Im ersten halben Jahr nach der Novemberrevolution 1918 hätte nach den Kräfteverhältnissen der Parteien die Einheitsschule bis zur 8. Klasse eingeführt werden können, wie damals der 8 Stundentag, das Betriebsrätegesetz und das Allgemeine Wahlrecht ohne großen Widerstand
durchgesetzt wurden. Das
überkommene Schulwesen, das 95% der Schüler
in den Volksschulen im Deutschen Reich von der Bildung…mehr
Im ersten halben Jahr nach der Novemberrevolution 1918 hätte nach den Kräfteverhältnissen der Parteien die Einheitsschule bis zur 8. Klasse eingeführt werden können, wie damals der 8 Stundentag, das Betriebsrätegesetz und das Allgemeine Wahlrecht ohne großen Widerstand
durchgesetzt wurden. Das überkommene Schulwesen, das 95% der Schüler
in den Volksschulen im Deutschen Reich von der Bildung aus schloss, war schon im Verlauf des Krieges ins Gerede gekommen. Neben dem sozialdemokratischen Bildungspolitiker Heinrich Schulz forderten damals alle namhaften bürgerlichen Pädagogen wie Paul Natorp, Georg Kerschensteiner, Wilhelm Förster und Wilhelm Rein eine „Nationale Einheitsschule“ nach dem Krieg, um allen Schülerinnen und Schülern nach ihren Möglichkeiten ein hohes Maß an Förderung zukommen zu lassen.
Peter Braune weist anschaulich und mit vielen Originaltexten nach, warum letztendlich alles beim Alten blieb. Wenn Heinrich Schulz auch 1920 in der Nationalversammlung darauf hinwies, dass das Grundschulgesetz mit seinen vier Klassen als Torso einer zukünftigen Einheitsschule anzusehen ist und spätere Generationen weiter an der gemeinsamen Schule für alle Kinder bauen werden, hat sich bis heute an dem dreigliedrigen Schulsystem nichts geändert. Indirekt wird aus dem Buch ersichtlich, warum die deutsche Schule bei den aktuellen Pisa-Studien so schlecht abschneidet.
Dr. Rüdiger Schmoldt