Die verrückte Frau ist seit den 70er Jahren zu einer der zentralen Figuren der US-amerikanischen feministischen Theorie avanciert. Sie bildet den Nexus des Diskurses der critical madness, einer interdisziplinären Kritik an den soziokulturellen Grundlagen und Effekten der Analogisierung von Weiblichkeit und Wahnsinn, die die Geschlechterbilder der Moderne geprägt hat. Die Umdeutung des Wahnsinns zur kulturkritischen Kategorie war grundlegend für die feministische Repräsentationskritik. Denn die Analyse von Konstruktionen verrückter Weiblichkeit brachte neue Perspektiven auf die Mechanismen der Repräsentation der Geschlechter und die Konstitution sozialer Subjekte hervor. Die vorliegende Studie versteht sich als Historisierung und Problematisierung der feministischen Repräsentationskritik im Diskurs der critical madness. Sie bietet eine kritische Durchquerung verschiedener theoretischer und methodischer Ansätze, die die Konstruktionen verrückter Weiblichkeit in einer patriarcha lischen Kultur problematisieren und die gleichzeitig Möglichkeiten der Selbstrepräsentation von Frauen zu entwerfen versucht. Die verrückte Frau verweist dabei auf die komplexe Situierung der feministischen Theorie selbst: Sie fungiert als Symptom und Symbol eines kritischen Diskurses, der patriarchalische Denktraditionen angreift, gleichzeitig aber auch durch diese bestimmt ist. Die Arbeit reflektiert in ihrer Lektüre literarischer, literaturkritischer, sozialwissenschaftlicher, kulturgeschichtlicher, psychoanalytischer sowie philosophiekritischer Texte den notwendig transdisziplinären Charakter der feministischen Theorie.