Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2013Freilufttheater
Von SZ-Autoren: Peter Laudenbach
erkundet den Berlin-Tourismus
Die alte Parole, die Völker mögen auf diese Stadt schauen, hat unerwartete Blüten getrieben. Jeden Tag bevölkern im Schnitt 500 000 Touristen die Straßen, Museen, Einkaufszentren und Clubs von Berlin. Sie picknicken am Mahnmal für die ermordeten Juden, sie kreisen auf Bierbikes um das Brandenburger Tor und urinieren fröhlich gegen Hauswände, um sich den Sitten und Gebräuche der Einheimischen anzupassen. Sie verwandeln Teile der Innenstadt in einen Erlebnispark und geben sich auch sonst alle Mühe, eine Diagnose des Kulturwissenschaftlers Joseph Vogl zu bestätigen: „Der Reisende pflegt für kurze Zeit ein kleines Ausnahme-Ego und ist in seinen Einsatzgebieten zwangsläufig eine Zumutung für andere.“ Peter Laudenbach hat in einem spöttischen Essay diese Verwandlung der Stadt und ihrer Geschichte in ein Eventangebot und kommerzielles Freilufttheater untersucht. Sein Buch widmet sich unter anderem Hipster-Besuchern, den Feinheiten des Tourismusmarketings, dem Historien-Disneyland am Checkpoint Charlie und der Subkultur als weichem Standortfaktor. Diese Szenen aus dem zeitgenössischen Berlin lassen sich als Belegstücke zu Guy Debords Beobachtung lesen, in modernen Gesellschaften erscheine „das ganze Leben als eine ungeheure Sammlung vom Spektakeln“.
SZ
Peter Laudenbach: Die elfte Plage. Wie Berlin-Touristen die Stadt zum Erlebnispark machen. Edition Tiamat, Berlin 2013. 144 Seiten, 14 Euro.
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Von SZ-Autoren: Peter Laudenbach
erkundet den Berlin-Tourismus
Die alte Parole, die Völker mögen auf diese Stadt schauen, hat unerwartete Blüten getrieben. Jeden Tag bevölkern im Schnitt 500 000 Touristen die Straßen, Museen, Einkaufszentren und Clubs von Berlin. Sie picknicken am Mahnmal für die ermordeten Juden, sie kreisen auf Bierbikes um das Brandenburger Tor und urinieren fröhlich gegen Hauswände, um sich den Sitten und Gebräuche der Einheimischen anzupassen. Sie verwandeln Teile der Innenstadt in einen Erlebnispark und geben sich auch sonst alle Mühe, eine Diagnose des Kulturwissenschaftlers Joseph Vogl zu bestätigen: „Der Reisende pflegt für kurze Zeit ein kleines Ausnahme-Ego und ist in seinen Einsatzgebieten zwangsläufig eine Zumutung für andere.“ Peter Laudenbach hat in einem spöttischen Essay diese Verwandlung der Stadt und ihrer Geschichte in ein Eventangebot und kommerzielles Freilufttheater untersucht. Sein Buch widmet sich unter anderem Hipster-Besuchern, den Feinheiten des Tourismusmarketings, dem Historien-Disneyland am Checkpoint Charlie und der Subkultur als weichem Standortfaktor. Diese Szenen aus dem zeitgenössischen Berlin lassen sich als Belegstücke zu Guy Debords Beobachtung lesen, in modernen Gesellschaften erscheine „das ganze Leben als eine ungeheure Sammlung vom Spektakeln“.
SZ
Peter Laudenbach: Die elfte Plage. Wie Berlin-Touristen die Stadt zum Erlebnispark machen. Edition Tiamat, Berlin 2013. 144 Seiten, 14 Euro.
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