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Harry von Duckwitz hat das ruhige Leben als suspendierter Diplomat ebenso satt wie den Standort Deutschland. Der Provokateur will es sich und den Frauen zeigen. Sein Platten-label "Blue Baron" in Singapur führt zu einem Achtungserfolg und einem finanziellen Debakel. Um so erfolgreicher handelt Duckwitz mit indonesischen Möbeln. Die erste Million ist rasch verdient. Die Geschäfte der Liebe sind nicht so einträglich. An ihnen aber hängt sein Herz. In diesem Roman, dem letzten der Duckwitz-Trilogie, wird beschrieben, wie man Geld und Liebe macht, wie man erwachsen wird, ohne abzustumpfen, und wie…mehr

Produktbeschreibung
Harry von Duckwitz hat das ruhige Leben als suspendierter Diplomat ebenso satt wie den Standort Deutschland. Der Provokateur will es sich und den Frauen zeigen. Sein Platten-label "Blue Baron" in Singapur führt zu einem Achtungserfolg und einem finanziellen Debakel. Um so erfolgreicher handelt Duckwitz mit indonesischen Möbeln. Die erste Million ist rasch verdient. Die Geschäfte der Liebe sind nicht so einträglich. An ihnen aber hängt sein Herz. In diesem Roman, dem letzten der Duckwitz-Trilogie, wird beschrieben, wie man Geld und Liebe macht, wie man erwachsen wird, ohne abzustumpfen, und wie man damit fertig wird, wenn einen die Frauen zum Narren halten.

Joseph von Westphalen, 1945 in Schwandorf geboren, studierte Germanistik und Kunstgeschichte und lebt heute als freier Schriftsteller und Journalist in München.

Autorenporträt
Joseph von Westphalen, geboren 1945, studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Er lebt als freier Schriftsteller, Jazzpianist und Journalist in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.1996

Harry, was meinst du?
Unterwegs mit Herrn von Duckwitz / Von Eberhard Rathgeb

Hat Harry von Duckwitz Freunde? Auf jeden Fall, so wirft der Dichter ein, habe er Freundinnen, ganze Hände voll und alle mit klingenden Namen, wie Helene, Rita, Ines, Julia, Valeska, Barbara, Susanne, Roberta, und so weit die Wünsche eines unausgelasteten Männerherzens tragen. Harry von Duckwitz und die Liebe bleiben über einige hundert Seiten unschlagbar, und auch der vorliegende dritte Band der Duckwitziaden stellt ein Ende nicht wirklich in Aussicht. Das Leben mit und durch die Augen von Harry kann so weitergehen, bis unserem Helden die Puste ausgeht. Noch ist er keine fünfzig, und Frauen gibt es genug.

Harry von Duckwitz wird Lesern der Romane "Im diplomatischen Dienst" und "Das schöne Leben" bekannt sein. Wer ihm bisher noch nicht über den Weg gelaufen ist, erhält in "Die bösen Frauen" häppchenweise alle Informationen, die nötig sind, um diesen paarundvierzig Lebensjahren ein Profil zu geben. Harry Duckwitz war einmal Rechtsanwalt, dann trat er in den diplomatischen Dienst ein, kam herum in der Welt und ließ sich schließlich nach einem Zwischenfall vom Dienst im Auswärtigen Amt in den Vorruhestand versetzen. Den hatte er sich schon im ersten Band der Trilogie erobert, ihn sicherte er sich durch den ganzen zweiten Band, und im Ruhestand, aber alles andere als ruhig, lebt er immer noch, als der dritte Roman beginnt.

Harry von Duckwitz hat ein besonderes Kennzeichen: Er liebt die Frauen. Nicht eine, nicht die einzige und nebenher noch eine, sondern drei kontinuierlich und nebenbei immer wieder andere. Das liefert dem Dichter, das liefert dem entscheidungsunwilligen Bonner eine Menge Stoff zum Nachdenken und für Gespräche, zum Streiten und Versöhnen und auch für Szenen rund ums Bett. Durch zwei Romane schon haben die drei Frauen Harry mehr oder weniger treu, mehr oder weniger lustvoll begleitet, gegen Ende des zweiten nahmen alle drei Abschied von ihm, weil es beim Ruheständler zu ruhig wurde. So sitzt er nun allein in Hamburg und schmiedet Pläne, um wieder Bewegung in sein Leben zu bringen.

Einem Mann wie Harry fällt das nicht schwer. Er hat sich ein tolles Projekt ausgedacht, eine CD-Produktion im Ausland. Die Idee geht dann zwar rasch baden, aber das Unternehmen hat Harry wieder unter die Leute gemischt und in fremde Länder getrieben. Er lernt jemanden kennen, der wiederum andere kennt und vor allem Geschäfte zu machen versteht. Harry fährt mit ihm nach Singapur, macht selber Geschäfte, kauft Möbel, die er teuer und mit riesigem Gewinn in Deutschland verkauft, und wird, noch bevor viel Wasser in die Nordsee geflossen ist, Millionär mit einem Konto in der Schweiz. Er ist ein gemachter Mann.

Harry von Duckwitz ist mehr. Er ist ein wahrer Held des Alltags. Er kann reden, er kann sich aufregen, er kann verführen. Könnte er nicht verführen, gäbe es in seinem Leben wenig Frauen, und wo nähme dann der Dichter die Geschichten her? Da er sich aufregen kann, nimmt er an allen Zeitläuften ausführlich Anteil oder Anstoß. Was fiele seinem Dichter ein, wenn sein Held dumpf durch das Leben marschierte, nicht links, nicht rechts schaute? Und da er reden kann, schickt ihn der Dichter in Talkshows und zu Veranstaltungen, wo sich Harry Gelegenheit bietet, über Zustände in diesem Land einmal richtig seine Meinung loszuwerden. Harry von Duckwitz ist ein aufmerksamer Zeitungsleser und wahrscheinlich der letzte kritische Zeitgenosse, dessen spitzer Zunge Welt- und Alltagsbewegendes nicht entkommt.

Die Liebe und der Monolog sind Harry von Duckwitz' große Stärken. Ob Frauenbeine oder Nationalismus, Busen oder neue Medien, Harry entgeht nichts, was ihn stimulieren könnte. Er saugt den Reiz von außen gierig auf, der sein Sehnen, sein Nörgeln in Gang setzt. Er kann nicht anders. Die Duckwitziaden sind Glossen, Polemiken, Lamenti entlang dem Lauf der Zeiten. Banalitäten und Rechthaberei sind ihm dabei keineswegs fremd, im Gegenteil, sie gehören zum Duckwitzschen Lebensstil wie Jazz und Weißwein.

Daß er, der doch linksgewendet angetreten war mit allerlei Ungerechtigkeiten auf dieser Welt im Sinn, gerade in den neunziger Jahren sich ins Geschäftemachen so kritiklos verguckte und auf so simple Weise zum Millionär wurde, geht vorerst auf das Konto einer blind ins Geldscheffeln versunkenen Zeit, der Politik zum Unterhaltungswert verkommen ist. Harry kann dafür nichts. Letztlich ist dafür seine Veranlagung verantwortlich, und die hat er vom Dichter erhalten, dem ein Mann wie Harry wohl imponieren muß. Harry von Duckwitz, das ist nicht einer, das ist nicht keiner, das ist der letzte, der Einspruch sagt, bevor die Welt sich selbst ad acta legt. Harry von Duckwitz ist ein lebenslanges Plädoyer, mit drei Frauen im Arm.

Kann überhaupt einer wie Harry noch einen Beruf ergreifen? Im vierten Band, gäbe es jemals einen, könnte er seine Berufung als Schriftsteller, der die Frauen liebt und gerne Polemiken schreibt, entdecken. Das wäre nur konsequent. Ein solches Ende, das sicherlich ein wortgewaltiger Anfang sein würde, böte immense Vorteile. Stippvisiten nach Singapur könnten er und sein Dichter sich und der Luft dann doch ersparen, und sie hätten endlich die Welt als reinen Anlaß zum Räsonieren und Kritisieren gewonnen. Schreibend könnte Harry von Duckwitz seinen Ruhestand wieder einnehmen, und mit Worten, nichts als Worten würde er seinem Leben die nötige, die erregende Bewegung verschaffen. Das gefiele wahrscheinlich auch den bösen Frauen.

Joseph von Westphalen: "Die bösen Frauen". Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 1996. 413 S., 39,80 DM.

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