Yasar Kemal
Broschiertes Buch
Die Ameiseninsel
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Als Musa mit seinem Ruderboot an der Küste der ägäischen Insel anlegt, stößt er auf ein menschenleeres, verlassenes Paradies. Sofort erliegt er dem Zauber dieser verwunschenen Welt und lässt sich auf der Insel nieder. Aber unter der friedlichen Oberfläche liegen Tragödien. Die Bewohner, alles Griechen, wurden nach dem Ersten Weltkrieg in einer gigantischen Umsiedlungsaktion von einem Tag auf den andern vertrieben. Und in Musa erwacht die Erinnerung an die Grausamkeiten, die jahrzehntelang Anatolien, die Völker des Kaukasus und des Mittleren Ostens heimsuchten.
Yäar Kemal wird der 'Sänger und Chronist seines Landes' genannt. Er wurde 1923 in einem Dorf Südanatoliens geboren. Seine Werke erschienen in zahlreichen Sprachen und wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. 1997 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2008 wurde er mit dem Türkischen Staatspreis geehrt. Er starb in Istanbul am 28.2.2015.
Produktdetails
- Die Insel-Romane
- Verlag: Unionsverlag
- Originaltitel: Firat suyu kan akiyor baksana
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: September 2003
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 123mm x 32mm
- Gewicht: 440g
- ISBN-13: 9783293202740
- ISBN-10: 3293202748
- Artikelnr.: 11918338
Herstellerkennzeichnung
Nördlinger Verlagsauslfg
Augsburger Str. 67a
86720 Nördlingen
Kundenservice@beck.de
»Yasar Kemal schafft einen wunderbaren Kosmos mit Veilchenduft, Bienenschwirren und der Weite des Meeres, mit Märchen und Mythen all jener Kulturen, die hier zusammenprallen. Es ist zugleich ein poetisches, wie auch politisches Werk. Zutiefst moralisch, vor allem aber warmherzig und menschlich.« Kieler Nachrichten
Vom großen Unglück und vom kleinen Glück, Vertreibung und Krieg, Heimat und Freundschaft.
Yasar Kemal ist ein sozialkritischer und politischer Autor mit Anregungen zum Hinterfragen der Gegebenheiten. Wieso warum wozu weshalb?
Hintergründige Hauptthemen dieses Romans sind die …
Mehr
Vom großen Unglück und vom kleinen Glück, Vertreibung und Krieg, Heimat und Freundschaft.
Yasar Kemal ist ein sozialkritischer und politischer Autor mit Anregungen zum Hinterfragen der Gegebenheiten. Wieso warum wozu weshalb?
Hintergründige Hauptthemen dieses Romans sind die Kaukasusfront des 1. Weltkriegs und der Bevölkerungsaustausch von Griechen und Türken.
Nach dem Zusammenbruch des „Kranken Mannes am Bosporus“ marschierten griechische Nationalisten in Anatolien ein, wurden jedoch zurückschlagen. Der Friedensvertrag von Lausanne von 1923 beinhaltete die Rückkehr von über einer Million Griechen und einer halben Millionen Türken. Alle in der Türkei lebenden Griechen werden nach Griechenland zwangs-umgesiedelt so wie ihr türkisches Pendant von Griechenland in die Türkei. Niemand dieser beiden Volksgruppen ging freiwillig: was sollten sie dort in der Fremde? Und was sollte sie dort erwarten? Offene Arme, freudige „Seid Willkommen“-Rufe? Oder Misstrauen und Missgunst: was wollen die hier, was sollen die hier? Die nehmen uns Land weg, die nehmen uns Arbeit weg…..ein altbekanntes Lied.
Die Protagonisten sind Musa der Nordwind, der ein Haus und eine Mühle kauft auf der Insel kauft und Vasili Atoynaranoglu. Der erste komm als Fremder, um hier ein Refugium, Frieden und eine neue Heimat zu finden, der andere stammt von hier und weigerte sich, zu gehen.
Wunderbare Naturschilderungen, poetisch, leuchtend und duftend, manchmal fast ein bisschen zu schwelgerisch. Eine flügelschlagende, wellenbrechende, blumige Poesie.
Und die Menschen: Panos Valyanos – der beste Fischer weit und breit. Hat allen das Fischen beigebracht. Ohne ihn wäre das Meer kein Meer, die Insel keine Insel, der Fisch kein Fisch. Rais Yani, der alle Steine im Meer kannte, der es anbetete und der die Sprache der Fische sprach. Yordanis Güzeloglu, der einfüßig aus dem Krieg heimkehrte, aber sein Lächeln nicht verloren hatte, der sogar über den verloreren Fuß ein Lied singen konnte. Lena Papazoglu, einstmals besungen und gerühmt: Heute eine alte gebeugte Frau. Hadschi Remzi Bey, der dem Perikles Karagüloglu die goldrandigen Teller, die Kelims und die Sessel und vor allem sein Boot abkaufen wollte. „Und wenn Du es mir nicht verkaufen willst, lasse ich Deiner Tochter Gewalt antun.“
Die menschliche Triebfeder der Habgier: auch hier wiederholt sich Geschichte der ewigen Profiteuere von Vertreibungen.
Vasili wird immer wieder heimgesucht von grauen erregenden Kriegserinnerungen: die Schlacht von Sarikamis: 10.000 erfrorene Soldaten der Allahuekber-Berge. Ein Wald der Schneemänner. Ein Bild, das sich durch die Retina des Lesers in seinem Gehirn abspeichert.
Musa jagte mit seiner Einheit Jesiden, raubte und plünderte, watete in einem Meer aus Blut. Auch hier ein Bild, das einen nicht losläßt: Abgeschnittene Brüste im Wüstensand. Jesiden waren schon damals ein Fremdkörper im „Volkskörper“. Auch hier wiederholt sich die Geschichte. Oder ist die Vertreibung und Mordung der Jesiden durch den IS schon wieder aus dem kollektiven Gedächtnis entschwunden?.
Er findet Ruhe und Heimat auf der Ameiseninsel mit Vasili, der alten Lena und Kapitän Kadri und dessen Mutter. Kadri, der mit sieben Jahren als Lehrling bei Panos, dem besten Fischer, begann.
Ein Roman mit Happy end also? Ein stilisiertes Paradies?
Der Roman ist orientalisch ausschmückend, voller wundersamer Bilder, die im Kopf bleiben. In langen Passagen und langen Weilen erfühlen wir das Glück der Natur, in Düften und Farben, lebensprall, zartblütig. Die Gegenüberstellung menschengemachter Grausamkeit und der Natur: „Die Schönheit der Welt ohne Menschen. Sollte es der Mensch sein, durch die sie hässlicher und schmutziger wird? Aber ohne die Wärme eines Menschen wird die Welt eiskalt“.
Es ist ein politisches Buch voller Schönheit und Grausamkeit und zugleich eine Hymne auf das Leben.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für
