Produktdetails
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wunderschön" fand ein mit "bär" zeichnender Rezensent die Schwarz-Weiß-Fotos von Ann-Christine Wöhrl, auf denen sich "Lebenslust und Lebensfrust" der Frauen von Havanna spiegele. Den Text dazu allerdings verreißt unser Rezensent gnadenlos als platt und schlecht geschrieben. In viel zu langen Zitaten schilderten hier Frauen ihr Leben. Die Form der Ich-Erzählung findet "bär" ungeeignet, wenn es darum geht, das Leben der Frauen von Havanna zu beschreiben. Etwas versöhnlich stimmte ihn dann aber doch, dass die Autorin mit "gewisser Hingabe" schreibe. Als kurze Porträts hätte er die Texte durchgehen lassen. So aber verstellen sie ihm den Blick auf die hochgelobten Fotografien.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2002

Ferne

"Die Frauen von Havanna. Vierzehn außergewöhnliche Lebensberichte" von Cornelia von Schelling und Ann-Christine Wöhrl. Frederking & Thaler Verlag, München 2001. 191 Seiten, zahlreiche Schwarzweißfotos. Gebunden, 22 Euro. ISBN 389405-415-8.

Die Idee, Frauen aus Havanna zu porträtieren, verspricht einen neuen Zugang zur Hauptstadt Kubas. Eine Geigerin, eine Rapperin, eine Schriftstellerin etwa, eine Ballett-Tänzerin und eine Revolutionärin hat Cornelia von Schelling besucht und Interessantes zusammengetragen über deren Lebensumstände, Lebensgefühl und die "Begabung zum Glücklichsein", ohne die man in Kuba die Isolation und Krisen schlechter überstanden hätte. Doch der Unmut des Lesers nimmt zu. Das Buch gibt vor, authentisch zu sein, die Autorin aber streut Plattheiten ein, die ihre Privatmeinung wiedergeben. So behauptet sie, die Jineteras, die Gelegenheitsprostituierten, seien meist "hingebungsvolle, leidenschaftliche Geliebte", und in "kaum einem Lande" seien die Bande zwischen Eltern und Kindern enger als auf Kuba. Zudem birgt die Aneinanderreihung von Portraits die Gefahr der Wiederholung. Denn alle Frauen erzählen natürlich von der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, "Periodo especial" genannt, den härtesten Jahren, die die Kubanerinnen durchlebten.  Leider ist das Buch auch nicht gut geschrieben, in viel zu langen Zitaten schildern Frauen sperrig ihr Leben. Die Ich-Erzählung ist gänzlich ungeeignet, die Befindlichkeit der Autorin interessiert niemanden, wenn Frauen in Havanna vorgestellt werden sollen. Ein bißchen versöhnt es, daß die Autorin mit großer Hingebung schreibt. Ihre Anteilnahme geht so weit, daß sie wütend an einem Maler auf dem Souvenirmarkt vorbeigeht, der sich von einer der Frauen getrennt hat. Bei dem werde sie sicher kein Bild kaufen, empört sie sich. Wunderschön sind die stillen Schwarzweißfotos von Ann-Christine Wöhrl. Eindringlich geben sie Lebenslust und Lebensfrust der Frauen von Havanna wieder. Der Verlag hätte gut daran getan, einen Bildband mit diesen ungewöhnlichen Aufnahmen herauszubringen; auf kurze Begleittexte reduziert, wären wohl auch die schriftlichen Portraits akzeptabel. (bär)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr