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Auf der Rheinreise der Freunde Achim von Arnim und Clemens Brentano im Juli 1802 entstanden die ersten Ansätze zu der bedeutendsten Liedersammlung der deutschen Romantik, die von 1805 bis 1808 in mehreren Bänden erstmals erschien. Die Ausgabe erregte sofort große Aufmerksamkeit. Vor allem Arnim hatte die Absicht, die zerrissene Nation mit Hilfe des Volksliedes zu einen. Darunter verstand er im weitesten Sinn eine Schöpfung des ganzen Volkes, die unberührt von der
historischen Entwicklung geradezu ewigen Bestand hat. Aufgenommen wurden deutsche Gedichte, anonyme und namentlich bekannte, die
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Produktbeschreibung
Auf der Rheinreise der Freunde Achim von Arnim und Clemens Brentano im Juli 1802 entstanden die ersten Ansätze zu der bedeutendsten Liedersammlung der deutschen Romantik, die von 1805 bis 1808 in mehreren Bänden erstmals erschien. Die Ausgabe erregte sofort große Aufmerksamkeit. Vor allem Arnim hatte die Absicht, die zerrissene Nation mit Hilfe des Volksliedes zu einen. Darunter verstand er im weitesten Sinn eine Schöpfung des ganzen Volkes, die unberührt von der

historischen Entwicklung geradezu ewigen Bestand hat. Aufgenommen wurden deutsche Gedichte, anonyme und namentlich bekannte, die in der Bevölkerung verbreitet waren, die gesungen und gesprochen wurden. Bis heute sind viele der Lieder aus dem Wunderhorn geläufig, so 'Bettelmanns Hochzeit', 'Guten Abend, gute Nacht', 'Da oben auf dem Berge', 'Bald gras' ich am Necker', 'Die Gedanken sind frei' und viele andere der mehr als 700 Texte umfassenden Sammlung.

Der vorliegende Band bietet den vollständigen Text der Erstausgabe, unter behutsamer Modernisierung der historischen Orthographie. Der Anhang enthält u.a. ein ausführliches Nachwort des Herausgebers Heinz Rölleke, des besten Kenners dieser Sammlung, zu Entstehung, Quellen und Überlieferung, zur Art der Bearbeitung der 'Volksdichtung' durch Arnim und Brentano sowie zur Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte dieser umfassenden Gedichtsammlung.
Autorenporträt
Clemens Brentano wurde am 9. September 1778 in Ehrenbreitstein geboren und starb am 28. Juli 1842 in Aschaffenburg. Bruder von Bettine von Arnim. 1798-1800 im Kreis der Jenaer Frühromantiker. Begegnung u. a. mit Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schlegel. Freundschaft mit Achim von Arnim. 1803 Heirat mit Sophie Mereau. Ab 1804 in Heidelberg. Mitarbeit an Achim von Arnims ¿Zeitung für Einsiedler¿. 1808-18 in Berlin, wo er mit Heinrich von Kleist und Joseph von Eichendorff zusammentraf. 1819-24 Aufzeichnung und freie literarische Bearbeitung der Visionen der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick in Dülmen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2004

»DES KNABEN WUNDERHORN«

Die Begegnung mit dieser Anthologie beglückt mich jedesmal aufs neue. Und jedes Mal frage ich mich, warum das so ist. Und jedesmal sage ich mir, daß eine Antwort auf diese Frage, fände ich sie, die Beglückung vermutlich einschränken würde - mein Lieblingsbuch also, unerschöpflich und handgreiflich, übermütig und melancholisch, zart und derb zugleich, voller Liebesgedichte, Balladen und Kinderlieder, Zauberformeln und Trinkaus-Verse, erzählender und dialogischer Lyrik. Die Herausgeber, Achim von Arnim und Clemens Brentano, haben die überlieferten Texte verändert, ergänzt oder ganz umgedichtet. Man hat ihnen das oft vorgeworfen. Aber Verschleierungen gehören zum Programm dieser Gedichtsammlung, die nicht Herzensergießungen, sondern Spielwerke, und nicht Dokumente, sondern Fiktionen bietet. Das Weiterreichen von Texten bezeugt die Lebendigkeit der dargebotenen Texte und ihrer Überlieferer für den lebendigen Leser. Die Herausgeber verstehen sich nicht als neutrale Medien der Überlieferung. Sie sind vielmehr selbst Teil einer fortwährenden, stets umgestaltenden Rezeption der Volkspoesie, sie fügen sich in den produktiven Überlieferungsprozeß der Poesie ein. Goethe hat das genau erkannt, als er über das "Wunderhorn" schrieb: "Wer weiß nicht, was ein Lied auszustehen hat, wenn es durch den Mund des Volkes . . . eine Weile durchgeht! Warum soll der, der es in letzter Instanz aufzeichnet, mit andern zusammenstellt, nicht auch ein gewisses Recht daran haben?" Das ist es. Heutzutage nennt man das "produktive Rezeption".

Wenn es nach den Herausgebern ginge, dann würde der gute Leser diese produktive Rezeption fortsetzen: "Sucht jeder sinnige Leser, wenn ihn eins dieser Lieder innerlich berührt, alles ihn Störende hinwegzuräumen, alles hinzuzufügen, was es in ihm bildete und anregte, so hat unser Bemühen sein höchstes Ziel erreicht, und wir verschwinden unter der Menge sorgfältiger und erfindsamer Mitherausgeber des Wunderhorns", schrieb Achim von Arnim. Eine beispiellose Emanzipation des Lesers wird hier entworfen: Die sorgfältige Hinwendung zum Text und die erfindsame Kultivierung der eigenen Phantasie zeichnen ihn gleichermaßen aus. Ein solcher Leser wäre ich gern. Und wenn ich nur "eins dieser Lieder" nennen dürfte, das mich in diesem Sinne verfolgt und verwandeln könnte, so wäre es heute "Das bucklige Männlein": "Geh ich in mein Kämmerlein, / Will mein Bettlein machen; / Steht ein bucklicht Männlein da, / Fängt als an zu lachen."

WULF SEGEBRECHT

Informationen zu "Unsere Besten - Das Große Lesen", einer gemeinsamen Aktion von ZDF und F.A.Z., finden sich im Internet unter www.faz.net/lesen.

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