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Nure ochiba, "nasses Laub", das an den Schuhen klebt, wurde in Japan zum Wort des Jahres gekrönt. Es bezeichnet boshaft pensionierte Männer, die ohne Aufgabe zuhause ihr Dasein fristen und zum Problem für ihre Angehörigen werden. Die Japaner sind reich, leben sicher und gesund und erfreuen sich hoher Bildung. Trotzdem sind sie nicht sehr zufrieden; denn starke Kräfte zwingen die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt zu tiefgreifenden Veränderungen, allen voran die Globalisierung der Märkte und die Alterung. Der Autor untersucht die Auswirkungen dieser beiden Entwicklungen auf das Verhältnis…mehr

Produktbeschreibung
Nure ochiba, "nasses Laub", das an den Schuhen klebt, wurde in Japan zum Wort des Jahres gekrönt. Es bezeichnet boshaft pensionierte Männer, die ohne Aufgabe zuhause ihr Dasein fristen und zum Problem für ihre Angehörigen werden. Die Japaner sind reich, leben sicher und gesund und erfreuen sich hoher Bildung. Trotzdem sind sie nicht sehr zufrieden; denn starke Kräfte zwingen die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt zu tiefgreifenden Veränderungen, allen voran die Globalisierung der Märkte und die Alterung. Der Autor untersucht die Auswirkungen dieser beiden Entwicklungen auf das Verhältnis der Geschlechter und Generationen, die sozialen Netzwerke, die Politik und den Arbeitsmarkt, aber auch auf gesellschaftliche Normen und Vorstellungen von Leben und Tod. Um ihren Wohlstand zu erhalten, muß die Gesellschaft umgebaut werden. Ein eindrücklicher Blick auf ein Land, das in rasanter Weise Veränderungen durchmacht, die sich in Deutschland erst langsam abzeichnen.
Autorenporträt
Florian Coulmas, geboren 1949, ist Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokyo. Er war zuvor Professor für Kultur, Geschichte und Sprache des modernen Japan an der Universität Duisburg-Essen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2007

Japans Elend

Japan zählt zu den reichsten, aber auch zu den am schnellsten alternden Industrienationen der Welt. Aber was bedeutet das für Japans Generationenvertrag, für die Ökonomie, das Sozialgefüge und die unverrückbar geglaubten kulturellen Fixpunkte des Landes? Florian Coulmas beleuchtet in einer Chronik der Umbrüche die Auswirkungen der alternden und kinderarmen Gesellschaft Japans. Im Zuge der sozialen Alterung, so lautet seine Kernaussage, verändern sich Lebensläufe, ja ganze Generationen sowie das Bewusstsein für Zeit. Eine Lebenserwartung von 85,49 Jahren, ein Bevölkerungsanteil der über Fünfundsechzigjährigen von zwanzig Prozent, steigende Gesundheitskosten und stagnierende Renten, Geburtenrückgang, Eheaufschub, Zunahme der Singlehaushalte und finanzielle Mehrbelastung der Jüngeren kennzeichnen das "Zeitalter der Entvölkerung". Dabei sind Japans niedrige Geburtenrate und die von Soziologen beklagten Phänomene wie "Ankunft einer ehelosen Gesellschaft" weniger auf westlich-hedonistische Einflüsse als die Unvereinbarkeit von Familie und Berufsleben zurückzuführen. So leiden junge Menschen beiderlei Geschlechts seit den neunziger Jahren unter den Verwerfungen des Arbeitsmarkts wie der Zunahme freiberuflicher Beschäftigungsformen oder Stellenabbau. Das Buch zeichnet die Reformbemühungen zur Förderung der Frauenerwerbstätigkeit wie den "Angel Plan" der japanischen Regierung nach. Auch heute noch überwiegen aber die Opportunitätskosten des Kinderkriegens wie verminderte Beförderungschancen, niedrigere Löhne oder eine langfristige Unterbrechung des Arbeitslebens. (Florian Coulmas: "Die Gesellschaft Japans". Arbeit, Familie und demographische Krise. Verlag C. H. Beck, München 2007. 252 S., 54 Abb., br., 14,95 [Euro].)

gna

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