger als pompös.« »Roma ¿ Roma!« schrieen die Schaffner und rissen die Coupéthüren auf. Obwohl sie nun schon mehrere Wochen unterwegs waren, bemerkte er doch jetzt zum erstenmal, wie merkwürdig viel Handgepäck sie mit sich führte. Es dauerte eine hübsche Weile, bis der Facchino die bunte Sammlung von Köfferchen, Kisten, Schachteln und Schächtelchen ausgeladen hatte. »Fehlt auch nichts?« fragte sie, sorgfältige Musterung haltend. Dann, als er ihr den Arm geboten hatte und in ernstem Schweigen mit ihr dem Ausgang zuschritt, ward sie plötzlich inne, daß sie ihr Riechfläschchen im Coupé hatte liegen lassen. Er rannte zurück, suchte in sämtlichen Coupés erster Klasse, da er die Nummer des seinigen sich nicht gemerkt hatte, und kehrte nach fünf Minuten mit hochrotem Gesicht und fliegendem Atem, das Riechfläschchen in der Hand, zu ihr zurück.
Autorenporträt
Fulda entstammte einer seit 1639 in Frankfurt am Main ansässigen jüdischen Familie, deren Name bis 1852 Fuld lautete. Er war der Sohn des Kaufmanns Carl Hermann Fulda (1836¿1917) und seiner Ehefrau Clementine, geb. Oppenheimer (1839¿1916), Tochter des Kaufmanns und ersten jüdischen Stadtrats des Frankfurter Magistrats, Julius Philipp Oppenheimer (1812¿1869).[1] Fulda besuchte das Philanthropin und ab 1874 das Städtische Gymnasium, wo er Schüler von Tycho Mommsen und Theodor Creizenach war. Nach ersten Schreibversuchen als Schüler begann seine schriftstellerische Laufbahn bereits während seines Studiums der Germanistik und Philosophie in Heidelberg als Mitarbeiter einer historisch-kritischen Dichterausgabe, nachdem er zunächst eine kaufmännische Ausbildung abgebrochen hatte. Nach dem Abschluss seines Studiums an den Universitäten von Berlin, Leipzig und Heidelberg wurde er 1883 promoviert. Im selben Jahr fand die Uraufführung seines ersten Lustspiels Die Aufrichtigen am Frankfurter Stadttheater statt. Ab 1884 lebte er als freier Schriftsteller in München, 1887 wieder in Frankfurt, 1888 bis 1894 in Berlin, danach wieder in München und ab 1896 schließlich dauerhaft in Berlin.