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Von der Inquisition auf Lebenszeit aus seiner Heimatstadt Antwerpen verbannt, trifft der holländische Maler Jan Massys 1550 in der italienischen Hafenstadt Genua ein. Völlig verarmt und vereinsamt, sehnt er sich zurück zu seiner Frau Anna und seinen vier Kindern. Aber der Weg dorthin ist ihm versperrt; eine Rückkehr würde den sicheren Tod für ihn bedeuten. In dieser Situation grenzt es fast an ein Wunder, dass Massys kurz nach seiner Ankunft den Auftrag erhält, ein Porträt des Principe , des berühmten Admirals Andrea Doria, zu malen. Unverzüglich macht sich Jan Massys an die Arbeit im Palazzo…mehr

Produktbeschreibung
Von der Inquisition auf Lebenszeit aus seiner Heimatstadt Antwerpen verbannt, trifft der holländische Maler Jan Massys 1550 in der italienischen Hafenstadt Genua ein. Völlig verarmt und vereinsamt, sehnt er sich zurück zu seiner Frau Anna und seinen vier Kindern. Aber der Weg dorthin ist ihm versperrt; eine Rückkehr würde den sicheren Tod für ihn bedeuten. In dieser Situation grenzt es fast an ein Wunder, dass Massys kurz nach seiner Ankunft den Auftrag erhält, ein Porträt des Principe , des berühmten Admirals Andrea Doria, zu malen. Unverzüglich macht sich Jan Massys an die Arbeit im Palazzo Doria hoch über der Stadt. In zahlreichen Sitzungen lernt er den bereits über achtzigjährigen, aber immer noch mächtigen und machtbewussten Principe kennen; in intensiven Gesprächen enthüllt ihm Doria seine geheimsten Ideen und Erfahrungen, seine Maximen und Ziele, seine Hoffnungen und Visionen, aber auch seine Sorgen und Ängste. Mehrere Jahre bleibt Massys im Banne des charismatischen Dorn der Stadt. Er begleitet den Principe als dessen Schlachtenmaler auf seinem letzten Seezug gegen den türkischen Korsaren Dragut, der die christlichen Schiffe im Mittelmeer bedroht. Er lernt die Urgewalt des Meeres und die Grausamkeit des Krieges ebenso kennen wie in der Begegnung mit der schönen Schauspielerin Flora Gelosi die Verlockungen und das Leid der Liebe. Am Ende malt er ein grandioses Porträt des Admirals, für das ihm Doria zur ersehnten Rückkehr in seine Heimat verhilft.

Autorenporträt
Henning Boëtius, geboren 1939, lebt in Berlin. Er ist Autor zahlreicher, von der Kritik hochgelobter Romanbiographien und der Kriminalromane um den holländischen Inspektor Piet Hieronymus. Sein Roman 'Phönix ausAsche' wurde in 13 Länder verkauft; die Filmrechte wurden vom Hollywood-Studio Universal erworben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2004

Meer lesen
Der Schriftsteller Henning Boëtius entführt seine Leser in die Vergangenheit und auf hohe See

Wenn ein Sturm aufkommt, bei einem Wetter, dem auch nur Seeleute etwas abgewinnen können, zieht der Schriftsteller Henning Boëtius den Ölmantel über, steigt in sein Plastikboot, das aussieht, als könnte es ein Niesen zum Kentern bringen, und rudert hinaus auf den Rahmersee. Doch heute scheint die Sonne. Boëtius sitzt ruhig auf einer Bank im Garten, der das alte Holzhaus mit dem See verbindet. Ein Steg ragt hinaus auf das Wasser, das nun aussieht wie in einer der vielen Beschreibungen des Schriftstellers über das Meer, beispielsweise dieser: "Sein Glanz und seine Glätte verliehen ihm das Aussehen von Emaille."

Zunächst war der Autor allerdings erst mal verschwunden; im Garten des Hauses bei Wandlitz in der Nähe von Berlin standen nur Blumen und Salatköpfe, seine Frau deutete vom Wasser her nach links. Da liegt eine kleine Hütte, einst ein Wachhäuschen der Staatssicherheit. Darin saß er, in einem zerknitterten Hemd, umgeben von Relikten der Seefahrt, an seinem Computer, die Haare nach hinten verknotet. Er arbeite gerade, sagte der Mann, der bisher zwanzig Bücher geschrieben hat - historische Romane, Biographien, Kriminalromane; nun sitze er an seiner eigenen Lebensgeschichte, erzählt er, ein Versuch.

Der Phantast

Hinter ihm an der Wand: ein Bild seines Vaters, ein ernster, schöner Mann, ein See- und Luftfahrer. Mit der Heldengeschichte seines Vaters, die sein eigenes Leben lange überschattet habe ("ich war für ihn nur ein Phantast, ohne Beruf, ohne Zuhause, kein richtiger Mann"), fing der späte literarische Aufwind des Henning Boëtius an. Es war ein Stoff wie geschaffen für einen historischen Roman, denn sein Vater stand am Höhenruder, als die Hindenburg in Lakehurst in Flammen aufging. Der ehemalige Schiffskapitän, der zur verheißungsvollen Luftfahrt übergewechselt war, überlebte den Brand des Zeppelins. Boëtius traute sich lange nicht an ein Buch, das diese Biographie, die vielen Erzählungen und Dokumente bis hin zum letzten Wetterbericht, den sein Vater noch in der Tasche seiner Uniform trug, verarbeitet hätte. Vor vier Jahren erschien dann das Werk unter dem Titel "Phönix aus Asche", in dem ein Journalist, der die Katastrophe miterlebt, den Mann am Höhenruder aufsucht, um seine Theorie einer Sabotage zu stützen. Es wurde international ein Erfolg. Boëtius war da immerhin schon einundsechzig Jahre alt.

Das Buch erzählt von der großen Ära der fliegenden Schiffe in gleitenden Worten und Bildern und ist zugleich penibel recherchiert. Boëtius schreibt, kurz gesagt, gute Unterhaltungsliteratur, ohne Angst vor einfachen Gefühlen, vor einem Plot, der ganz bewußt mit verblüffenden Wendungen spielt. Inzwischen ist das Buch in dreizehn Ländern erschienen. Die Universal Studios haben sich die Filmrechte an dem Roman gesichert, der in Italien und den Vereinigten Staaten zum Bestseller wurde. Mit seinem soeben erschienenen Roman "Die blaue Galeere" erhofft sich der Verlag einen ähnlichen Erfolg, der für einen deutschen Autor ungewöhnlich ist. Auch hier geht es um große Abenteuer und eine vergangene Zeit der Seefahrt, doch ist der Roman kein trivialer Piratenschmöker, sondern ein gut recherchiertes und lesbares Buch über die Kunst der Malerei und des Schiffbaus im 16. Jahrhundert, voller menschlicher Konflikte, die so alt sind wie das Vater-Sohn-Verhältnis.

"Es ist seltsam", sagt Henning Boëtius, "in meinem Alter bin ich nun ein Schriftsteller, den man immer noch entdecken kann." Denn hierzulande sei er weiterhin unbekannt, verkannt, obwohl er doch einer der erfolgreichsten deutschen Autoren im Augenblick sei. "Eine tolle Position", sagt er und lacht wie ein Kind. Mit großer Naivität hätte er all die Katastrophen in seiner Vergangenheit überstanden, sagt er und nippt an einem Glas Wasser, das am späten Nachmittag gegen einen Gin Tonic ausgetauscht wird. Sein Leben klingt tatsächlich wie ein Roman in vielen Episoden. Da gibt es das Kapitel, als er Hausmeister im Frankfurter Bordell "Engel" war. Oder die Geschichte, wie er sich, glücklich über einen Vorschuß von 5000 Euro, einen Weihnachtsbaum kaufte, mit der Fichte von Frankfurt nach Fulda fuhr, obwohl er und seine Frau schon längst einen Baum im Wohnzimmer aufgestellt hatten. "Das sind diese Momente des sanften Wahnsinns."

Als Boëtius jung war, schrieb er Gedichte. "Der typische Pubertätsschreiber", sagt er. Doch bald wurde mehr daraus. "Ich kam mit meiner Lyrik zu Suhrkamp." Doch schon damals habe er alles falsch gemacht. Er sei nicht zu den Tanzfesten gegangen und hätte auch nicht die richtigen Sätze zur Frau des Verlegers gesagt. "Ich hatte mich zum Genie erklärt, zum Top-Neurotiker, der sich um sein Image keine Gedanken machen muß." Nach seiner Doktorarbeit in Germanistik fing er im Goethe-Haus in Frankfurt als Editionsleiter einer Brentano-Ausgabe an. Bei den Führungen durch das Archiv gab man ihm gerne Trinkgeld, denn er wirkte wie ein verarmter Student. Nach sechs Jahren wurde er gekündigt, und dann kündigte Boëtius auch seiner Frau, seinen Kindern, seinem bisherigen Leben.

Der Top-Neurotiker

Anfangs wohnte er noch in einem Hochhaus. Er warf die Antenne seines Funkempfängers aus dem Fenster, wickelte sie um die Teppichstange im Hof und hörte Seefunk. Nächtelang lauschte er Frauen, die ihre Männer grüßten, obwohl man genau gemerkt habe, sagt er, daß der Liebhaber daneben auf dem Sofa saß. "Dann stürzte ich richtig ab, auf die Pennerebene."

Das Scheitern durchzieht sein Schreiben. Mit seinen ersten biographischen Büchern in den achtziger Jahren wurde er ein Spezialist für Außenseiter der Literaturgeschichte, mit denen er sich verwandt fühlte. Johann Christian Günther, geboren 1695, der vom Schreiben leben wollte und als 27jähriger verhungerte, Lichtenberg, Lenz, Hölderlin, Rimbaud. Später schreibt Boëtius auch Kriminalromane. Der Erfolg ließ auf sich warten, während Boëtius immer weiter, verkleidet in andere Figuren, doch über sich selbst und ein großes Versprechen schrieb, das weit entfernt lag, das man vielleicht irgendwo auf dem Meer finden kann. In "Phönix aus Asche" heißt es: "Wenn ich jetzt aufstehe und zur Tür hinausgehe, werde ich im Seewind trocknen und ein anderer sein."

Vielleicht war auch Boëtius schon immer ein anderer. Zunächst war er aber vor allem ein Mann ohne feste Wohnung und ohne Geld. Mal arbeitete er als Goldschmied, mal als Musiker. Er lebte in einem Abbruchhaus. Sein Leben floß in dieser Ruhelosigkeit bis Mitte der achtziger Jahre dahin. Er war bereits 47, als ein Zufall sein Leben verändern sollte. "Ich ging immer wieder mal an Orte, an denen ich meine Vergangenheit als Demütigung erlebte." Es war die Feier von Ulla Hahn, die Stadtschreiberin in Bergen-Enkheim geworden war. Am späten Abend fragte Boëtius einen großen Blonden an der Bar, ob die öffentlichen Verkehrsmittel noch fahren würden. "Er war betrunken, ich auch und Ulla Hahn schon weg." Der Name Boëtius sagte dem Blonden nichts, und Boëtius wiederum sagte der Name Vito von Eichborn nichts, was den Verleger nicht sehr erfreut habe. "Trotzdem wollte er wissen, was ich mache. Und ich sagte ihm, ich hätte einen geistigen Schatz aus der Karibik: dreihundert bisher unveröffentlichte Gedichte von Clemens Brentano als Kopien in einer Kiste." Kurz darauf erschien ein Band mit der vergessenen Lyrik bei Eichborn. Und Boëtius zog in den Keller des Verlegers, in dem nicht viel mehr als ein Blechschreibtisch und eine Pritsche standen. Dort begann er seinen ersten biographischen Roman über Johann Christian Günther. "Während ich über Günther schrieb, wurde ich selbst immer mehr zu Brentano."

Die Verwandlung

Vermutlich ist es das, was Boëtius' Bücher doch noch erfolgreich machte. Wenn er vom Innenleben seiner Figuren erzählt, klingt es, als wäre er selbst jede der Personen, die seine Bücher bevölkern. Natürlich sei in seinem neuen Roman "Die blaue Galeere" der flämische Maler Jan Massys, der unter seinem übermächtigen Vater leidet, sagt er, ein Teil seiner eigenen Geschichte. Jan Massys wird zum Schlachtenmaler des Admirals Andrea Doria, einem großen Seefahrer, der süchtig ist nach dem Meer, das Boëtius seit seiner Kindheit auf der Nordseeinsel Föhr in den Ohren rauscht. Zehn Jahre arbeitete er an dem Roman. Immer wieder fuhr er nach Genua. Zwischen den alten Gemäuern dachte er sich "wie in einer Zeitmaschine" in das 16. Jahrhundert. Wochenlang studierte er alte Aufzeichnungen über Foltertechniken. Er lernte in Italien einen Schiffsbauer kennen, der eine neue Galeere baute. Und er ruderte. Irgendwann war Boëtius dann selbst mitten in der Geschichte, die er schreiben will.

Das Schreiben empfindet er wie eine Verwandlung. Und diese Verwandlung, die so kräftezehrend sein könne, als würde aus Dr. Jekyll ein Mr. Hyde, halte er meist nicht länger als eine Stunde aus. Deshalb schreibe er vormittags eine Stunde, dann schlafe er, frühstücke ein zweites Mal und schreibe nachmittags wieder eine Stunde. "Ich organisiere meinen Tag so, daß ich doppelt lebe."

So läßt sich auch in seinem bisherigen Werk keine Geradlinigkeit finden. Gerade hat er ein Sachbuch über Wasserstofftechnik angefangen. Außerdem schreibt er an einem Buch über Kaspar Hauser, der nicht stirbt, sondern sein Leben als alter Mann einem Affen erzählt. Und dann gibt es noch seine Lebensgeschichte.

Vermutlich sind seine Bücher am besten, wenn sie am nächsten an seiner eigenen Geschichte liegen. Als sein Vater, der vor zwei Jahren im Alter von 92 starb, das Manuskript von "Phönix aus Asche" gelesen hatte, sagte er: "Du hast mir mein Leben noch mal geschenkt."

SABINE MAGERL

Henning Boëtius: "Die blaue Galeere". Erschienen bei Btb. 416 Seiten. 22,90 Euro.

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"Penibel recherchiert, erinnert 'Phönix aus Asche' in seiner Intensität an Michael Ondaatjes 'Englischen Patienten'. Boëtius schildert mit präziser Phantasie die Welt der fliegenden Schiffe und das schaurige Ende ihrer Ära, ohne die politischen Hintergründe auszublenden. In einer Sprache, die dem eleganten Gleiten der Luftschiffe ähnelt... Mit einprägsam gezeichneten Charakteren und einem Plot, der verblüfft."
R. Rietzler, Spiegel

"'Phönix aus Asche' ist ein denkwürdiger und vielschichtiger Roman: Er ist die sorgfältig recherchierte und packende Geschichte des Absturzes des deutschen Luftschiffs Hindenburg. Er ist beiläufig auch eine Einführung in die Kunst, Zeppeline zu bauen und fahren, ganz so wie 'Moby Dick' eine Einführung in die Kunst des Walfangs ist. Das Buch ist auch eine zart-erotische Liebesgeschichte. Es ist eine Meditation über Schein und Wirklichkeit. Und es zeichnet ein subtiles und überzeugendes Bild des Deutschlands, das Hitler hervorbrachte und das von ihm in Schutt und Asche gelegt wurde."
Los Angeles Times

"... hochintelligent erzählt."
Library Journal