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Produktdetails
  • Verlag: Limes
  • Seitenzahl: 429
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 672g
  • ISBN-13: 9783809030003
  • ISBN-10: 3809030007
  • Artikelnr.: 23932640
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.1996

Ein familiäres Handelsreich ohne Grenzen
Die Welt der Übersee-Chinesen

Sterling Seagrave: Die Herren des Pazifik. Das unsichtbare Wirtschaftsimperium der Auslands-Chinesen. Limes Verlag, München 1996, 430 Seiten, 48 DM.

Die amerikanische Originalausgabe trägt einen Titel, der dem Buch gerechter wird: "Das unsichtbare Reich der Übersee-Chinesen". Denn einzig und allein von den Übersee-Chinesen handelt das Buch. Die Übersee-Chinesen sind aus China irgendwann einmal, vielfach vor Jahrhunderten, ausgewandert oder auch verbannt worden; sie haben aber ihre Beziehungen zu ihrer ursprünglichen Heimat nie abreißen lassen. Dabei geht es keineswegs nur um Sprache und Kultur, sondern vor allem um den direkten Kontakt mit Verwandten jeden Grades. Der Begriff der Heimat der Übersee-Chinesen ist nicht so sehr mit der heutigen Volksrepublik China als vielmehr mit der chinesischen Großfamilie, der der einzelne entstammt, zu umreißen. Die praktische Bedeutung der Übersee-Chinesen liegt darin, daß sie in zahlreichen Ländern rund um den Pazifik dominierende Stellungen im Außenhandel einnehmen. Dabei stützen sie sich fast ausnahmslos auf Verwandte im jeweils anderen Land, aus dem sie beziehen oder in das sie verkaufen.

Aus dem Beziehungsgeflecht folgt, daß es im pazifischen Raum - und gerade auch nach Nordamerika hinein - umfangreiche Handelsströme gibt, die mit den üblichen unternehmerischen Mitteln nicht zu beeinflussen sind. Nur jener Unternehmer, der in der einen oder anderen Weise Zugang zum Clan der Übersee-Chinesen findet, hat Aussichten, hier erfolgreich mitzumischen. Der eine oder andere Europäer und Amerikaner hat das durch Heirat zuwegegebracht. Weit größer ist inzwischen allerdings die Zahl jener, die auf dem Wege über lokale ethnisch-chinesische Partner in den Geschäftskreis der Übersee-Chinesen Eingang gefunden haben.

Wenn ein Land diese Ressource bisher geradezu meisterhaft auszuspielen versteht, dann ist das Taiwan. Weder der umfangreiche taiwanesische Export noch die beträchtliche Auslandsproduktion taiwanesischer Unternehmen wären ohne die Nutzung des Übersee-Chinesentums möglich gewesen. Das ist in den Aufbaujahren des Landes auch für die Regierung in Taipeh Grund genug gewesen, mit industriepolitischen Mitteln das Netz der Auslandschinesen vor den eigenen Karren zu spannen. Dabei bedient sich Taiwan längst auch der kleinen auslandschinesischen Gruppen, die beispielsweise überall in Südamerika zu finden sind.

Sterling Seagrave beschreibt in seinem Buch die historischen Wurzeln und die Entwicklung des Übersee-Chinesentums sowie den besonderen Sinn jener Menschen für Geld und Geschäfte. Rund die Hälfte des Buches gilt der Vergangenheit; die Trennlinie zur Gegenwart liegt in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Der Autor, der selbst an der Grenze zwischen Burma und China aufgewachsen ist, wagt zudem auch Spekulationen über die künftige Entwicklung in der Volksrepublik China. Und er schildert aber auch die unerfreuliche Seite: Betrug, Hinterlist und Verbrechen. PETER ODRICH

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