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Produktdetails
  • Verlag: B & S Siebenhaar
  • Ersch. 99-00.
  • Seitenzahl: 239
  • Abmessung: 235mm
  • Gewicht: 552g
  • ISBN-13: 9783934189386
  • ISBN-10: 3934189385
  • Artikelnr.: 24239147
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.01.2000

Ein farbenfrohes schwarzes Loch
Im Deutschen Theater wurde ein Buch über die Berliner Gesellschaft präsentiert

Wen interessiert die Berliner Gesellschaft? Nach dem Publikum zu urteilen, das sich im Deutschen Theater einfand, um eine Lesung aus dem kürzlich erschienenen Buch "Die Berliner Gesellschaft - Ein Sittenbild" (Verlag Bostelmann & Siebenhaar) zu hören, sind es jene, die ihre Ambitionen, "dazu" zu gehören, ad acta gelegt haben und sich nun lieber an bissigen Feuilletons delektieren, in denen festgestellt wird, dass Berlin nie eine Gesellschaft gehabt habe. Das Rangfoyer des Deutschen Theaters war von den Kronleuchtern in gedämpftes Licht getaucht, zu hören war ein Klavierstück von Erik Satie, nur leise untermalt durch das Geklirre von Sektgläsern und das Schlürfen von Lachscremesuppen, als schließlich erst Barbara Schnitzler und dann Otto Mellies die kleine Bühne betraten. Im Plauderton, der leider nicht lapidar und blasiert genug war, um den Texten gerecht zu werden, lasen sie Passagen von Theodor Fontane, Harry Graf Kessler, aber auch von zeitgenössischen Autoren, die süffisant die mangelnde Mondänität Berlins beschreiben.

In seinen Glanzzeiten und heute wieder, erklärt Klaus Siebenhaar das von ihm herausgegebene Buch, sei Berlin eine gesellschaftliche Tabula rasa gewesen, ein Ort ohne festgefahrene Strukturen, in dem man es auch als Parvenü weit bringen könne: "Die oberen Schichten haben hier nichts hanseatisch Hermetisches, nichts Bussi-Bussi-Exklusives wie in München." Wer durch das Buch blättert, wird feststellen, dass bereits in den glamourisierten zwanziger Jahren feinsinnige Beobachter wie Hans Ostwald konstatierten, dass die Epoche der kastenlosen Gesellschaft angebrochen und Berlin mit seiner relativen Geschichtslosigkeit dafür wie geschaffen sei. Die im Buch ausgewählten Texte sind feuilletonistische Leckerbissen und beweisen allesamt, dass man auch ein schwarzes Loch farbenfroh beschreiben kann.

avs

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