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Seit Daniel Goldhagens -Hitlers willige Vollstrecker- ist die Diskussion über den deutschen Nationalcharakter, über mögliche Wurzeln und Ursachen des Nationalsozialismus heftig wiederaufgeflammt. Friedmar Apel nähert sich dem Gegenstand auf inspirierte und inspirierende Weise - über das Bild der Landschaft und die innigen Empfindungswelten, die diese seit je bei deutschen Dichtern und Denkern, bei Philosophen und Intellektuelen ausgelöst hat. In keinem anderen Land ist - so scheint es - der Wald so herrlich -aufgebaut-, rauscht er so geheimnisvoll wie im Zauberreich der deutschen Romantik.…mehr

Produktbeschreibung
Seit Daniel Goldhagens -Hitlers willige Vollstrecker- ist die Diskussion über den deutschen Nationalcharakter, über mögliche Wurzeln und Ursachen des Nationalsozialismus heftig wiederaufgeflammt. Friedmar Apel nähert sich dem Gegenstand auf inspirierte und inspirierende Weise - über das Bild der Landschaft und die innigen Empfindungswelten, die diese seit je bei deutschen Dichtern und Denkern, bei Philosophen und Intellektuelen ausgelöst hat. In keinem anderen Land ist - so scheint es - der Wald so herrlich -aufgebaut-, rauscht er so geheimnisvoll wie im Zauberreich der deutschen Romantik. Aber schon Thomas Mann spürte in seinem epochalen Roman -Doktor Faustus- den Anfälligkeiten und Pathologien nach, die dem deutschen Gemüt aus dieser Sphäre erwachsen sind. Vom -deutschen Tiefenschwindel- hat er in diesem Zusammenhang gesprochen. In seiner scharfsinnigen mentalitätsgeschichtlichen Studie kommt Friedmar Apel zu einem ebenso interessanten wie ambivalenten Befund. Anhand literarischer Landschaftsbeschreibungen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert macht er eine deutsche Tradition sichtbar, die sich in der Waldeinsamkeit verirrt und dabei an politische Abgründe führt. Er entziffert aber auch ein kritisches Potential in diesen Texten, kritisch gegen die instrumentelle Vernunft und die aus ihr resultierenden gesellschaftlichen Zwangsverhältnisse.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.1998

Buchlandschaft
Literarische Topographien

Schon Thomas Mann war ein spezifisch deutscher "Tiefenschwindel" im Verhältnis zur Natur politisch verdächtig. Josef Nadlers NS-Literaturgeschichte am Leitfaden deutscher "Stämme und Landschaften" machte es ideologiekritischer Betrachtung leicht, eine Linie vom Naturenthusiasmus der Romantiker zu den Verirrungen deutscher Intellektueller zu ziehen. Und hatte nicht Rudolf Borchardt in seiner Anthologie "Der Deutsche in der Landschaft" bereits einen Zusammenhang von Nationalcharakter und der Liebe zur Geographie, von "Blut" und "Boden" suggeriert? Friedmar Apel, ständiger Mitarbeiter im Literaturblatt dieser Zeitung, hat den Landschaftsbeschreibungen deutscher Literaten vom siebzehnten bis zum zwanzigsten Jahrhundert eine mentalitätsgeschichtliche Studie gewidmet, die die Problematik der kontemplativen Suche nach Ganzheit nicht leugnet, aber zugleich ihrem rationalitätskritischen Potential nachspürt. Nicht zufällig wurde noch Adornos horror vacui vor den geschichtslosen Weiten Amerikas geprägt vom Wissen um die emanzipatorische Kraft, die Heimat einst in sich barg. Von Jacob Böhme über Hamann, Herder, Kant und die Romantiker bis zu Thomas Mann und Herta Müller reichen die Stationen des belesenen Wanderers Apel, dessen niemals müßiger Gang keine lohnende Perspektive ausläßt. Dabei ist der Lesbarkeit der Literaturlandschaft die Möglichkeit des Wiedererkennens vorausgesetzt: Nur wer einen Blick für das Naturschöne hat, kann auch in holzfreien Bleiwüsten ästhetische Erfahrung genießen. (Friedmar Apel: "Deutscher Geist und deutsche Landschaft". Eine Topographie. Albrecht Knaus Verlag, München 1998, 250 S., geb., 39,90 DM.) F.A.Z.

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