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Man stelle sich vor: Karl der Große steht an der Ostgrenze seines Reiches, hat die Hände zum Schalltrichter geformt und ruft nach Byzanz: "Es sind die Knochen!" Die Antwort läßt nicht lange auf sich warten. Kaiserin Irene befiehlt, byzantinisch zurückzuschreien: "Es sind die Bilder!" Sie sollte, nach vielem Hin-und-Her-Geschrei und mehr als tausend Jahren, Recht behalten.
Das Begehren der Menschheit hat sich von der Reliquienverehrung, von der Hochschätzung der Körper, der Leichen endlich abgewandt und inzwischen einen weltweiten Bilderdienst installiert, dessen Wirkungen wie eine Rückflut
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Produktbeschreibung
Man stelle sich vor: Karl der Große steht an der Ostgrenze seines Reiches, hat die Hände zum Schalltrichter geformt und ruft nach Byzanz: "Es sind die Knochen!" Die Antwort läßt nicht lange auf sich warten. Kaiserin Irene befiehlt, byzantinisch zurückzuschreien: "Es sind die Bilder!" Sie sollte, nach vielem Hin-und-Her-Geschrei und mehr als tausend Jahren, Recht behalten.

Das Begehren der Menschheit hat sich von der Reliquienverehrung, von der Hochschätzung der Körper, der Leichen endlich abgewandt und inzwischen einen weltweiten Bilderdienst installiert, dessen Wirkungen wie eine Rückflut alle sakralen und profanen Räume überschwemmt. Nie waren die Menschen, so scheint es, so weit von einem Bilderverbot entfernt wie heute. Man will sich von allem, was es gibt, ein Bild machen und erklärt kurzerhand das für nicht existent, von dem es kein Bild gibt.

Insofern ist die Frage: "Was ist ein Bild?" nicht so naiv, wie sie klingt. Es geht dabei um einen zweiten Blick, der im Gegenlauf zur Bildgeschichte (von den "Knochen" bis zur "Pest der Phantasmen") einer Bildreflexion aufhelfen will, die sich auf die Suche nach der schmerzenden Schnittstelle zwischen Bild und Körper macht. Ausnahmslos alle Beiträge kümmern sich um diese Körperlichkeit, diese Materialität der Bilder, die in einem historischen Souterrain vermutet wird. Der zweite Blick ist nicht nur das Vermögen, Bilder als Bilder zu sehen, sondern auch die Fähigkeit, das "Referenzgemetzel" einer Bildabstraktion wahrnehmen zu können, das für viel Gewalt in der Geschichte verantwortlich ist.

Aus dem Inhalt:
- Hans Belting: Unscharfe Bilder. Das Bild und seine Medien aus anthropologischer Sicht
- Hartmut Böhme: Das Wettstreiten der Medien im Andenken der Toten
- Christina von Braun: Das ein-gebildete Geschlecht
- Thierry de Duve: How Manet's A Bar at the Folies-Bergère Is Constructed
- Rudolf Heinz: Schief und scheel. Propädeutikum zu Bild und Strabismus
- Dietmar Kamper: Bildzwang. Im Gefängnis der Freiheit
- Hans Ulrich Reck: Bild als Medium - Zeichen der Kunst
- Marie José Mondzain: Krieg der Bilder, Krise des Urteils: die byzantinische Moderne
- Bernd Ternes: Der 'ungeheuere Mantelsack meines Geistes voller Bilder' (Augustinus)
- Gerburg Treusch-Dieter: Auge und Ei. Konspekte einer Geschichte des Sehens
Autorenporträt
Hans Belting, geboren 1939 in Andernach, leitete von 2004 bis 2007 das Internationale Forschungszentrum für Kulturwissenschaften in Wien. Zuvor lehrte er nach Stationen an den Universitäten Heidelberg und München an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, die er 1992 mitbegründete, und hatte 2003 den Europäischen Lehrstuhl am Collège de France in Paris inne. Er ist Mitglied des Ordens pour le Mérite für Wissenschaften und Künste.